INGO APPELT: Still and again a superstar

Zwei lange Jahre war von meinem Lieblings-Maschinenschlosser Ingo Appelt nichts zu hören. Der 1967 in Essen geborene "Mephistoteles der deutschen Comedy" hatte berufliche und private K(r)ämpfe zu überstehen, weshalb er sich eine wohlverdiente Auszeit nahm. Er selbst stoppte den medialen Ingo Appelt-Overkill und zog die Reißleine bevor es zu einer harten Bruchlandung im privaten und beruflichen Kreis kommen konnte. Doch nun ist der Mann, der bisher zwei CDs veröffentlichte ("Der Abräumer", 1997 bzw. "Feuchte Seite", 1998), Dauergast bei Sendungen wie "RTL Samstag Nacht" oder "Quatsch Comedy Club" war/ist, mehrfach für den "Echo" nominiert wurde und seit 1998 vor fast einer Million Menschen live aufgetreten ist (u.a. als Support für Westernhagen im Sommer 1999) wieder zurück. Ich sprach am 19.11.2002 telefonisch mit dem Mann, der sein neues Programm – bescheiden wie es seine Art ist – "Ingo Appelt Superstar" betitelt hat, über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft…

Zwei lange Jahre war von meinem Lieblings-Maschinenschlosser Ingo Appelt nichts zu hören. Der 1967 in Essen geborene Mephistoteles der deutschen Comedy hatte berufliche und private K(r)ämpfe zu überstehen, weshalb er sich eine wohlverdiente Auszeit nahm. Er selbst stoppte den medialen Ingo Appelt-Overkill und zog die Reißleine bevor es zu einer harten Bruchlandung im privaten und beruflichen Kreis kommen konnte. Doch nun ist der Mann, der bisher zwei CDs veröffentlichte (Der Abräumer, 1997 bzw. Feuchte Seite, 1998), Dauergast bei Sendungen wie RTL Samstag Nacht oder Quatsch Comedy Club war/ist, mehrfach für den Echo nominiert wurde und seit 1998 vor fast einer Million Menschen live aufgetreten ist (u.a. als Support für Westernhagen im Sommer 1999) wieder zurück. Ich sprach am 19.11.2002 telefonisch mit dem Mann, der sein neues Programm – bescheiden wie es seine Art ist – Ingo Appelt Superstar betitelt hat, über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft…

Mir fällt bei Deinen aktuellen Tourdates auf, dass Du in wesentlich kleineren Hallen als auf Deiner letzten Tour spielst. Gilt auch für Dich Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste??

Nun, nach einer zweijährigen Pause kannst Du nicht gleich wieder eine Stadiontournee machen, zumal ich nach meinem unrühmlichen Abgang (lacht), auch ziemlich lange nicht mehr im Fernsehen aufgetreten bin. Mann muss da halt anfangs ein bisschen normaler arbeiten. Zu diesem Mega-Hype und Super-Wahnsinn muss ich erst wieder hinkommen, woran ich aber arbeite. Nicht umsonst hab´ ich mein neues Programm auch Superstar genannt, was nicht nur Auftrag sondern auch Ziel ist.

Worum geht es im Superstar-Programm?

Es kommt alles drin vor, wie in meinem richtigen Leben. Aber dieses prostituierende, dieses Notgeile, diese Holzhammer-Methode ist etwas rausgenommen worden. Das war mit der Westernhagen-Tour vorbei, denn wenn du hunderttausend Leute dazu bringst, das Wort Ficken! zu schreien, dann kannst du einfach nicht mehr erreichen. Ich will jetzt auch nicht sagen, dass mir das alles peinlich war oder ist, aber es ist halt so, als wenn man einen Porno geguckt hat, gerade mit dem Wichsen fertiggeworden ist und die Freundin reinkommt. Das ist eher unangenehm. Ich bin aber deswegen nicht harmloser geworden.

