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GALLHAMMER: Ill Innocence

Sailor Moon goes old-school Metal. Ein Fest für Japanfetischisten – auch für normale Menschen?

Die überall gelobten GALLHAMMER trumpfen mit ihrem zweiten Album auf und lassen die Herzen von Metalheads mit Japanfetisch in nie gekannte Regionen hüpfen. Drei japanische Schulmädchen, die Musik aus der Zeit machen, als sie noch nicht einmal geboren waren, Sailor Moon goes old-school Metal. Klar, das bringt dicken Exotenbonus ein und das ist natürlich ein gefundenes Fressen für Plattenfirmen mit einigermaßen guter Marketingstrategie. Denn diese Umstände lassen eventuelle musikalische Defizite schnell verschwinden.

Nun muss man ehrlich sein, diese Defizite gibt es auf Ill Innocence reichlich. Zwar ist das bei dieser Musik durchaus verzeihlich, wenn man bedenkt, dass DARKTHRONE, ABSCESS und Konsorten immer noch so holzen, als wären sie erst wenige Wochen an ihren Instrumenten. Klar, die omnipräsente Räudigkeit erzeugt Authentizität. Was die drei Mädels machen, klingt so trendfrei und zeitlos, dass man meint, man wäre wieder in den 80ern gelandet. Black-Thrash Metal und fieser Doom werden geboten, stets morbide, krank und düster. Doch leider schafft die Band es nicht, einem roten Faden zu folgen, was vor allem an den eingestreuten thrashigen Songs liegt: Speed of Blood und Killed by the Queen lassen die Scheibe sehr zerfahren wirken, das punkige Blind My Eyes passt mit seinem nervigen Piepsgesang rein gar nicht auf Ill Innocence.

Was GALLHAMMER aber richtig gut können, ist gemeinen, derben Doom zu zelebrieren. Der Opener At the Onset of the Age of Despair, der bitterböse Song of Fall und das abschließende Last Scary Dream sind großartige, pechschwarze Hassbrocken in Zeitlupe, während das epische Slog doomig, aber leicht melancholisch anmutet und durch den Chorgesang zum besten Song des Albums wird. So dürften die drei Japanerinnen gerne öfter zulangen. Passend dazu gibt es derben Gesang, der unverkennbar weiblich, aber gerade deshalb extrem krank wirkt. Die Riffs und die Gitarrenperformance sind nicht schlecht, ragen auch nicht wirklich heraus – ebenso das Bass- und Schlagzeugspiel.

Aus diesen eher mittelmäßigen Zutaten entsteht eine Scheibe, die Genrefans eher wegen gewisser Reize als der Musik gefallen wird. Auch wenn GALLHAMMER ihre Sache gut machen, ein konfuses Album wie Ill Innocence bedarf mehr als nur einer guten zweiten Hälfte oder einem Mastering von Nocturno Culto, um richtig mitreißen zu können. Wenn sich die drei Mädels anstrengen, wird da aber bestimmt mehr draus.

Veröffentlichungstermin: 28. September 2007

Spielzeit: 50:26 Min.

Line-Up:
Vivian Slaughter – Vocal, Bass Guitar
Risa Reaper – Drums, Voice
Mika Penetrator – Guitar, Vocal

Label: Peaceville Records

Homepage: http://www.gallhammer.com

Tracklist:
1. At the Onset of the Age of Despair
2. Speed of Blood
3. Blind My Eyes
4. Delirious Daydreamer
5. Ripper the Gloom
6. Killed by the Queen
7. Song of Fall
8. Ashes World
9. Slog
10. Last Scary Dream

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