Mittlerweile ist man daran gewöhnt, Death Metal-Bands im Vorprogramm von CRADLE OF FILTH bestaunen zu dürfen. Nach KRISIUN und NAPALM DEATH war es dieses Mal an IMMOLATION, den Opener für die englischen Vampir-Fetischisten zu geben, und sie machten ihre Sache wirklich gut.
Leider, leider war der Sound bei IMMOLATION nicht wirklich okay, und gerade bei Bands, die diffizileren Death Metal spielen, können Sounddefizite leicht in Soundbrei enden. Ganz so schlimm war es zwar letztlich nicht, aber die Qualität war nicht so differenziert, wie die Band es eigentlich benötigt, da sie eben nicht nur knüppeln, sondern auch versetzte Elemente, ruhigere Parts (z.B. bei Unholy Cult) und Breaks einbauen, und eben diese gingen beizeiten in der Lärmwand, die einem entgegenschnellte, etwas verloren. IMMOLATION waren definitiv mit Abstand die lauteste Band des Abends. Sie absolvierten einen soliden Gig, aber mit nur sechs Songs und mit sehr eingeschränktem Platz auf der Bühne – auf Grund des Equipments von CRADE OF FILTH -konnten IMMOLATION natürlich nicht das bieten, wozu sie in der Lage gewesen wären. Alles in allem aber ein sehr guter Opener, von dem man gerne mehr gesehen hätte.
Setlist IMMOLATION:
Of Martyrs And Men
Father You re Not A Father
Unholy Cult
Sinful Nature
Christ s Cage
Bring Them Down
Die Fußballbegeisterung der Brasilianer ist ja wahrscheinlich genetisch bedingt und bekannt, aber Drummer Igor Cavalera hat nach SEPULTURAs Auftritt in Köln den immerwährenden Geißbock-Bonus, nachdem er während der ersten Songs ein Trikot des 1.FC Köln trug.
(Dieser Absatz ist Fierce gewidmet, weil er so gerne Fußball-Bezüge in Artikeln liest, die anderen können beim nächsten Abschnitt weiterlesen oder sich aufregen, weil dieser Absatz unsachlich, journalistisch unkorrekt, nicht neutral und nicht nüchtern, d.h. völlig untrue ist:
Indem Igor Cavalera dieser grandiosen, wahrlich letzten rheinischen Fußballbastion Tribut zollte, bewies der Brasilianer seinen wohl außerordentlichen Fußballsachverstand und seine Sympathie für einen Traditionsverein, der im Gegensatz zu den Aspirin-Tretern aus Leverkusen im wahrsten Sinne des Wortes erstklassig ist und demnach auch bald wieder in der Ersten Liga spielen wird. Ciao, Adiós, Hasta la vista, Bayer!!! Viva Colonia!!!)
Jedenfalls räumten SEPULTURA auf ganzer Linie ab, anders kann man ihren Auftritt nicht beschreiben. Die Brasilianer sind eine sehr routinierte Live-Band, und sie verstehen es, ihre Professionalität mit der nötigen Portion Enthusiasmus darzubieten, die man braucht, um ein Publikum mitzureißen, welches nicht zu 100% aus ihren Anhängern besteht. Spätestens bei Attitude wurden auch die letzten Schwarz-Weiß-Kids von der lateinamerikanischen Euphorie angesteckt und sie dauerte an, bis sich SEPULTURA mit Roots verabschiedeten und frenetisch gefeiert wurden. Jeder, der einem Gig der Brasilianer beiwohnen durfte (mit oder ohne Max Cavalera), weiß, dass Klassiker wie Refuse/ Resist, Territory oder Sepulnation auch den letzten lethargischen Konzertbesucher vom Hocker hauen, aber auch Mind War, ein Stück vom neuen Album, kam gut an, zumal der Sound weitaus besser als bei IMMOLATION war. Derrick Green ist ein beeindruckender Frontmann, der die alten, von den Fans zelebrierten Stücke würdig darbietet. Sehr guter Auftritt.
Setlist SEPULTURA
Troops
Messiah
Slave N.W
Propaganda
Attitude
Choke
Desperate/ (intro) Bio
Mind War
Refuse/ Resist
Territory
Arise/ Dec
–
Bullet Blue Sky
–
Sepulnation
Roots
CRADLE OF FILTH
Vor dem Auftritt der Briten kamen die Anwesenden in den Genuss des Cradle Of Fear-Filmes, in dem Sänger Dani mitspielt und der auf der Tour als DVD verkauft wird. Verwunderlich war einzig, dass der Film, für den sich der Gore-Spezialist Alex Chandron verantwortlich zeigt, so gar nicht splatter-mäßig war. Tatsächlich sah man zwei dunkelhaarige Frauen auf der Couch, auf der Straße, auf dem Bett, wo einer letztlich ein Alien aus dem Bauch herausexplodierte und dieses spinnenartige Vieh der anderen dann ins Gesicht sprang, alles begleitet von mächtig viel Ketchup an Wänden und auf dem Bett. Aber das kennen wir auch aus dem Abendprogramm von ARD und ZDF. Vielleicht war es eine etwas gemäßigtere Ausgabe des Filmes, da ja auch kleine Kiddies anwesend waren, wer weiß. Wirklich hinschauen konnte man eh nicht, weil man im Fotograben ständig den Security-Leuten ausweichen mussten, die kleine Mädels aus der dicht gedrängten Masse vor der Bühne herausziehen mussten.
Licht aus, Spot an, CRADE OF FILTH enterten die Bühne, und – oh je – die Mädels heulten sich die Augen aus. Unglaublich, das letzte Mal habe ich etwas Derartiges bei HIM gesehen: der gleiche Kreischfaktor und die gleiche Literzahl an Tränen auf dem Boden.
CRADLE OF FILTH boten das dar, was man von ihnen erwartete. Da sie im Kölner E-Werk etwas mehr Platz hatten als in einigen anderen Hallen auf ihrer Tournee, konnten die Briten ihre komplette Show auffahren mitsamt Videoleinwänden und einer hervorragend ausgearbeiteten Lichtshow. Und im Gegensatz zu einigen früheren Konzerten war der Sound weitaus besser, als man es teilweise von CRADE OF FILTH zu hören bekam.
Aushilfsgitarrist James fügte sich wunderbar ins Bild ein, seine Performance war solide, d.h. zusammen mit den anderen Instrumentalisten überließ er Sänger Dani die Aufmerksamkeit des Publikums. Dieser Eindruck wurde besonders dadurch verstärkt, dass bei den Ansagen zwischen den Songs der Rest der Band dem Publikum den Rücken zuwandte, und seit Blair Witch Project wecken Menschen, die in einer Ecke an der Wand stehen, sehr unangenehme Assoziationen.
Unterstützt wurden CRADE OF FILTH bei einigen Tracks von einer tanzenden Dame . Prinzipiell ist eine Tänzerin ja eine nette Idee, aber ausschließlich umherzustaksen und an sich herumzufingern, ist eigentlich einer COF-Show nicht würdig. Die Briten hegen seit jeher den Anspruch, alles so professionell wie möglich zu bewerkstelligen, und unter diesem Gesichtspunkt könnte man durchaus das Geld in ein oder zwei professionelle Stripperinnen investieren, die optisch ansprechender sind und sich auch differenzierter bewegen als diese Dame. Die erschien bei Cruelty… mit Hörnchen auf dem Kopf, und die Kopfbedeckung bei Forest… hatte sie wohl bei einer mit SEPULTURA reisenden Brasilianerin geklaut. Über Sinn und Unsinn derartiger Vorstellungen kann man streiten, d.h. ob derartige Einlagen für die (männlichen) Konzertbesucher wirklich so interessant sind. Das Trikot von Drummer Igor Cavalera erregte bei den umstehenden männlichen Konzertbesuchern weitaus mehr Enthusiasmus als das Mädel auf der Bühne, insofern kann man über die Effektivität solcher Einsätze streiten.
Wie dem auch sei, CRADE OF FILTH spielten weitaus weniger Songs vom neuen Album Damnation And A Day und wenig Material von Midian, so dass der Set etwas ausgewogener hätte sein können (siehe Setlist). Aber Recht machen kann man es Fans eh nicht, da einige lieber neues Material, andere wiederum gerne mehr ältere Sachen gehört hätten.
COF bedankten sich artig bei ihren großartigen Vorbands, welche sich natürlich zuvor ebenfalls bei dem großartigen Headliner und der großartigen anderen Band bedankt hatten. Da dies Tradition bei COF-Gigs ist, denke ich mittlerweile, dass derartige Lobeshymnen auf die anderen Acts vor Tourbeginn vertraglich fixiert wurden, anders kann man sich das nicht erklären.
Nach der Pause erschienen COF allesamt mit Netzhemden (ohne Kommentar) und boten endlich die älteren Stücke dar, die von vielen (etwas älteren) Anwesenden erwartet wurden und versöhnten somit letztlich alle Zuschauer.
Beim Verlassen der Halle vernahm man Äußerungen wie Wenn das nicht megageil war, dann weiß ich nicht, was super sein soll – verhaltener gesagt: ein wirklich sehr gutes, gelungenes Konzert, bei dem fast alles stimmte.
Setlist CRADLE OF FILTH:
The Promise Of Fever
Cthulhu Dawn
Dusk And Her Embrace
Twisted Nails Of Faith
Her Ghost In The Fog
Cruelty Brought Thee Orchids
Born In A Burial Gown
Thank God For The Suffering
Nocturnal Supremacy
From the Cradle to Enslave
(Star Wars Theme)
Heaven Torn Asunder
Ebony Dressed For Sunset
The Forest Whispers My Name