THE BRANDOS: Live im Jazzhaus in Freiburg am 12.12.2002

Die BRANDOS spielen Gitarrenrock mit Folkeinschlag in der Tradition von CREEDENCE CLEARWATER REVIVAL, und ihre Konzerte sind immer Garant für einen unterhaltsam Abend! Der Auftritt im Freiburger Jazzhaus bildete da keine Ausnahme.

Vor mittlerweile acht Jahren wurde ich bei der Lektüre von Matthias Herrs Heavy Metal Lexikon auf die BRANDOS aufmerksam. Die Band aus New York hat mit Heavy Metal allerdings nicht sonderlich viel am Hut. Die vier Musiker spielen vielmehr Gitarrenrock mit Folkeinschlag in der Tradition von CREEDENCE CLEARWATER REVIVAL und ähnlichen Bands. Der große Erfolg blieb den BRANDOS bislang leider verwehrt, obwohl sie in der Vergangenheit einige bärenstarke Alben veröffentlicht und unzählige Tourneen absolviert haben. Zuletzt war die Band 1999 auf Tour, damals mit der Best of-Compilation Contribution im Gepäck. Es folgten drei bange Jahre, in denen man fast nichts von den BRANDOS hörte. Doch jetzt ist die Band endlich wieder aktiv und auf Konzertreise durch Mitteleuropa. Und das, obwohl es diesmal kein neues Album zu promoten gibt.

Bereits am Tag zuvor hatte ich die BRANDOS im ausverkauften Alten Schützenhaus in Stuttgart erlebt. Die Band war in guter Verfassung gewesen und von der drei-jährigen Pause hatte man so gut wie nichts gemerkt. Dementsprechend fuhr ich beruhigt nach Freiburg. Das Konzert fand dort in einem schönen Gewölbekeller statt. Einzig Schlagzeuger Tom Engels hatte mit der gewölbten Decke kleine Probleme, da er beim Ausholen mehrmals dagegen schlug. Anfangs wirkte der Saal noch etwas leer. Doch als kurz nach 20 Uhr die Lichter ausgingen, fanden sich immerhin schätzungsweise hundert Zuhörer vor der Bühne ein, die die Band mit lautstarkem Applaus empfingen.

Los ging es mit dem rockigen Fight For Love. Dave Kincaid und seine Mannen waren zwar vom ersten Ton an in Topform, doch es dauerte eine Weile bis der Funke auch auf das Publikum übersprang. Das lag wohl nicht zuletzt an der Songauswahl. Erst bei Pass The Hat und Anna Lee kam langsam etwas Stimmung auf. Es folgte mit Can`t Go Home das wohl härteste Stück der Band, das an diesem Abend fast schon die Bezeichnung Hardrock verdiente. Denn leider war die Lautstärke während des ganzen Konzerts so hoch, dass die Gesangsstimmen bisweilen im Lärm der E-Gitarren untergingen und man nur mit Ohrstöpseln unbesorgt zuhören konnte. Zudem hatte die Band dieses Mal die Akustik-Gitarren daheim gelassen und bis auf My Friend, My Friend keine ruhigen Stücke im Programm.

Zuvor griff Sänger/Gitarrist Dave Kincaid für Hallowed Ground aber noch zum Banjo. Der Opener des bereits erwähnten Best of-Albums konnte Dank des mehrstimmigen Gesangs aus den Kehlen aller Musiker die Anwesenden endgültig mitreißen und wurde anschließend auch mit euphorischem Applaus gewürdigt.

Dave
Nach dem kraftvollen The Light of Day und der lauten PATSY CLINE-Coverversion Let The Teardrops Fall folgte mit My Father`s Gun der nächste Höhepunkt. Wie so oft sorgte das irische Traditional für wahre Begeisterungsstürme. Kincaid tauschte seine Gitarre dabei gegen eine Mandoline ein. Besagtes Instrument sah wie immer etwas mickrig aus, was angesichts seines markanten Klangs aber herzlich wenig störte.

Bei Trial By Fire zeigte der Bandchef dann in einem ausgedehnten Solo, dass er auch mit der Gitarre verdammt gut umgehen kann. Mit The Other Side folgte wieder ein melodischeres Stück, bei dem besonders die Backing Vocals von Basser Ernie Mendillo und Gitarrist Frank Giordano sehr gut zur Geltung kamen.

