STYGMA IV: The Human Twilight Zone

Die Stärken von STYGMA IV liegen in leicht düsteren, epischen aber gleichzeitig eingängigen Powermetal-Songs, die irgendwo im Scheitelpunkt zwischen Bands wie DIO, TWISTED SISTER, und SAVATAGE liegen. Solch herausragende Werke wünscht man sich wirklich viel mehr heutzutage und wer diese Band nun auch weiterhin ignoriert, der ist wirklich selbst Schuld.

Hey! Gratulation an die Band! The Human Twilight Zone ist tatsächlich der zweite Release dieser österreichischen Formation unter ein und demselben Namen. Das ist doch immerhin mal ein echter Fortschritt. Doch gilt dies auch für die Musik?

Schwierige Frage, denn das Debüt (oder doch das Zweitwerk, so genau kann man das bei STYGMA IV ja nicht sagen) Solumn Mente Infirmis war seinerzeit schon ein echter Leckerbissen und es fällt mir schwer, The Human Twilight Zone nun über dieses Album zu stellen.

Gleichstellen würde ich die beiden Scheiben jedoch auf jeden Fall, denn auch The Human Twilight Zone ist wieder einmal ein wahrer Hammer geworden.

Dabei haben mich die beiden ersten Songs zunächst erst mal etwas skeptisch gestimmt, denn für STYGMA IV-Verhältnisse kommen die Eröffnungstracks doch relativ unspektakulär daher und ich befürchtete schon fast, dass den Österreichern dieses mal die nötige Inspiration im Songwriting gefehlt hat.

Mit The Void wird dann aber recht schnell klar, dass die Band ihr Handwerk nicht verlernt hat. Und die wahren Stärken von STYGMA IV liegen eben in leicht düsteren, epischen aber gleichzeitig eingängigen Powermetal-Songs, die irgendwo im Scheitelpunkt zwischen Bands wie DIO, TWISTED SISTER, und SAVATAGE liegen.

Gleichzeitig weiß die Band, neben ihrer hervorragenden Musik auch mit interessanten, tiefgreifenden und dennoch leicht verständlichen Texten zu überzeugen. Es ist eine echte Kunst, komplexe Thematiken in einfache Worte zu packen, so dass sich das ganze nie zu simpel, aber auch zu keinem Zeitpunkt hochtrabend anhört. Diese Kunst verstehen STYGMA IV aber wie kaum eine andere Band und es mag einem auch nicht wirklich ein vergleichbarer Act einfallen, der heutzutage noch ähnliche Lyrics auf der Pfanne hat.

Skeptisch wurde ich allerdings beim 11. September-Song Earth Children, denn an dem Versuch, dieses Thema in einer neutralen und vor allem nicht pseudo-intellektuellen Weise in einem Song zu verpacken, werden in naher Zukunft sicher noch genug Bands scheitern. STYGMA IV machen ihre Sache jedoch sehr gut, zumal sie das ganze in ein verdammt starkes musikalisches Gewand gekleidet haben.

Höhepunkt der CD ist jedoch ganz klar der 16-Minüter Sleep, mit dem sich die Band ein echtes Denkmal gesetzt hat. Der Song ist komplex und dennoch stets nachvollziehbar, hat einen ungewöhnlichen Songaufbau, mitreißende Melodien, Tiefe und vor allem gegen Ende hin steigert sich das ganze ins Unermessliche, obwohl die Band hier mit Wiederholungen en masse arbeitet. Erneut ein Kunstwerk, das nur wenigen Bands gelingt, für Stygma IV scheint ein solches Werk jedoch kein wirkliches Problem zu sein.

Ein Schmunzeln auf den Lippen bereitete mir zunächst die Bombastballade des Albums. Eine gute Freundin von mir kreierte einmal den Begriff Why-Song, mit dem sie all die selbstmitleidigen Stücke meinte, in denen die Sänger das Debakel ihres Lebens lamentieren und ständig nur nach dem Warum fragen, anstatt mal in die Gänge zu kommen und etwas gegen ihre leidige Situation zu tun. Nun, STYGMA IV haben gleich ein ganzes Stück nach diesem unsäglichen Wort benannt und auch diesen Song einmal mehr durch einen herrlichen, ergreifenden Refrain zu einem echten Glanzstück werden lassen.

Fast schon als Abstecher ins Gothic-Metal-Lager könnte man dagegen At the End of My Days mit seiner simplen Keyboardpiano-Melodie und dem groovigen Riffing im Refrain bezeichnen, was der Band aber erneut hervorragend zu Gesicht steht und den Sound von STYGMA IV einfach um eine weitere Nuance erweitert.

Jeden einzelnen Song dieses Albums aufzuzählen, würde nun aber doch etwas zu weit führen. Einen Ausfall gibt es auf The Human Twilight Zone jedenfalls nicht zu verzeichnen. Vielmehr reicht das Spektrum von sehr guten Stücken bis hin zu absoluten Übersongs, so dass die Band nun also endgültig den verdienten Erfolg einheimsen sollte. Es wäre jedenfalls mehr als Wünschenswert, denn die Österreicher gehören zu den Acts, die sich von Anfang an einen ganz eigenen Stil aneignen und diesen mit jedem Album verfeinern und auf natürliche Weise weiterentwickeln konnten.

Solch herausragende Werke wünscht man sich wirklich viel mehr heutzutage und wer diese Band nun auch weiterhin ignoriert, der ist wirklich selbst Schuld.

Fierce

Veröffentlichungstermin: 25.03.02

Spielzeit: 69:59 Min.

Line-Up:
Ritchie Krenmaier – Vocals

Günter Maier – Guitars & Keys

Alex Hilzensauer – Bass

Herb Greiberger – Drums

Produziert von Günter Maier
Label: Rising Sun

Hompage: http://www.stygma4.com

Tracklist:
1. Calculation Towers

2. Stygmatized

3. Void

4. Sleep

5. Earth Children

6. Omega

7. Why

8. In the Human Twilight Zone

9. End of my Daze

10. My Failure Reveals

11. Scars

12. The Way to Light

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