Am Donnerstag, den 14. September 2000, um 22.15 Uhr startete Deine erste und eigene TV-Show auf ProSieben. Ich – als großer Fan – fand die Sendung einfach nur mau und harmlos. Trotzdem wurde die Die Ingo Appelt-Show nach elf von ursprünglich 13 geplanten Folgen mit sofortiger Wirkung abgesetzt, weil sich mit der letzten Sendung ganz deutlich gezeigt, dass die ´Ingo Appelt Show´ dem Qualitätsanspruch der Marke ProSieben nicht genügt. Der Auslöser war ein Sketch, in dem Du Puppen, die Kinder darstellen sollten, als Fußball benutzt und wegschossen hast. ProSieben-Geschäftsführer Nicolas Paalzow und Dr. Ludwig Bauer, Fernsehvorstand der ProSiebenSat.1 Media AG, nannten das geschmackliche Entgleisungen und trafen die Entscheidung zur Absetzung der Sendung einvernehmlich und sahen in der Absetzung ein ein klares Bekenntnis zu unseren inhaltlichen und qualitativen Maßstäben als Programmveranstalter…. Vielleicht ein paar Worte von Dir über die Sendung und die anschließende Absetzung

Ich habe während der Sendung eindeutig mehr gelitten, als hinterher bei der Absetzung. Es war einfach furchtbar, denn das ganze Umfeld stimmte von vorne bis hinten einfach nicht. Aber die Art und Weise, wie das Ganze abgesetzt wurde, fand´ ich schon unter alle Kanone und einfach nur feige. Ich habe Pro Sieben eine Pilotsendung abgeliefert, wo ich als Vampir Tampons schlürfe, wo ich mit Wasserleichen geschunkelt und im Kosovo Soldaten in die Luft gesprengt habe. Aufgrund dieses Piloten wollten sie dann von mir eine wöchentliche Sendung haben. Aber dann machen sich beim Kinder-Kicken in die Hose, obwohl im Prinzip doch gar nichts passiert ist. Es ist doch nur deshalb zu einem Politikum geworden, weil einen Tag nach der Ausstrahlung diese Sebnitz-Geschichte bekannt wurde, wo ein Kind in einem Freibad angeblich ertränkt wurde (Info : 1997 ertrank bei einem Badeunfall im Sebnitzer Freibad der sechs Jahre alte Joseph, wobei bis heute nicht hundertprozentig geklärt werden konnte, wie genau der Junge ums Leben kam. Ob es sich um einen Unfall handelte oder ob er tatsächlich – wie die Eltern behaupteten – von Rechtsextremisten ertränkt wurde kann bis heute nicht mit Sicherheit gesagt werden – der Verf.). Da gab´s dann auf einmal diese Tendenz, dass jeder, der Kinder nicht provokativ schützt oder was gegen Kinder sagt, eine Ober-Drecksau ist. Und der CSU-Landesfrauenverband hat sich denn hingestellt, gefragt, wer etwas gegen Kinder hat, und ich hab´ dann eben Ich! und Hier! geschrieen. Damit hatte ich dann nicht nur die Oberarschkarte gezogen, sondern ich wurde zu einem Politikum auf wirklich allerallerhöchster Senderebene. Und innerhalb von vier Tagen wurde die Sendung dann abgesetzt, was ich als einer der Letzten, quasi zwei Stunden vor der Bild-Zeitung, erfahren habe.

Dein von mir sehr geschätzter Kollege Oliver Kalkofe äußerte im Interview den Verdacht, dass Pro Sieben nur einen Grund – Dich zu feuern – gesucht hat, weil Sie Deinen Sendeplatz für Stefan Raab und TV Total brauchten.

