MESHUGGAH: Nothing

"Destroy Erase Improve", Teil 2?

Phänomene bleiben Phänomene. MESHUGGAH sind der Beste dafür, denn sie schaffen es ein ums andere Mal mit den gleichen Mitteln eine komplett andere Scheibe aufzunehmen und die sich vom Vorgänger erheblich unterscheidet. Selbst, wenn die Grenzen der Band relativ eng gestrickt sind und die Band desöferen nahe an der Grenze des Selbstkopierens vorbeihuscht, so liefert die Band dennoch ein ums andere Mal einen beeindruckenden Beweis ihrer Eigenständigkeit und Originalität. Im Metalbereich gibt es nicht viele Bands, die einen eigenen Weg gehen, und sich gerade dadurch an großer Beliebtheit erfreuen und dennoch nicht kopiert werden.

So auch auf Nothing, einem der wohl langerwartetsten Outputs der letzten Zeit. Und selbst wenn es auf den ersten Blick scheint, als wäre der Band die Ideen ausgegangen, so muss der Hörer bedenken, dass ein MESHUGGAH-Album nie bei den ersten Hördurchläufen zündet und sich zahlreiche, ins Konzept passende Details erst nach und nach erschließen. Nothing bildet da keine Ausnahme und macht es dem Destroy Erase Improved und Chaosphere erprobtem Hörer erst recht schwer, da das Tempo merklich gedrosselt wurde. Gleich der Opener Stengah verblüfft durch die schweren, sperrigen Riffs und langweilt den Hörer beim ersten Mal fast. Aber wie gesagt nur fast.

Schnell geht es nicht zu auf dem neuen Werk der Schweden, aber dennoch bleibt das Tempo nicht permanent gleich. Das ist wichtig, denn ansonsten wäre es sehr schwierig, Nothing am Stück durchzuhören. Die Songs, die in den schnelleren Regionen angesiedelt sind, vor allem Glints Collide, geben dem Album die Richtige Würze. Das gesamte Werk ist wieder voller irrwitziger Details und brutalen rhythmischen Breaks, und beweist, dass sich dies nicht auf Geschwindigkeit beziehen muss.

Heraus sticht das geniale Spasm, auf dem Drummer Thomas Haake auch die Vocals übernimmt. Dunkel und hypnotisierend wirkt das Stück, eine depressive Stimmung greift auf den Hörer über, die durch das nachfolgende Nebulous noch verstärkt wird. Ein fast doomiger Song, bei dem der Boden bebt und der Hörer in ein tiefes Loch zu fallen droht. Anno 2002 richtet sich bei MESHUGGAH die Aggression ein wenig mehr nach innen. MESHUGGAH sind mit diesem Werk erwachsener geworden, was der Band ein anderes Gesicht verleiht. Der nihilistische Titel des Albums spricht Bände und das Artwork mit dem schreienden Gesicht, dass in sich in einzelne Partikel aufzulösen scheint unterstützt den Eindruck bestens.

Auch wenn ich musikalisch ein wenig hin- und hergerissen bin, so ist auf jeden Fall die Produktion wieder mal richtig fett geworden und klingt homogen, obschon das Album in zwei verschiedenen Studios aufgenommen wurde. Herumgesprochen hat sich mit Sicherheit außerdem bereits, dass MESHUGGAH auf Nothing achtsaitige Gitarren verwenden und kein Bassist mehr dabei ist. Das ganze klingt sehr beeindruckend und kann auch die letzte Box zerfetzen. Auch wenn das Album weit straighter ist als Chaosphere, so hat Tomas Haake immer noch genügend Möglichkeit, seine irrwitzigen Drumbeats Ausdruck zu verleihen. Jens Kidmans Vocals mussten auch nicht unter dem Reifeprozess leiden, sie klingen sogar noch rauher und aggressiver.

Die Fans müssen entscheiden, ob sie dieses Album mögen, leicht wird es einigen sicherlich nicht fallen, aber das die Band kein zweites Destroy Erase Improve mehr aufnehmen würde, war sowieso von vornherein klar. MESHUGGAH stehen auch im Jahr 2002 für den intelligentesten (Thrash?) Metal unter der Sonne und das dürfte jedem klar werden, der dieses Album mindestens fünfmal laut gehört hat.

Spielzeit: 53:06 Min.

Line-Up:
Jens Kidman – Vocals
Marten Hägström – Guitar
Frederik Thordendal – Guitar
Tomas Haake – Drums

Produziert von Daniel Bergstrand und Frederik Thordendal
Label: Nuclear Blast Records

Homepage: http://www.meshuggah.net

Tracklist:
1. Stengah
2. Rational Gaze
3. Perpetual Black Second
4. Clodes Eye Visuals
5. Glints Collide
6. Organic Shadows
7. Straws Pulled at Random
8. Spasm
9. Nebulous
10. Obsidian

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