FORESEEN: Soulless Age (Eigenproduktion)

Ein unwahrscheinlich komplexes und trotzdem eingängiges Album, an dem man nur die Produktion noch etwas verbessern könnte. Ansonsten mit FC Bayern-verdächtigem Abstand die bisher beste Eigenproduktion des Jahres.

Genau so viel Prog muss sein! FORESEEN treffen genau den Proganteil, den eher traditionell-engstirnige Altmetaller wie Onkel Wings noch verkraften können. Was auf über siebzig Minuten bedeutet, dass die vier ihre großen spielerischen Fähigkeiten nie zu penetrant in den Vordergrund stellen müssen, sondern sich absolut den Songs unterordnen. Und was für Songs dabei entstanden sind: nie länger als maximal sechseinhalb Minuten, berstend vor Dynamik und Emotion, eine Verknüpfung von sensibel gespielten ruhigen Passagen und ruppigem Riffgeschrube. Dabei konnte man nach dem 1997 erschienenen Debüt „Prophet’s Dream“ gar nicht mal davon ausgehen, von FORESEEN noch ausnahmslos Gutes auf die Lauscher zu kriegen, war der Erstling zum Teil noch zu unausgereift und in einigen Parts richtig anstrengend. Und gerade das ist nun verschwunden. Kein Verknoten der Finger auf dem Griffbrett, um der Muckerpolizei zu imponieren, keine pseudointellektuellen „wir sind so vergeistigt“-Passagen. Die FORESEEN des Jahres 2001 prügeln unbarmherzig die richtigen Riffs an die richtigen Stellen, schreiben richtig gute Refrains (Beispiel: „Pray For The Hunter“) und liefern eine CD ab, die nur eins macht: Spaß! Oder vielleicht noch was anderes: Lust auf mehr. Kann doch wohl nicht angehen, dass jede nudelige Italo-Combo einen Vertrag bekommt, und die wirklich originellen Prog-Power Metaller aus Florida müssen noch ewig im Untergrund herummachen. Dann wären wir wirklich in einem seelenlosen Zeitalter. Bei FORESEEN gibt’s nur eins: die Höchstnote zücken. Ein unwahrscheinlich komplexes und trotzdem eingängiges Album, an dem man nur die Produktion noch etwas verbessern könnte. Ansonsten mit FC Bayern-verdächtigem Abstand die bisher beste Eigenproduktion des Jahres. Und jetzt ab auf die Homepage oder zum Mailorder-Katalog gesprungen und das Ding bestellt.

Wings

Spielzeit: 73:32 Min.

Line-Up:
Mychal – v, key

Gary Humphrey – g

Joe Hammond – b

Cary Derdevanis – dr

Produziert von FORESEEN
Label: Eigenproduktion

Homepage: : http://foreseen.netfirms.com/

Tracklist:
1.Skin (The Embrace) 2.Divine Rage 3.In Human Form 4.Pray For The Hunter 5.A Perfect Sleep 6.I Walk On 7.Soulless Age 8.Blind America 9.The Silence Of Goodbye 10.Eternity Calls 11.Queen Mary 12.Feeding The Masquerade 13.Quit Skies 14.Rain

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