Letzterer demonstrierte bei den beiden folgenden Stücken (Ridin` The Red-Eye und Have Love Will Travel) sein Können auf der Mundharmonika, und nach Gunfire At Midnight und The Siege verließen die BRANDOS dann zum ersten Mal die Bühne.

Die Stimmung im Jazzhaus war inzwischen glänzend, so dass es nicht lange dauerte, bis sie zurückkehrten. Kincaid kündigte The Solution als song that made us our second million an, um dann mit ironischer Stimme hinzuzufügen: That`s why we play here! Kommerzieller Erfolg hin oder her, das Stück ist ein Hit! Spätestens hier wurde deutlich, dass die BRANDOS zu den besten Bands dieses Planeten gehören. Und besonders live zeigte sich auch an diesem Abend, dass ihre Musik Seele besitzt.

Bei der Ansage zu Contribution machte Kincaid dann einmal mehr deutlich, was schon den ganzen Abend über offensichtlich war, nämlich dass er Musiker aus Leidenschaft ist. Mit Nothing To Fear kam danach zum ersten Mal ein Stück des inzwischen 15 Jahre alten Debüts Honor Among Thieves zum Zuge, welches noch immer in meiner persönlichen Top10-Liste einen Spitzenplatz einnimmt.

THE

Doch es sollte noch besser kommen. Denn natürlich hatte das Freiburger Publikum noch nicht genug und holte die Band ein weiteres Mal auf die Bühne zurück. Kincaid schnallte sich abermals die Mandoline um und machte eine kurze Ansage, in der er das folgende Traditional The New York Volunteer allen Helfern vom 11. September widmete. Und einmal mehr ernteten die Musiker wahre Jubelstürme für den Ausflug in Folk-Gefilde.

Der Übersong The Keeper setzte dem ganzen anschließend die Krone auf. So und nicht anders muss zeitlose Rockmusik klingen! Traumhaft! Das eingängige Gettysburg beendete schließlich den zweiten Zugabenblock äußerst würdig. Die BRANDOS spielten dabei so vital und energiegeladen, dass ich kaum glauben konnte, dass dies erst der dritte Gig der laufenden Tour war.

FrankSo verhalten die Publikumsreaktionen anfangs auch waren, so vehement erschallten nun die Rufe nach einer weiteren Zugabe. Und sie wurden erhört! Zuerst sang Frank Giordano eine rockige Version von LITTLE RICHARDs I Got It. Dann trat Mendillo ans Mikrophon um DEN Mann des Abends vorzustellen: Dave Kincaid! Tosender (mehr als verdienter) Beifall.

Allem Anschein nach hatte ihm die lange Pause gut getan, denn er wirkte frischer und sogar jünger als vor drei Jahren. Und auch beim letzten Stück des Abends – eine atemberaubende Version von Walk On The Water (CREEDENCE CLEARWATER REVIVAL) – gab er wiederum alles. Ich hatte jedenfalls eine Gänsehaut angesichts der unglaublich intensiven Stimme beim abschließenden Refrain. Grandios!

Nach weit mehr als zwei beeindruckenden Stunden war dann endgültig Schluss, zumindest auf der Bühne. Denn nach wenigen Minuten mischten sich die vier Musiker wie gewohnt unter die verbliebenen Besucher, gaben Autogramme und plauschten mit den Fans.

DieDie Setlist:

1. Fight For Love

2. You`ll Still Be Mine

3. Turn Away

4. Pass The Hat

5. Anna Lee

6. Can`t Go Home

7. Hallowed Ground

8. My Friend, My Friend

9. The Light of Day

10. Let The Teardrops Fall

11. My Father`s Gun

12. Trial By Fire

13. The Other Side

14. Ridin` The Red-Eye

15. Have Love Will Travel

16. Gunfire At Midnight

17. The Siege

—–

18. The Solution

19. Contribution

20. Nothing To Fear

—–

21. The New York Volunteer

22. The Keeper

23. Gettysburg

—–

24. I Got It

25. Walk On The Water

Total
0
Shares
WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner