TIGER LOU am 17. Dezember 2005 im Orangehouse, München

Eine fulmimnante Rockshow, ohne große Posen aber mit großen Gefühlen.

Wenn das mal keine abgefahrenen Grenzerfahrungen waren. Im Orangehouse war ich nicht zum ersten Mal, wenn die Indies und Alternativen zum Tanz bitten allerdings schon. Ergo stachen meine Freunde und ich ziemlich raus, verspottet und verachtet wurden wir zum Glück allerdings nicht. Aber auch das hätte ich auf mich ergehen lassen, denn auf dieses Konzert freute ich mich schon seit langem und da hätte ich wohl jede Schmach ertragen. Günstige 11 € Eintritt, faire Merchandisepreise und doch viele lachende Gesichter warfen ihren Schatten voraus, ergo waren die Voraussetzungen um TIGER LOU live zu erleben, absolut top.

Und als TIGER LOU bestehend aus Rasmus Kellerman himself mit drei Mitmusikern die Bühne zu einem Filmintro – fragt mich nicht welcher Film das war – betraten, rockten sie sogleich zu Until I´m There los und hinterließen zumindest bei mir eine offene Kinnlade. Denn so, wie die vier Schweden zumindest live abgingen, das war eine reine Freude. Viel rauher und energetischer als auf CD, dennoch mit der für die Alben typischen Melancholie. Es fesselte einfach wie der Bassist auf der Bühne rockte, als wäre er bei ENTOMBED angestellt oder wie der etwas finster dreinblickende Gitarrist sich vollkommen in der Musik verlor. Rasmus Kellerman selbst überzeugte durch seine Ausstrahlung, sein Lächeln und nicht zu vergessen durch seine wunderschönen Songs und seine tolle Stimme. Und es war unfassbar, wie TIGER LOU es verstanden, das Publikum mitzureißen, egal ob die vielen H&M-Modesünderinnen und Langzeitstudenten oder die wenigen Rocker und Metaller. Die gut 150 Anwesenden erlebten eine Rockshow, der es an den nötigen Eiern nicht fehlte, was sich auch auf die Songauswahl auswirkte. Doch jedes der gespielten Stücke, wenn auch ähnlich ausgerichtet, hatte einen eigenen Charakter, wohl auch weil ein richtiger Drummer für weniger monotone Beats sorgte, als es noch auf dem aktuellen Album The Loyal und Is My Head Still On? der Fall war, da kam richtig Leben in die Bude.

Umgehauen wurden die Zuschauer von der Wucht des Titelsongs der neuen CD, bei The Wake / Hooray Hooray und Days Will Pass sangen alle lauthals mit. Am meisten berührte mich jedoch Albino Apparel, da der schüchterne Schwede mit dem sonnigen Gemüt dieses Lied Mieszko Talarczyk von NASUM – der Name war maximal 5 Leuten im Saal ein Begriff – widmete, etwas das ich an diesem Abend absolut nicht erwartet hätte. Schweden halten eben doch zusammen. Ansonsten verbreiteten die Vier bei bestem Livesound nur gute Laune, ohne jedoch in billige Kisten abzurutschen und sich auf niedriges Niveau zu begeben. Es war einfach ein Gefühl der Wärme, das sich verbreitete und einfach gut tat. Dazu noch eine ordentliche Portion Fuck You-Attitüde und fertig war ein Konzert, das zumindest für meine Begleiter und mich erfrischend anders war und nebenbei noch um einiges besser als die meisten anderen Gigs, denen ich dieses Jahr beiwohnte. Und nachdem nicht nur ich begeistert von diesem Auftritt war, gab es derartigen Applaus, dass es als Zugabe die beiden wunderschönen Nummern Oh Horatio und All I Have gab. Dies war immer noch nicht genug, so dass Rasmus Kellermann und seine Mitmusiker noch zwei allerletzte Songs spielten, bis dann entgültig Schicht im Schacht war.

Nach insgesamt gut 70 Minuten verabschiedete sich die Band, die vielleicht nicht immer perfekt, aber immer lebendig allen Anwesenden ohne große Posen eine Show boten. Und es dürfte wohl niemand diesen Auftritt so schnell vergessen, auch TIGER LOU nicht.

Setlist TIGER LOU

Until I´m There

Functions

Sell Out

The Loyal

Patterns

Nixon

Love that Sound

The Wake / Hooray Hooray

Albino Apparel

Like My Very Own Blood

Days Will Pass

Oh Horatio

All I Have

The War Between Us

Nova Lee

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