KISS: Lick it Up

Fakt ist, das KISS auf „Lick it up“ so heavy wie nie zuvor agierten. Nie waren Gitarren-Soli auf KISS-Platten so gut. Zusammen mit „Revenge“ meine Lieblingsscheibe von Kiss.

Ich bin seit 1979/80 (also seit meinem zehnten Lebenjahr) beinharter Verehrer der Herren Gene Simmons, Paul Stanley, Ace Frehley, Vinnie Vincent, Mark St.John, Bruce Kulick, Peter Criss, Eric Carr und Eric Singer, die alle eines gemeinsam haben. Sie spielen/spielten bei der selbstbenannten „hottest band in the world“. Diese heißt – für mich auch nach über zwanzig Jahren – immer noch KISS und ich erinnere mich noch genau, wie zwiespältig ich damals dieses Album aufgenommen hatte. Denn KISS hatten immer wieder in zahlreichen Interviews betont, dass sie sich an dem Tag auflösen würden, wenn die Masken fallen. Und genau das taten sie am 18.09.83 im Rahmen einer MTV-Show. Lag dieser Entschluss an den schwachen Verkäufen der Vorgängerscheiben „Creatures of the Night“ (1982), „The Elder (1981 – bis heute eine der besten, aber auch unterbewertesten KISS-Alben) oder „Unmasked“ (1980) oder daran, daß zwei der Original-Mitglieder (Peter Criss und Ace Frehley) nicht mehr dabei waren und eine neue Ära eingeläutet werden sollte. Oder hinterließen die drei restlos ausverkauften Juni-Auftritte im legendären „Maracana-Stadion“ in Rio vor fast 250.000 Fans einen solchen Eindruck auf die Bandmitglieder, dass sie dachten, das solch ein Event nicht mehr getoppt werden könne. Doch wie jeder weiß fielen zwar die Masken, die Karriere war damit allerdings noch lange nicht beendet (und hält bis heute an). Musikalisch gibt’s an „Lick it up“ nichts auszusetzen. Erstmalig gehörte Vinnie Vincent offiziell zur Band (nachdem er inoffiziell schon das „Creatures of the Night“ einspielte) und war auch gleich stark ins Songwriting involviert. Leider schien Herr Cusano (so sein bürgerlicher Name) ein noch größeres Ego als das Duo Simmons/Stanley gehabt zu haben, denn obwohl er seine Klasse als Songschreiber hörbar unter Beweis stellte und er der (mit Abstand) versierteste Leadgitarrist der Kisstory war, wurde er recht bald nach dem Release dieser Scheibe gefeuert, so daß diese Platte seine erste/letzte für/mit KISS sein sollte. Lag’s an ihm, daß das Album so gut geworden ist? Egal, Fakt ist, das KISS auf „Lick it up“ so heavy wie nie zuvor agierten. Nichts gegen Ace Frehley, aber nie waren Gitarren-Soli auf KISS-Platten so gut. Egal ob das kommerziell-eingängige und extrem radiotaugliche “Lick it up”, der flotte Opener „Exciter“, die Mega-Ballade „A Million to One“, das musikalisch recht ungewöhnliche, von allen vier Bandmitgliedern geschriebene “All Hell’s breakin’ loose” (fast schon Rap-artige Vocals, fetter mehrstimmiger Chorgesang beim Refrain) oder die rauh-kantigen Gene Simmons-Stücke „Not for the Innocent“, „Fits like a Glove“, „Dance all over your Face“, „Young and Wasted“ oder „And on the 8th Day“ (selten waren Simmons-Songs in den folgenden Jahren besser…). Jeder dieser Songs ist klasse. Lediglich das schnelle „Gimme More“ gefiel mir damals nicht – und tut es auch heute nicht. Das Album erreichte Platz 24 der US-Album- und Platz 7 der “UK-Album-Charts”. Sollte das Ablegen der Masken „nur“ ein Marketing-Schachzug gewesen sein, ging dieser auf, denn “Lick it up” war das erste Album seit “Dynasty” (1979), das mit Platin ausgezeichnet wurde und zusammen mit „Revenge“ meine Lieblingsscheibe von Kiss ist.

Veröffentlichungsjahr: 1983

Produziert von James Jackson

Homepage: http://www.kissonline.com

Tracklist:
1 Exciter

2 Not for the Innocent
3 Lick It Up
4 Young and Wasted

5 Gimme More
6 All Hell’s Breakin’ Loose
7 Million to One
8 Fits Like a Glove
9 Dance All over Your Face

10 And on the 8th Day

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