CEPHALIC CARNAGE: Anomalies

Dieses Album definiert extremen Metal und legt die Messlatte unerreichbar hoch.

Abart, Ausnahmeerscheinung, Unregelmäßigkeit – Anomaly kann viel bedeuten. Dass jede dieser Umschreibungen auf meine Lieblinge im Death-Grind zutreffen ist sicherlich beabsichtigt. Doch seien wir ehrlich: Nach dem völlig kaputten Lucid Interval hatte ich mir schon eine Familienpackung Aspirin bereitgelegt und die Messlatte an kranken Spielchen sehr hoch gelegt – für Anomalies zu hoch. Keine Frage, das vierte Album der Kiffer aus den Rocky Mountains ist nichts für Leute, die Wert auf nachvollziehbare Songstrukturen legen, aber der technische und wirre Overkill erfolgt auf diesem Album nicht. Zum Glück.

Es gibt genügend zum Kopfschütteln und das weniger aus Unverständnis. CEPHALIC CARNAGE beweisen, dass sie verdammt gute Riffs drauf haben und nicht nur frickeln können – The Will or the Way mit seinem herrlichen NAPALM DEATH-Zitat und das fette Doom-Highlight Piecemaker sind nur zwei Beispiele. Ausleben können sich die Wahnsinnigen noch immer, aber die Einsätze sind erstens seltener zu finden und zweitens viel besser versteckt. Dafür ist Anomalies viel mehr Metal, Grind und Tritt mehr in die Fresse als zuvor. Anomalies wirkt stellenweise als wäre den Amis das Gras ausgegangen – Nüchtern, aber genau deshalb so wahnsinnig und wütend. Spaß macht das Album allerdings durchgehend, egal ob straight oder verplant.

Der bandeigene Humor wird wieder einmal dezent eingesetzt, äußert sich nicht nur durch lustige Wortspiele, sondern auch durch eine der besten Persiflagen, die ich seit langem gehört habe: Dying Will Be the Death of Me ist genau das, was man von einem Metalcore-Song erwartet. Stakatto-Riffs treffen auf Gitarrenmelodien und einen eingängigen Refrain in dem klarer Gesang verbraten wird. CEPHALIC CARNAGE garnieren ihren typischen Sound mit diesen Ingredienzen und sorgen somit für ein breites Grinsen im Gesicht. Doch auch Stücke wie Scientific Remote Viewing, das einen zu Beginn gleich kaputt haut, Sleeprace, das Doom und Grind perfekt verbindet und das abschließende, angenehm jazzige Ontogony of Behavior sind wahre Perlen und zeigen, dass CEPHALIC CARNAGE die Berechtigung haben in allen möglichen Genres zu wildern.

Überhaupt hat diese Scheibe keine Ausfälle, keine schlechten Riffs und keine langatmigen Teile. Anomalies bietet nichts anderes als extremen Metal der besten Sorte, ist kreativ und originell, blitzgescheit und mächtig daneben. Anomalies besitzt alles, was man von einer Scheibe erwartet, auf die man sein Leben lang immer wieder zurückgreift, vor allem dann wenn man gute Laune hat oder haben will – Anomalies ist nämlich bei aller Wut ein Garant für kurzweilige, spaßige und etwas verdrehte 45 Minuten und legt ganz nebenbei die Messlatte für künftige Veröffentlichungen im Death Grind auf ein unerreichbares Niveau.

Veröffentlichungstermin: 21. März 2005

Spielzeit: 44:59 Min.

Line-Up:
Lenzig Leal – Vocals

Zac Joe – Guitar

Steve Goldberg – Guitar

Jawsh Mullen – Bass

John Merrymen – Drums

Produziert von Dave Otero und CEPHALIC CARNAGE
Label: Relapse Records

Homepage: http://www.cephaliccarnage.net

Tracklist:
1. Scientific Remote Viewing

2. Wraith

3. Counting the Days

4. The Will or the Way

5. Piecemaker

6. Enviovore

7. Dying Will Be the Death of Me

8. Inside is Out

9. Sleeprace

10. Kill for Weed

11. Litany of Failure

12. Ontogony of Behavior

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