BETWEEN THE BURIED AND ME: Colors

Das Magnum Opus von BETWEEN THE BURIED AND ME.

Es fällt mir unglaublich schwer, aber ich muss mich zusammenreißen. Ich weiß, irgendwann klingt es komisch, wenn man sich nur noch und ausschließlich in Superlativen ausdrückt und Fierce schimpft dann wieder. Und doch, ich kann nicht anders. Die Metal-Innovatoren aus North Carolina liefern mit “Colors” ihr Magnum Opus ab. Ein nahezu perfektes Album, das ich mir so weder erwartet noch erhofft hatte. Und jedes Hören fühlt sich an, als würde ich diese Scheibe schon immer kennen. Kreativität knapp unter dem Siedepunkt, Spielfreude deutlich darüber, Authenzität sowieso.

Fangen wir noch mal von vorne an. Die bisherigen Alben des Quintetts waren stets Garanten für atemlos spannende Musik, bei der man selbst nach 20 Durchläufen noch viele neue Sachen entdeckt. Aber weder das wunderbare Debüt noch das brutale “Alaska” können mit diesem Album mithalten. BETWEEN THE BURIED AND ME haben den Artrock der 70er entdeckt und den lassen sie kongenial in ihren progressiven Deathcore einfließen. So gibt es Leises, Lautes, Verfrickeltes, Wildes, Dezentes, Verrücktes, Witziges und Trauriges zu hören. Der zweiteilige Opener “Foam Born” leitet das wahnwitzige Album mit QUEEN-Bombast der 70er ein und ist so unglaublich schön, dass es dauert, bis man sich überhaupt zum restlichen Album durchkämpfen kann.

“Colors” ist wie eine Achterbahnfahrt, von der man nie genug kriegen kann

Dann gibt es mit dem zweiten Teil von “Foam Born” relativ typische BETWEEN THE BURIED AND ME-Kost zu hören, nach diesem Aufwärmen legen die Jungs mit “Informal Gluttony” und seiner orientailschen Note zum ersten Mal richtig los. Wer glaubt, dass dieser hymnische Song das Maximum ist, das die Band zu bieten hat, täuscht sich gewaltig. Denn das 25-minütige Doppel “Sun of Nothing” und “Ants of the Sky” lässt nicht nur beim ersten Hören die Kinnlade nach unten sacken. Hier lassen sie wirklich alles raus: Vertrackten, heftigen Death Metal, locker-flockige Progressive-Passagen, Flamenco, Country, Jazz, weiß der Geier. Das Kunststück dabei ist, dass das Quintett es mühelos schafft, den einzelnen Passagen genügend Raum zum Entfalten zu geben, und dass dieser wilde Stil-Mischmasch auch noch komplett homogen wirkt.

So richtig leidenschaftlich werden BETWEEN THE BURIED AND ME bei “Prequel to the Sequel”, danach gibt es mit “Viridian” eine kleine, akustische Pause, nach der “White Wall” den Hörer auf eine letzte, ebenso begeisternde 15-minütige Reise schickt. Und nach 65 Minuten heißt es: Durchatmen. Glaubt mir, es dauert verdammt lange, bis man das Album drin hat. Auch nach einem Wochenende, an dem man nichts Anderes als “Colors” gehört hat, durchblickt man noch nicht alle Songabläufe oder Ähnliches. Das Schöne daran: Man ist bereits süchtig. Das Album ist wie eine Achterbahnfahrt, von der man nie genug kriegen kann.

BETWEEN THE BURIED AND ME stehen auf derselben Stufe wie OPETH – wenn auch auf einer anderen Treppe

Schön ist auch, dass sich die Band vor allem für die progressiven Parts viel Zeit genommen hat und sich statt übermäßigem Geknüppel Platz für richtige, fordernde Musik schafft. Diese Arbeitsweise sollten sich die ganzen brutalen 08/15-Bands mal zu Herzen nehmen. Wunderbare Gesangslinien, passend eingesetzte Synthies und Keyboards, herrliche Fretless-Bass-Linien und Gitarrenarbeit, die jeder Beschreibung spottet, zeichnen das Album aus. Und weil alles mit Maß und Ziel eingesetzt wurde, nervt auch nicht das größte Gesweepe auf den Lead-Gitarren, sondern begeistert ebenso.

Songwriterisch ist das wahrlich farbenprächtige Album unübertrefflich, die Performance ist erstaunlich und Jamie King hat auch wieder einen verdammt guten Job hinter den Reglern abgeliefert. Für jemanden, der diese Scheibe noch nicht gehört hat, mag es anmaßend klingen, aber BETWEEN THE BURIED AND ME stehen nach “Colors” zwar auf einer anderen Treppe, aber auf derselben Stufe wie OPETH. Freude anspruchsvoller, verspielter, epischer und fordernder Musik: Ihr wisst, was ihr zu tun habt.

Veröffentlichungstermin: 28. September 2007

Spielzeit: 64:21 Min.

Line-Up:

Tommy Rogers – Vocals, Keyboards
Paul Waggoner – Guitar
Dustie Waring – Guitar
Dan Briggs – Bass
Blake Richardson – Drums

Produziert von BETWEEN THE BURIED AND ME und Jamie King
Label: Victory Records

Homepage: http://www.betweentheburiedandme.com

BETWEEN THE BURIED AND ME “Colors” Tracklist

1. Foam Born (A) The Backtrack
2. (B) The Decade of Statues
3. Informal Gluttony
4. Sun of Nothing
5. Ants of the Sky
6. Prequel to the Sequel
7. Viridian
8. White Walls

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