POISONBLACK: Escapexstacy

Das Album ist vielleicht so etwas wie der letzte musikalische Sargnagel für HIM. Ville Valo hat jetzt Zeit für eine medizinisch dringend zu empfehlende Gewichtszunahme und eine Werbekampagne für "Brot für die Welt" – die Mädels dürften ab jetzt ihr Taschengeld wohl in POISONBLACK-Sticker, -Socken und -Peitschen investieren. Aber auch die Herren der Schöpfung, die mit den oben genannten Bands etwas anfangen können, sollten sich dieses Album unter allen Umständen besorgen. Volle Punktzahl!

POISONBLACK ist weder eine weitere der unzähligen illustren Gothic Metalbands aus den Abgründen Finnlands, noch ein seelenloses Nebenprojekt zum Zeitvertreib pausierender Musiker, die keinen anderen Weg der Zerstreuung finden. SENTENCED-Vokalist Ville Laihiala betont: Es handelt sich nicht um eine einfache Projektband. Ich habe mein Herz und meine Seele in POISONBLACK gelegt.

Soweit das Info der Plattenfirma zu Ville Mr. Finnland Laihialas Partizipation an diesem Opus. Während es früher in Skandinavien chic war, neben der Hauptband ca. 46745 Projekte laufen zu haben, bei denen man sich musikalisch gehen lassen konnte, werden diese Kooperationen nun immer mehr zu richtigen Bands hochstilisiert. Ob man sich dadurch höhere Absatzzahlen oder größere Authentizität erhofft, bleibt wohl ein Geheimnis der Musizierenden…

Jedenfalls rollt seit einiger Zeit – langsam, aber stetig – eine Welle aus Finnland heran, die nach und nach unser mitteleuropäisches Festland überschwemmt – bestehend aus Bands mit vier oder fünf großgewachsenen Finnen, die sich mit ihrem Goth Rock/Metal, inspiriert von alten Goth-Göttern wie SISTERS OF MERCY und FIELDS OF THE NEPHILIM, immer größerer Beliebtheit erfreuen und zunehmend ernster genommen werden. Während Ville Valo und HIM schnell von den Puristen in die BRAVO-Ecke abgeschoben wurden, und das zurecht, lieferten Bands wie THE 69 EYES und TO/DIE/FOR nebst anderen alsbald Futter für die Depri-Düster-Goth-Metal-Fraktion, und mit dem vorliegenden Album, Escapexstacy, dürften POISONBLACK ihre Genrekollegen wohl ganz schnell abhängen.

Im Jahre 2000 versammelte Herr Laihiala also Kumpels, Saufkumpanen und Seelenverwandte, unter anderem Janne Kukkonen am Bass, um sich, um POISONBLACK ins Leben zu rufen. (Aber keine falschen Hoffnungen, meine Herren – die Rothaarige auf dem Cover und den Fotos ist nur ein Model und wird also wahrscheinlich nicht mit auf Tour kommen.) Als Sänger wurde J.P. Leppäluoto von CHARON verpflichtet, was vielleicht überraschen mag, aber Laihiala konzentriert sich bei POISONBLACK – im Gegensatz zu SENTENCED – voll und ganz auf die Gitarre und steuert nur Backing Vocals bei. Und auch wenn es an Laihialas Stimme eigentlich nichts auszusetzen gibt, war es die richtige Entscheidung, den Gesang bei POISONBLACK J.P. Leppäluoto zu überlassen, da er durch die Vielfältigkeit und den Klang seiner Stimme dem Album einen ganz eigenen, etwas emotionaleren Touch verleiht als Laihiala, und dieser Effekt war wohl erwünscht.

Das Album besteht durchweg aus glatten, tanzbaren, absolut sauber produzierten Düster-Rock/Metal-Stücken. Neben Gemeinsamkeiten mit den oben genannten Bands sind Parallelen zu Acts wie TYPE O NEGATIVE nicht von der Hand zu weisen, aber auch die Verbindung zu SENTENCED ist mehr als deutlich. Love Infernal beginnt beispielsweise mit SISTERS OF MERCY-ähnlichen Vocals, und der Refrain klingt wie eine Goth-Version von irgendeinem DC COOPER-Stück, an dessen Titel ich mich (leider?) nicht mehr erinnere. Hört es Euch einfach selbst an, auf der offiziellen Website findet Ihr einige Stücke als Download.

The Glow Of The Flames ist ein straighter, fließender Midempo-Song ohne viel Spielereien und Breaks und symptomatisch für das gesamte Album. POISONBLACK haben sich eher auf Atmosphäre der Songs konzentriert und daran gearbeitet, als durch Frickeleien jegliches Feeling zu zerstören – ähnlich wie MOONSPELL zeigen POISONBLACK, wie warm Dunkelheit sein und wie Melancholie Geborgenheit schaffen kann…

Sporadischer Einsatz von Keyboards (wie z.B. in Love Infernal), Hammondorgel (z.B. Lay Your Heart To Rest) und Piano (u.a. The State, With Her I Die, The Kiss Of Death) tragen ausschließlich zur Atmosphäre der Stücke bei, aber generell bleiben die Gitarren das bestimmende Element der Songs. Auch bei schnelleren Stücken (z.B. The Exciter) bleibt der Fokus auf den Emotionen.

Aus dem Info des Labels: Die Frage nach einem Konzept der Lyrics beantwortet Laihiala mit einem Lächeln: Die Hauptthemen dieses Albums sind sinnliche Begierde und Abhängigkeit – Leben, Sex, Feuer, Tod… Sagen wir es so: Ich bin in mich gegangen und ließ mich auf einen Tanz mit meinen eigenen, tiefsten Dämonen ein… was wir an dieser Stelle dann mal unkommentiert lassen…

Das Album ist vielleicht so etwas wie der letzte musikalische Sargnagel für HIM. Ville Valo hat jetzt Zeit für eine medizinisch dringend zu empfehlende Gewichtszunahme und eine Werbekampagne für Brot für die Welt – die Mädels dürften ab jetzt ihr Taschengeld wohl in POISONBLACK-Sticker, -Socken und -Peitschen investieren. Aber auch die Herren der Schöpfung, die mit den oben genannten Bands etwas anfangen können, sollten sich dieses Album unter allen Umständen besorgen. Volle Punktzahl!

Spielzeit: 44:29 Min.

Line-Up:
Line-Up:
Ville Laihiala – lead & rhythm guitars, backing vocals
J.P. Leppäluoto – vocals
Janne Kukkonen – bass

Weitere Musiker:
Tarmo Kanerva – drums
Marco Sneck – keyboards
Janne Dahlgren – guitar

Produziert von Janne Kukkonen und Ville Laihalla

Label: Century Media

Homepage: http://www.poisonblack.com

Tracklist:
01. The Glow Of The Flames
02. Love Infernal
03. The State
04. All Else Is Hollow
05. In Lust
06. The Exciter
07. Lay Your Heart To Rest
08. With Her I Die
09. Illusion/Delusion
10. The Kiss Of Death

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