GOTTHARD: Human Zoo

Zwar ist mir der Anteil an balladesken Tränendrüsendrückern eindeutig zu hoch, doch nichtsdestotrotz strotzt "Human Zoo" vor erstklassigen Songs, die von erstklassigen Musikern eingespielt und von erstklassigen Knöpfchendrehern und Reglerziehern mit einem tollen Sound versehen wurden. So, und nun soll mir mal einer verraten, warum man dieses Album NICHT kaufen sollte? Nur, weil es nicht das härteste unter der Sonne ist? Lächerlich!

Zugegeben: Ich mag die ersten, im Stile von Whitesnake/Free/Bad Company rockenden Gotthard-Alben wie „Gotthard“ (1992) oder „Dial Hard“ (1993) mehr als Scheiben wie die doch eher pop-orientieren Werke „Homerun“ (2001) oder „Open“ (1999). Doch man kann Basser Marc Lynn, Sänger Steve Lee, Gitarrist Leo Leoni, Drummer Hena Habegger (sie seit dem Debüt zusammenspielen) und Gitarrist Mandy Mayer (u.a. Krokus, Asia, Katmandu, Cobra – stieß etwa 1997/98 fest zur Band) attestieren, daß jedes Album (egal wie hart oder weich, wie rockig oder poppig) mit grandiosen Songs und einer erstklassigen Produktion versehen war. Es ist sowieso – und davor kann/sollte man durchaus Respekt haben – erstaunlich, was die Band in den letzten zehn, elf Jahren alles erreicht hat. Es gab Gold- („Gotthard“), Platin- („Dial Hard“, „G.“) und sogar Doppelplatinauszeichnungen („Defrosted“) für diverse Alben. Es gab Tourneen und Gigs mit u.a. Victory, Bryan Adams, Magnum, Bon Jovi oder AC/DC durch und in viele(n) Länder (Deutschland, Italien, Frankreich, Schweiz) und man stand mit/für Non-Rock-Künstlern wie Montserrat Caballé oder Udo Jürgens auf der Bühne. Doch kommen wir zur Gegenwart. „Human Zoo“ – das sechste „richtige“ Studioalbum, ist die erste Scheibe der Schweizer, die NICHT von Ex-Krokus-Basser Chris von Rohr produziert wurde. Aber an der musikalischen Ausrichtung und soundtechnischen Klasse hat sich trotz seines (freiwilligen??) Ausscheidens nichts geändert. Die zwölf Songs wurden dieses Mal von Marc Tanner (u.a. Nelson und The Calling) nicht nur erstklassig produziert, sondern von Paul Lani (u.a. Stryper, Motley Crue, Sanctuary) auch mit einem Mix versehen, bei dem auch die Gitarren wieder ETWAS stärker in den Vordergrund gerückt sind. Aber das macht die Band noch lange nicht bzw. wieder zu einer harten Rockband, denn wie auch auf „Homerun“ überwiegen Balladen, erstklassige Background-Vocals und eingängige Melodien mit Ohrwurmcharakter. Meine Favoriten auf „Human Zoo“ sind der erdige Opener/Titeltrack (hätte auch einer Bon Jovi-Scheibe gut gestanden) der noch am ehesten an die ersten Scheiben erinnert, der straight-eingängige Rocktune „Top of the World“ und die nicht minder rockenden und „Gute Laune“-versprühenden „One in a million“ oder „Long Way Down“. Doch Gotthard wären wohl nicht Gotthard, wenn sie nicht auch die eine oder andere (erstklassige) Ballade an Bord hätten. “Have a little faith” erklingt in bester “Heaven”, “Father is that enough” oder “Let it Rain”-Tradition, doch auch „What can I do“ oder “First Time in a long Time” wissen zu überzeugen. Zwar ist mir der Anteil an balladesken Tränendrüsendrückern eindeutig zu hoch, doch nichtsdestotrotz strotzt „Human Zoo“ vor erstklassigen Songs, die von erstklassigen Musikern eingespielt und von erstklassigen Knöpfchendrehern und Reglerziehern mit einem tollen Sound versehen wurden. So, und nun soll mir mal einer verraten, warum man dieses Album NICHT kaufen sollte? Nur, weil es nicht das härteste unter der Sonne ist? Lächerlich!

Spielzeit: 49:42 Min.

Line-Up:
Mandy (guitars)

Marc (bass)

Steve (vocals)

Leo (guitars)

Hena (drums)

Produziert von Marc Tanner
Label: Ariola (BMG)

Homepage: http://www.gotthard.com

Email: info@steinblatt.com

Tracklist:
1.Human Zoo

2.What I Like

3.Have A Little Faith

4.Top Of The World

5.Janie´s Not Alone

6.Still I Belong To You

7.One In A Million

8.No Tomorrow

9.First Time In A Long Time

10.Where I Belong

11.Long Way Down

12.What Can I Do

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