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Prologues To Infinity Tour – ASTERIUS, DISILLUSION, BEHIND THE SCENERY, SACRIFICED – 28. März 2002, Göppingen, Café OP

Ein gelungener Auftakt der "PROLOGUES TO INFINITY"-Tour mit SACIFICED, BEHIND THE SCENERY, DISILLUSION und ASTERIUS in Göppingen.

Den Anfang in Göppingen machten SACRIFICED, und im Großen und Ganzen machte die Band ihre Sache gut. Eine undankbarere Aufgabe als bei einem Underground Konzert den Opener zu machen gibt es ohnehin kaum, und gemessen daran brachten SACRIFICED mit ihrem melodischen Death Metal ganz ordentlich Stimmung in das Cafe OP – auch wenn diverse technische Problemchen die Band dazu zwangen, an ihren Instrumenten herumzudoktern, besonders die Gitarre schien ein richtig schwerer Fall zu sein. Nach einem etwas langatmigen Intro legten die Jungs dann auch los – offensichtlich ziemlich nervös. Nach ein paar Stücken fing sich die Band aber und überraschte mit abwechslungsreichem und recht variablen Death Metal in der Schnittmenge von IN FLAMES, HYPOCRISY und den üblichen skandinavischen Verdächtigen. Der Gig war nett anzusehen, die Band, besonders der Frontman, gab sich auch redlich Mühe, doch der berühmte „kleine-Konzerte-Halbkreis-vor-der-Bühne“ wollte einfach keinen wesentlich geringeren Radius annehmen, da änderten auch aufmunternde Ansagen nichts. Mehr als ein wohlwollendes, aber auch etwas verhaltenes Mitnicken war bei den meisten nicht drin – lediglich „Theater Of Life“, eine eher schleppende Nummer blieb dank des ausdrucksstarken Gesangs länger in Erinnerung. Das Publikum zeigte sich dennoch begeisterungsfähig und verlangte nach einer Zugabe, die auch prompt gegeben wurde.
 
blankBEHIND THE SCENERY waren laut Aussage von Sänger Holger Speidel „fließig wie die Bienchen… 2 neue Songs in zwei Jahren“. Nun ja, gut Ding will Weile haben und so verhält es sich wohl auch bei BEHIND THE SCENERY-Songs; der neue Titel ist musikalisch jedenfalls eine wahre Freude, und der Text soll ja auch innerhalb der nächsten zwei Jahre fertiggestellt werden. Es ist einfach bewundernswert, wie diese Band es schafft, Komplexität mit Eingängigkeit zu vermengen. Die Songs von der fantastischen Eigenproduktion „…of honesty forbidden“ zünden auch live sofort – was angesichts des anspruchsvollen Songwritings nicht gerade selbstverständlich ist. Demzufolge stieg auch die Stimmungsfieberkurve recht schnell an, was wohl auch am souverän-sympathischen Fronter Speidel lag, der einerseits immer wieder an Anders Fridén von IN FLAMES erinnert, andererseits mit trockenem Humor für grinsende Münder sorgt. Neben den sehr guten Eigenkompositionen der Band, die mit einer fast schon beängstigenden Lässigkeit der Gitarristen vorgetragen wurden (sie stehen eben da und spielen – man sollte sich aber immer bewusst machen WAS sie da spielen), injizierten BEHIND THE SCENERY „Phobia“ von KREATOR eine gute Dosis Aggression und Power – Kompliment !! Da nach dem regulären Set verständlicherweise Entzugserscheinungen auftraten, legten BEHIND THE SCENERY noch eine durchweg gelungene Version von „Blinded By Fear“ nach…
 
blankWährend die anderen Bands ja schon des öfteren im Schwabenländle zu bewundern waren, betraten DISILLUSION aus Leipzig quasi Neuland. Mit der Eigenproduktion „Three Neuron Kings“ konnte die Band für Aufsehen sorgen, und – um das Fazit mal vorweg zu nehmen – auch live überzeugt das Trio. Es ist zwar sicher nicht so ganz einfach, den live gespielten Songs zu folgen, wenn man sie zum ersten Mal hört. Doch DISILLUSION haben genug Power und Ausdruckskraft in den Titeln. Auch live kann man spüren, dass sich hier Musiker jede Menge Gedanken um ihre Musik machen und dabei nicht das Ziel aus den Augen verlieren. Statt über-komplizierten Klangkonstrukten spielen DISILLUSION anspruchsvollen Metal, der live vielleicht nicht sofort komplett erschließbar ist, der aber genug Melodie und Eingängigkeit besitzt – und der die Nackenmuskulatur zucken lässt.

Irgendwo zwischen OPETH, SOILWORK, ANATHEMA und EMPEROR liegt das Songmaterial, und es war erstaunlich mit wie viel Druck das Trio ohne Basser ihre komplexen Kompositionen verabreichte. Die Dreierkonstellation hatte zudem den Vorteil, dass die Band auf der kleinen Bühne genug Platz fürs Stageacting hatte, wohingegen sich die anderen Bands schon mal gegenseitig auf die Füße traten. Neben den Songs von „Three Neuron Kings“ und dem Demo „Red“, die alle gleichermaßen sympathisch und unverkrampft. Mit „Flesh and the power it holds“ von DEATH hatten DISILLUSION zusätzlich einen Song in der Setlist, von dem ich bislang eigentlich dachte, man könne ihn gar nicht covern. Falsch gedacht, denn die etwas abgewandelte Version der Leipziger war schlichtweg genial, was Gesang und instrumentale Umsetzung angeht.
 
blankASTERIUS hatten praktisch Heimvorteil, wobei die gute Stimmung nicht darüber hinwegtäuschen soll, dass mit den Jungs eine richtig, richtig gute Band auf der Bühne stand. Premierenfieber konnte ASTERIUS nicht davon abhalten, gewohnt souverän und mitreißend zu agieren – zum ersten Mal wurden Keyboardpassagen von Band eingespielt, während die Band bislang nach dem Ausstieg des regulären Keyboarders live einfach ohne Klimperkasten auftrat. Meiner Meinung nach war es eine gute Entscheidung, die Synthiepassagen wieder in die Songs zu nehmen, denn der ohnehin gewaltige Sound gewann noch mal an Eindringlichkeit.

Neben dem Material von „..as descendants of stars“ verordneten ASTERIUS mit neuen Titeln wie “Frozen Zodiac“, „A Greater Path“, und „Gemini North“ dem Publikum, das den Halbkreis mittlerweile verschwinden lassen hatte, eine zusätzliche Dosis SAMAEL-inspirirter Klänge. Und das recht gut gefüllte OP Cafe der Göppinger Clinic nahm die neuen Songs genauso dankend an wie die älteren Stücke – kein Wunder, denn mit ASTERIUS stand eine Band auf der Bühne, die nicht nur über gleich zwei charismatische Frontleute verfügt, sondern darüber hinaus noch einen Schlagzeuger in den Reihen hat, der den vielschichtigen Songs den nötigen Live-Drive gibt. Das definitiv eigenständige Material der gut eingespielten Band gefällt mir live mittlerweile besser als von CD – denn auch ASTERIUS haben keine Probleme, ihre atmosphärischen Songs auf angemessene Art live zu präsentieren. Da brachte Sänger Andrash das Publikum gar nicht groß mit „Göppingen!“-Rufen anzufeuern, er konnte auch so von der Bühne diven, ohne auf dem Boden aufzuschlagen. Ein rundum gelungener Konzertabend!!

Fotos: boxhamster

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