JOE SATRIANI – 9. Juli 2002, Nürnberg, Serenadenhof

Die hohe Kunst des Instrumentals ist im Rockgenre deshalb eine, weil es seit jeher nur wenigen gelingt, ohne Text eine Geschichte zu erzählen. Joe Satriani machte es open air im gut besuchen Nürnberger Serenadenhof vor.

Die hohe Kunst des Instrumentals ist im Rockgenre deshalb eine, weil es seit jeher nur wenigen gelingt, ohne Text eine Geschichte zu erzählen. Wie mag da eine rein instrumentale Rockshow über zwei Stunden funktionieren? Joe Satriani machte es open air im gut besuchen Nürnberger Serenadenhof vor.

Der Mann aus San Francisco gilt als einer der besten seines Fachs. Meister der E-Gitarre, Erbe von 70er-Jahre-Heroen wie Ritchie Blackmore, den der 46jährige tatsächlich mal für ein paar Monate bei „Deep Purple“ ersetzte. Das Problem in dieser Disziplin ist jedoch nicht nur der Hang zu immenser Selbstdarstellung, die mitunter autistische Züge annehmen kann – die Crux ist die völlige Reduzierung der Musik auf ihre technischen Fähigkeiten. Als Außenstehender kommt man da alsbald ins Grübeln. Hieß es nicht mal, der Grunge hätte den letzten Gitarrenhelden ins Grab getreten? Doch Götter sind bekanntlich langlebig, zeigen Steherqualitäten. Live im Serenadenhof kommt Satrianis aufdringliche Gitarrenakrobatik vier, fünf Nummern lang richtig gut, doch dann erlischt die Aufmerksamkeit. Weil es immer das gleiche ist. Hochtechnisches Gefrickel vom Fass, Solo auf Solo – eine seelenlose Leistungsschau, gleichermaßen perfekt wie ohne Aussage. Wobei Satriani noch relativ songdienlich arbeitet und sich redlich müht, einen Spannungsbogen zu basteln. Für ein Stück tritt er sogar hinters Mikro und macht klar, dass es eine gute Entscheidung war, das Singen sein zu lassen. Doch der Flitzefinger ist für Überraschungen gut, dreht im Finale noch mal richtig auf. Während im Hintergrund wilde Blitze über den fränkischen Himmel jagen, wird auf der Bühne zum ersten Mal an diesem Abend befreit aufgelacht. Endlich löst sich die Anspannung in den Gesichtern, Satriani, Bassist Matt Bissonette (ehemals bei David Lee Roth) und Schlagzeuger Jeff Campitelli spielen sich in einen kleinen Rausch, das Publikum feiert im strömenden Regen. Golden Goal für Mr. Satriani!

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