GREEN CARNATION: A Blessing in Disguise

Müsste ich die neue Scheibe mit drei Referenzbands beschreiben, fiele mir die Wahl leicht: PINK FLOYD, TIMO RAUTIAINEN & TRIO NISKALAUKAUS und GREEN CARNATION. Ein heißer Anwärter auf die Top-Alben des Jahres.

Light of Day, Day of Darkness war ein Album, das ich persönlich viel zu spät, um genauer zu sein ca. 1 Jahr nach Veröffentlichung, entdeckt habe. Wäre dieses Überwerk anno 2002 erschienen, die Wahl zu den Top 5-Alben des Jahres wäre mir ein ganzes Stück leichter gefallen. Ich weiß nicht wie oft ich dieses zeitlose Stück Musik letzten Herbst im Discman rotieren hatte und wie viel Schauer mir über den Rücken liefen – herrlich. Es war ja eigentlich klar, dass GREEN CARNATION damit bereits ihr ewiges Referenzwerk geschaffen hatten, das im Gegensatz zum eher durchschnittlichen Debüt einen echten Quantensprung darstellte. Dementsprechend erwartungslos ging ich eigentlich an die neue Scheibe der Band ran – klar, gespannt war ich ohne Ende und haben wollt ich das Ding auch unbedingt, aber irgendwie war mir doch klar, dass die Band eine derartige Leistung nicht wiederholen kann. Und das können GREEN CARNATION auch nicht. Glücklicherweise scheinen sich die Norweger darüber auch ganz bewusst gewesen zu sein und umso entspannter hat man sich so wie es aussieht an Blessing in Disguise gemacht – was dem Drittwerk nur gut getan hat.

Kein festes Konzept liegt dem neuen Album mehr zu Grunde, die Songs sind voneinander gelöst und ein ganzes Stück weniger konstruiert als der mächtige Vorgänger. Stattdessen hat man sich darauf konzentriert gute Songs zu schreiben und viel Gefühl zu transportieren und dadurch ist auch Blessing in Disguise wieder ein echtes Highlight in der derzeitigen Veröffentlichungsflut geworden.

Müsste ich die neue Scheibe mit drei Referenzbands beschreiben, fiele mir die Wahl leicht: PINK FLOYD, TIMO RAUTIAINEN & TRIO NISKALAUKAUS und GREEN CARNATION. Die eingängigeren und melodischen Momente des Vorgängerwerks hat man mit sich anscheinend herausgepickt und ist bewusst minimalistischer zu Werke gegangen um so neun wunderschöne melancholische Rocksongs aufzunehmen die einen einfach verzaubern.

Mit Crushed to Dust geht es recht flott und fröhlich los, um mit den nächsten beiden Songs dann gleich die beiden Highlights zu präsentieren, die den Kauf dieser CD eigentlich schon rechtfertigen. Das zweigeteilte Lullaby in Winter ist dabei ein herrliches Beispiel dafür, wie viel Gefühl von Melancholie, Trauer und Hoffnung GREEN CARNATION in einen ruhigen Song packen können ohne über eine Länge von 8 Minuten zu langweilen ja sogar stets die Begeisterung am Leben zu erhalten, was aber sicher nicht jeder so empfinden wird – man muss schon den richtigen Nerv für die Musik für diese Band mitbringen. Writings on the Wall ist da schon wieder ein ganzes Stück flotter und besticht durch dieses herrlich warme Herbstgefühl – so ist die Musik leicht und bedrückend zur gleichen Zeit und die herrlichen PINK FLOYDschen Gitarren unterstützen diese Atmosphäre geradezu perfekt. Genauso wissen die Norweger aber auch genau, wie man eine Hammondorgel ganz im Dienste dieser Atmosphäre einzusetzen hat und eine bessere Unterstützung könnten die Melodien dieses Albums gar nicht erfahren. Den Songs in nichts nachstehend ist aber auch The Boy in the Attic ausgefallen, das vor allem auch textlich sehr intensiv geworden ist und bei dem man wieder einmal nie so recht sicher sein kann, wie viel autobiografisches in den Lyrics steckt und was freie Erfindung ist. Und genau da steckt eine weitere Besonderheit von A Blessing in Disguise – die Texte wirken wie aus dem Alltag gegriffen, sind sehr direkt und vermögen es dennoch einen gefangen zu halten. Glaubt man in einem Moment es mit einem eher leichten und mit einer Spur Melancholie versehenen Rückblick auf eine bestimmte Phase des Lebens von Tchort zu tun zu haben, wird man spätestens dann eines besseren belehrt wenn der Protagonist plötzlich von seinem eigenen Tod redet oder dem Mord an einer Verflossenen.

Diese Mischung aus Trauer und Leichtigkeit, aus Realitätsnähe und Fiktion macht dann auch den besonderen Reiz dieses Albums aus, das musikalisch an den Randgebieten des Heavy Metal fischt und doch wohl nur in diesem Genre echte Erfolge feiern wird.

Ein heißer Anwärter auf die Top-Alben des Jahres ist Blessing in Disguise für mich auf jeden Fall erneut geworden, diesmal vielleicht nicht für die Top 5, aber für die Top 10 reicht es bislang….

Veröffentlichungstermin: 16.06.03

Spielzeit: 56:19 Min.

Line-Up:
Tchort – guitar

Kjetil Nordhus – vocals

Stein Roger Sordal – bass, guitars, harp

Anders Kobro – drums

Bernt A Moen – keyboards, piano

Bjørn Harstad – lead guitar, effects

Produziert von Tchort
Label: Season of Mist

Hompage: http://www.green-carnation.tk

Tracklist:
1. Crushed To Dust

2. Lullaby In Winter

3. Writings On The Wall

4. Into Deep

5. The Boy In The Attic

6. Two Seconds In Life

7. Myron & Cole

8. As Life Flows By

9. Rain

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner