CHROME SHIFT: Ripples In Time

Prog Metal-Debüt mit geringem Frickelfaktor und starken Songs.

Bereits ein Blick auf das Cover von Mattias Noren reicht aus, um zu erahnen, welcher Musikart sich CHROME SHIFT verschrieben haben. Und richtig: Das Presseinfo verrät uns, dass die Dänen eine junge Progressive Rock/Metal-Combo sind, die mit Ripples In Time ihr Debütalbum vorlegt. Selbiges ist denn auch verdammt stark ausgefallen. Dass die Band von PAIN OF SALVATION, DREAM THEATER und KING´S X inspiriert ist, lässt sich zwar nicht so ohne weiteres heraushören (im Gegenteil – für ein Debütwerk tönt die Mucke erstaunlich eigenständig), aber qualitativ ist man auf dem besten Wege in die erste Prog-Liga und braucht sich bereits jetzt vor den großen Namen nicht wirklich verstecken.
CHROME SHIFT verstehen es perfekt, ihre technischen Fähigkeiten dazu zu nutzen, einfach nur gute Songs zu schreiben. Dass ab und an mal ein wenig gefrickelt wird, versteht sich von selbst. Insgesamt, ist man in dieser Hinsicht aber angenehm zurückhaltend, so dass man immer den Eindruck hat, dass der Song im Vordergrund steht. Auch auf krumme Taktarten wird nicht verzichtet. CHROME SHIFT verstehen ihre Sache aber so gut, dass der Zuhörer davon zunächst einmal gar nichts merkt, da der Fluss der Songs dennoch ganz natürlich und die krummen Taktarten nicht wie Fremdkörper wirken. Erst bei genauerem Hinhören merkt man, welch anspruchsvolle musikalische Leistung hier gut versteckt wurde. Selbst das obligatorische Instrumentalstück Kosmonauten Er Dod verkommt nicht zur Frickelorgie, sondern wirkt durchdacht und ist mit seinen coolen Gitarren- und Keyboardriffs ziemlich eingängig.
Trotzdem zählt dieses Stück nicht zu den Highlights des Albums. Dazu ist die Gesangsleistung von Rasmus Bak einfach zu stark. Seine helle, aber keinesfalls dünne Stimme ist nur schwer mit der anderer Sangesakrobaten zu vergleichen, was eindeutig für ihn spricht. Seine nur selten mal in aggressiven Ausbrüchen mündenden, äußerst eingängigen Gesangslinien und immer wieder auftauchenden fantastischen mehrstimmigen Vocal-Arrangements fügen sich hervorragend ins instrumentale Gefüge ein: meist im Midtempo gehaltener, mal von coolen Keyboardriffs, mal von metallischen Gitarren dominierter melodischer Metal mit im Grunde nur maßvollen Progeinsätzen. So entsteht eine melancholische Atmosphäre, durch die die Musik der Dänen manchmal an Bands wie KAMELOT zu Siege Perilous-Zeiten erinnert. Bestes Beispiel dafür ist das schleppend beginnende Full Moon, dessen Refrain die Gehörgänge nicht mehr so schnell verlässt. Auch die balladesken Songs wie Through oder das meditative Sorry können vollends überzeugen, da sie nicht zuletzt aufgrund der starken Gesangsleistung unglaublich intensiv rüberkommen und der Kitschfaktor gen Null tendiert. In My Own Dream hingegen hat im Instrumentalbereich gewisse Ähnlichkeit mit dem RUSH-Sound der 80er Jahre.
Während fast alle anderen Songs mit einer proguntypischen Spielzeit von unter fünf Minuten auskommen, gipfelt das Album im über zwanzigminütigen Titelsong, in dessen vier Teilen es zwar keine wiederkehrenden musikalischen Themen gibt, der aber dennoch wie aus einem Guss und beinahe schon monumental wirkt.
Einziger Wermutstropfen ist der etwas zu dünne Gitarren- und Snaresound. Ansonsten aber ein formidables Debüt, welches Freunde des leicht progressiven Metals unbedingt sollten. Und: am besten einen Kopfhörer verwenden und das Licht ausmachen, um das Album richtig wirken zu lassen und vor allem einige Details gerade in den Gesangsarrangements zu entdecken.

Spielzeit: 53:49 Min.

Line-Up:
Otto Schütt – Guitars
Jens Christian Nielsen – Bass
Jakob Paulsen – Keyboards
Poul Terkildsen – Drums
Rasmus Bak – Vocals
Label: DVS Records

Homepage: http://www.chromeshift.dk

Tracklist:
1. Nightmachine
2. Full Moon
3. In My Own Dream
4. Shadowsong
5. Through
6. Kosmonauten Er Dod
7. Le Temp Des Assassins
8. Sorry
9. Ripples In Time I
10. Ripples In Time II
11. Ripples In Time III
12. Ripples In Time IV

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