EDGUY: Hellfire Club

Der Metaller von heute kommt an EDGUY nicht mehr vorbei.

1988, als Bands wie OVERKILL, METALLICA und TESTAMENT ihre besten Platten veröffentlichten und ich im Alter von 16 Jahren eigentlich nur den harten Stoff hörte, hatte ich schon mal das Problem wie seit einem halben Jahr. Mir gefiel eine Band so richtig gut, die mir eigentlich nicht gefallen dürfte. Damals war das Werk Operation: Mindcrime von QUEENSRYCHE schuld. Seit Veröffentlichung der Burning Down The Opera Live-CD habe ich mir den gesamten Backkatalog der Hessen zugelegt und ja, ich bin es…EDGUY-Fan…

Sehr gespannt war ich also, nachdem ich natürlich auch meinen Beitrag geleistet und die vor einigen Wochen erschienene „King Of Fools“ Maxi mit in den Charts gebracht habe, wie EDGUY ihre recht lange Pause, die gewonnene Popularität (nicht zuletzt auch durch Sammet`s AVANTASIA Alben), das neue Plattenlabel, die auf einmal aufkommende Fernsehpräsenz in ihrer Musik verarbeitet haben. Werden sie weicher? Besteht die Scheibe nur noch aus Balladen? Geht die Band irgendwelche Kompromisse ein?

Mitnichten! Bereits der Opener „Mysteria“ macht deutlich wo der Hammer hängt. Voll auf die Glocke, einer der härtesten Songs der Band ever. Das Riffing erinnert nicht selten an frühere JUDAS PRIEST Meisterwerke. Ich lehne mich aber so weit aus dem Fenster und behaupte das es die alten Herren Tipton und Downing es nicht mehr auf die Reihe kriegen, solch fette Gitarren zu braten. Der passende Opener der Appetit auf mehr macht. „The Piper Never Dies“ ist dann so etwas wie der letzte Beweis, dass die Band mittlerweile richtig gross ist. Überragendes Songwriting, spannender Aufbau, klasse Mittelteil der an frühere Helden wie RAINBOW oder DEEP PURPLE erinnert und dazu Gesangslinien, die diesem Song noch die Krone aufsetzen. Ein absolutes Meisterwerk im deutschen Metalbereich und sehr mutig von der Band diesen Song an zweiter Stelle zu setzen. Dass EDGUY aber richtig mutig sind beweisen sie auch mit dem nächsten Titel „We Don`t Need A Hero“. War es nicht Dave Mustaine der vor knapp 3 Jahren noch etwas anderes behauptete? Ok, sinnlos. Entschuldigung. Der Song an sich ist typischer EDGUY-Stoff. Bei „Down To The Devils“ gibt es dann erstmalig das Babelsberger Filmorchester zu hören und steigert sich nach kurzer Zeit noch zu einem richtig guten Powermetalsong. „King Of Fools“ dürfte mittlerweile bekannt sein. Recht modern für EDGUY-Verhältnisse, aber ein richtiger Ohrwurm. Danach kommt der einzige Schwachpunkt auf „Hellfire Club“, denn wie schon auf der letzten Scheibe mit „Wash Away The Poison“ weiss auch die Ballade „Forever“ nicht richtig zu gefallen. Ich weiss nicht warum, Sammet singt richtig gut aber irgendwie will der Funken nicht so richtig rüberspringen. Dass die Band auch gute Balladen schreiben kann, beweisen sie mit „The Spirit Will Remain“, ein Track nur aus Orchester und Gesang bestehend und dieser Song hat das Besondere, das gewisse Etwas um von einer gelungenen, einer starken Ballade zu sprechen. „Under The Moon“ geht geschwindigkeitstechnisch in Richtung „Mysteria“, bevor mit „Lavatory Love Machine“ der Funfactor zum Vorschein kommt. Ein lustiger Songtext und der Song an sich ist Party, Rock`n`Roll pur. Kommt live bestimmt gut rüber, auch wenn er mir etwas zu „kindisch“ klingt und ich bei diesem Song, genauso wie eben bei „Forever“ gerne mal nach vorne skippe. „Rise Of The Morning Glory“ dürfte keinen EDGUY-Fan enttäuschen bevor zum Ende der Scheibe noch mal 2 richtige Perlen vertreten sind. Neben dem bereits angesprochenen „The Spirit Will Remain“ gefällt mir auch „Navigator“ so richtig gut. Der Song ist im Midtempo gehalten und hätte dem letzten IRON MAIDEN-Album richtig gut getan. Hier beweist Mr. Sammet wieder welch Goldkehlchen er besitzt. Trotzdem ist EDGUY nicht nur Sammet, denn auch die anderen Musiker wissen zu überzeugen und „Hellfire Club“ klingt nur so gut und rund, weil hier fünf absolute Profis am Werk sind.

Und wenn mir einer vor einen Jahr gesagt hätte, dass ich die Review mit diesem Satz beende, hätte ich ihn für blöd erklärt: Der Metaller von heute kommt an EDGUY nicht mehr vorbei.

Veröffentlichungstermin: 15.03.2004

Line-Up:
Tobias Sammet – Vocals

Jens Ludwig – Guitar

Dirk Sauer – Guitar

Tobias Exxel – Bass

Felix Bohnke – Drums

Label: Nuclear Blast

Homepage: http://www.edguy.de

Tracklist:
1. Mysteria

2. The Piper Never Dies

3. We Don`t Need A Hero

4. Down To The Devil

5. King Of Fools

6. Forever

7. Under The Moon

8. Lavatory Love Machine

9. Rise Of The Morning Glory

10. Lucifer In Love

11. Navigator

12. The Spirit Will Remain

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