JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE: Hardcore aus der ersten Welt

Ein kleines Genre-Highlight und ein Insider-Tipp für alle, die den Glauben in Nachwuchsbands im Grindcore verloren haben

Dass die Formation aus Krefeld einen an der Waffel hat sollte einigen von euch unlängst bekannt sein. Doch mit ihrem neuen Album beweisen die Freaks, dass ihr Schaden dauerhafter Natur ist und sie besser unter Verschluss gehalten werden, bis einem die Decke über dem Kopf mal wieder einbricht. Genau dann ist es an der Zeit sich von Hardcore aus der ersten Welt umblasen zu lassen. Diese Band ist so wütend wie hässlich und hat trotz der überschäumenden Wut Sinn für Technik und Anspruch.

Hardcore aus der ersten Welt hat mit Hardcore nur im weitesten Sinne etwas zu tun, viel mehr handelt es sich um Grindcore, der einerseits viel Groove und Geschwindigkeit bietet, andererseits aber sehr technisch ist und ein paar Death Metal-Einflüsse mitbringt. Doch nicht nur in Sachen Fingerfertigkeit sind JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE ganz weit vorne: Verschachtelt bieten sie ihre Songs dar, weshalb man hellwach sein muss, um Songs wie Abflussbestattung oder Zieh die Jacke falschrum an zu verstehen. Man braucht mehr als einmal, um die Songs zu verstehen, doch man verliebt sich gleich auf Anhieb in die Band wegen ihrer unkonventionellen Art und dem schrägen Humor, wofür die Straight Edge-Persiflage Koscher das beste Beispiel ist.

Doch das Krefelder Sextett kann nicht des hemmungslosen Gefrickels bezichtigt werden, will heißen es gibt genügend straighte Prügelpassagen, bei denen es aber vermieden wird ins Belanglose abzurutschen. Dazu braucht man viel Talent, und Gründungsmitglied und Gitarrist Klaus bringt zusammen mit seinem Kollegen Daniel genau dies mit. Die Riffs strotzen vor Kraft und sind gleichzeitig mal mehr, mal weniger technisch aber niemals belanglos. Im Gegenteil, JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE wirken auf Hardcore aus der ersten Welt frischer als jemals zuvor, vielleicht weil die Band endlich Shows spielt und daher auch besser funktioniert.

Im Gegensatz zu den vorherigen Releases gibt es nicht nur eine bessere Produktion, die altbewährten Stärken sind geblieben: Seien es die wahnsinnigen Vocals von Bony, der um einiges origineller, weil verzerrter als die meisten seiner Kollegen kreischt, die kaputten Growls von Neuzugang Paul oder das inzwischen richtig gute Drumming von Gründer Christof: JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE stehen am Zenit ihres Daseins. Hardcore aus der ersten Welt ist ein kleines Genre-Highlight und ein Insider-Tipp für alle, die den Glauben in Nachwuchsbands im Grindcore verloren haben.

Veröffentlichungstermin: 6. September 2004

Spielzeit: 31:04 Min.

Line-Up:
Paul – Deep Growl

Bony – High Screams

Klaus – Guitar

Daniel – Guitar

Marco – Bass

Christof – Drums

Produziert von Wolfgang Persy
Label: Bastardized Recordings

Homepage: http://www.japanischekampfhoerspiele.de

Email: jaka-booking@fertigmensch.de

Tracklist:
1. Verpackt in Plastik

2. Zimmer 2.407b

3. Abflussbestattung

4. Es lernt sich von selbst

5. Wir werden Gott

6. Du warst mein Ritalin

7. 8.0

8. Das Gift ist da

9. Koscher

10. Im Schlafanzug zu Plus

11. Chemie

12. Zieh die Jacke falschrum an

13. Was meinst Du?

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