Irgendwie gingen mir SPOCK’S BEARD immer am Arsch vorbei. Klar, die Musik und die Musiker sind schon perfekt, aber genau das ist der Punkt, der mich immer eher abschreckte. Musik aus Kopf und Bauch ist schön, aber wenn sie nicht aus den Eiern kommt, ist es meistens nicht meine Baustelle. Auch die nun (schon etwas länger) vorliegende DVD „Don´t Try This At Home“ macht mich nicht zum Riesenfan der progressiv rockenden Amis, die wahrscheinlich in Zukunft eh erhebliche Probleme bekommen dürften, den Ausstieg ihres Masterminds Neal Morse zu kompensieren. Doch nun zur DVD: „Don´t Try This At Home“ enthält u.a. den über zweistündigen Mitschnitt eines Konzertes, das im September 1999 im niederländischen Tilburg stattfand. Rein vom musikalischen her dürfte auch jeder Fan aus dem Häuschen sein, denn die tight aufspielende Band ist ohne Zweifel eine Klasse für sich und über jeden handwerklich-spieltechnischen Zweifel erhaben. Mehrstimmiger, harmonischer Gesang, frickelige (fast schon jazzige) Gitarrenspielereien von Alan und Neal Morse, gleichermaßen filigranes und kraftvolles Schlagzeugspiel von Nick D’Virgilio, der charismatische Gesang von Neal Morse und Songs wie Day For Night, Go The Way You Go, June, Waste Away, das GENESIS-Cover Squonk (vom 75’er Album „A Trick Of A Tail“), The Light oder Healing Colors Of Sound dürften jeden Fan begeistern. Aber, und genau jetzt kommt diese ominöse “Aber”: Ich verstehe nicht, warum es bei einer solch erstklassigen Band und Performance an gutem Sound (wieso verzichtet man bei solch einem Act auf „Surround Sound“), Licht und Bild mangelt und die Möglichkeiten, die eine DVD bietet, bei weitem nicht ausnutzt werden. Klar, die Band sollte im Mittelpunkt stehen (was sie auch tut…), aber ein bisschen mehr als – übertrieben gesagt – zwei Lampen hätte man schon anknipsen können, zumal die Band ja auch sonst mit Showelementen geizt. Da hätte mehr kommen müssen, denn bei so einer Qualität hätte ein VHS-Video definitiv gelangt. Interessanter, wenn auch qualitativ (Bild und Sound) nicht viel besser ist die zweite DVD. Diese heißt „The Making Of V“ und wird trotz einer zweistündigen Spieldauer nicht langweilig. So erzählt Neal Morse auf humorvolle Art und Weise wirklich informative Dinge zu den einzelnen Tracks des Albums, gewährt dem Zuschauer mehr oder weniger intime Einblicke ins Studio, den Proberaum oder auch die privaten Gemächer der Musiker, lernt einige alte und junge Familienangehörige kennen und kann die Band bei den Proben und den Aufnahmen (zu „Gibberish“) beobachten. Des Weiteren gibt es das Remake des Deep Purple Klassikers „Space Truckin“ (aufgenommen in fast schon familiärer Atmosphäre), bei dem Neal Morse das Schlagzeug bedient und Nick D’Virgilio für Gitarre und Gesang zuständig ist. Als Highlight der zweiten DVD möchte ich das Kapitel „The Legend Of The Morse Brothers“ nennen. Was die beiden Brüder hier mit ihren akustischen Klampfen veranstalten, ist schwer in Worte zu fassen. Muss man gesehen und vor allen Dingen gehört haben. Dagegen kann das restliche Material nur schwer anstinken, ohne aber völlig abzufallen. Fazit: Für Fans ist diese DVD selbstverständlich ein Muss. Für alle anderen bietet diese Veröffentlichung allerdings nicht genug, um ein treuer Anhänger dieser Band zu werden.
Spielzeit: ca. 300:00 Min.
Line-Up:
Neal Morse
Ryo Okumoto
Dave Meros
Nick D´Virgilio
Alan Morse
Label: Inside Out
Homepage: http://www.spocksbeard.com
Email: nick@spocksbeard.com
Tracklist:
Day For Night
In The Mouth of Madness
Skin
Gibberish
Go The Way You Go
June
The Healing Colors of Sound
Ryo´s Solo
The Doorway
The Light
Squonk
Waste Away / Fire
The Making of V / Deluxe Bonus Extras:
All On A Sunday – music video
The Doorway live acoustic – in-store performance
June live in Chicago – with special guest
Go The Way You Go – live at The Whiskey
Space Truckin´ – live in Lansing
Day For Night – studio sessions