Decapitated - Nihility Cover

DECAPITATED: Nihility

Surprise, surprise! Was die jungen Polen mit diesem Album abliefern ist mehr als erstaunlich. Reifer Death Metal mit Charakter.

Selten habe ich mit mehr Begeisterung einer ebenso begeisterten Band zugehört. DECAPITATED sind noch sehr jung (aber erfahren!), im Durchschnitt gerade mal 19 und ich bin mir sicher, dass diese Begeisterung auch viel mit dem Alter zu tun hat. Euer Captain spricht hier aus Erfahrung.

Los geht’s nach einen kurzen Intro mit „Perfect Dehumanisation (The Answer?)“, in dem uns gleich ein brutaler, extrem tighter Blast-Beat entgegengeblasen wird. Doch eines wissen die vier Polen genau: Ständig muss nicht geknüppelt werden. Denn sie müssen das erst gar nicht beweisen und bauen stattdessen lieber auf nackenbrechende Tempowechsel. Verbunden mit absolut messerscharfem, triolischem Riffing das an Erik Rutan (MORBID ANGEL / HATE ETERNAL) erinnert, das so präzise ist wie die Arbeit eines Chirurgen mit seinem Skalpell. Wahnsinn, welche Spannung diese Art Gitarre zu spielen erzeugen kann. Hört euch nur mal das etwas langsamere „Spheres of Madness“ an und ihr werdet restlos überzeugt sein.

DECAPITATED liefern Death Metal mit Charakter

Was DECAPITATED von anderen technischen Acts etwas abhebt, ist der Thrash-Metal-Einfluss, der machmal nur ganz versteckt zum Vorschein kommt. Versteckt sind auch viele weitere Feinheiten, die besonders für Rhythmus-Fanatiker überaus interessant sind. Die Riffs gehen zwar sofort ins Ohr, aber trotzdem muss man das Album mehrmals gehört haben, um gänzlich durchzusteigen. Man hört, dass es immensen Aufwand gemacht hat, „Nihility“ zu komponieren und arrangieren. Daraus wurde ein wunderbar komplexes und anspruchsvolles Werk im Stile der ganz großen Bands.

An „Nihility“ ist außerdem nichts gekünstelt. Die Musiker zeigen, was sie können, lassen, was sie nicht können. Auch technische Verschönerungen sind nicht notwendig. Es gibt keinen Trigger an den Drums, der Gesang wird nicht künstlich vertieft, der Fehler mit Harmonizer zu arbeiten wird selbstverständlich ebenfalls nicht begangen. Death Metal mit Charakter also.

Einzig die Leadgitarren lassen auf dem sonst starken „Nihility“ noch Luft nach oben

Das Einzige, was an diesem Album verbesserungsfähig wäre, sind die Leadgitarren. Man merkt dabei einfach, dass Axtmann Vogg eher ein Rhythmus-Gitarrist ist und speziell im melodischen Gebiet noch etwas üben sollte. Die Leads sind im Vergleich zu den schwer komplexen Riffs zu simpel. Aber für was gibt es noch ein nächstes Album?

Und noch ein abschließender Befehl an alle Freunde des US-amerikanischen Death Metals: Schreibt euch auf den nächsten Einkaufszettel zwei Wörter: DECAPITATED und „Nihility“!

Spielzeit: 35:02 Min.

Line-Up:

Sauron – Vocals
Vogg – Guitar
Martin – Bass
Vitek – Drums

Label: Earache / Wicked World

DECAPITATED „Nihility“ Tracklist

1. Perfect Dehumanisation (The Answer?)
2. Eternity too short
3. Mother War
4. Nihility (Anti-Human Manifesto)
5. Names
6. Spheres of Madness
7. Babylon’s Pride
8. Symmetry of Zero