Kann auch sein, aber ich glaube nicht, dass es solch eine strategische Entscheidung war oder gab, denn dann hätte man die Sendung nicht absetzen, sondern nur den Vertrag nicht verlängern brauchen. Nein, es war eine Entscheidung, die von SAT 1 und Pro Sieben zusammen getroffen wurde. Das hat der Bauer (Fernsehvorstand der ProSiebenSat.1 Media AG – der Verf.) höchstpersönlich entschieden, obwohl er meine Sendung nie gesehen hat. Der interessiert sich auch nicht für die Programmstruktur, sondern hatte einfach das Problem, dass sein Sender, der wegen Stefan Raab und Arabella Kiesbauer genug Ärger hat bzw. hatte und dieses Schmuddel-TV-Image zu bekommen schien, von der Politik und den Politikern, u.a. auch Friedrich März (Fraktionsvorsitzender der CDU – der Verf.) angegriffen wurde. Er hatte mich auch zu einem Gespräch ein-, aber auch ganz schnell wieder ausgeladen. Ich bin halt der Typ, da wird eine Sendung nicht einfach still und leise abgesetzt, sondern dann passiert das mit Pauken und Trompeten. Aber das war schon damals bei Siemens und bei der IG Metall der Fall. Ich bin halt jemand, der die Dinge gerne ausreizt und finde, es war einfach Pech, dass das gesamte Pro Sieben-Umfeld einfach keinen Platz für mich hatte. Es war für mich wirklich der falsche Sender, der wahrscheinlich gemerkt hat, das er mit Stefan Raab bereits genug Arschloch auf dem Schirm hat (lacht).

Ganz ehrlich habe ich mich nicht sonderlich über diese Absetzung aufgeregt, denn Du warst mir in der Ingo Appelt-Show viel zu lieb und zahnlos. Ich hatte das Gefühl, Du spielst mit angezogener Handbremse…

Siehst Du, da passt man sich an und bekommt trotzdem einen in die Fresse. Das Problem ist folgendes : Wenn man kein geiles Konzept hat, das sich von selbst trägt, dann kommst du irgendwann in eine Art humoristische Beschaffungskriminalität. Du darfst einerseits nicht wehtun, sollst aber anderseits jede Woche den absoluten Oberkracher abliefern, was du auch nicht schaffen kannst. Man fängt also an, sich im Kreis zu drehen und sich die Frage zu stellen : Was machst Du hier eigentlich?. Ich fand die Sendung auch Scheiße, wenn ich sehe, wie hoch mein Qualitätsanspruch an mich selber normalerweise ist… Mir haben bei der Sendung zehn Leute reingeredet und ich wusste teilweise wirklich nicht mehr, wo mir der Kopf steht. Aber ich habe eben jetzt diese Erfahrung gemacht und daraus gelernt. Und wenn ich jetzt noch mal so eine Pillepalle mache, dann mache ich richtig Pillepalle. Und wenn ich in Zukunft auf den Sack hau´, dann hau´ ich richtig auf den Sack. Aber dieses Pillepalle, dieses Larifari gehört halt zu den Gesetzmäßigkeiten beim Fernsehen. Da bestimmt ein Sender oder eine Werbeindustrie was du tust bzw. nicht tust. Das ist alles eine kommerzielle Geschichte, wo es nur und ausschließlich um die Quote geht. Du bist beim Fernsehen definitiv nicht frei in dem, was du als Künstler tust. Sicher, du kannst böse sein, doch dann hast du nur 200.000 Zuschauer und bist auch recht schnell weg vom Fenster.

Wie siehst Du momentan die deutsche Comedy-Landschaft? Ich selbst habe das Gefühl, dass da nicht wirklich viel Neues passiert.

Das ist alles nur noch Mainstream. Ich habe zwar anfangs gedacht, dass sich meine Art von Humor mal so´n bisschen in Deutschland durchzusetzen beginnt – aber es war ja eher das Gegenteil der Fall. Niemand greift mehr an. Wann hast du zum letzten Mal einen richtig bösen Witz gehört? Es gibt sie nicht mehr. Im Moment sitzen die Leute frustriert zu Hause rum, haben alle ihre Aktien verloren und denken, dass überall Schläfer sitzen. Der Humor ist verloren gegangen…

Oder liegt es daran, dass die Leute keinen Bock auf Shows mit bestimmt guten Leuten wie Axel Stein haben, weil diese Leute es nicht schaffen, dreißig oder fünfundvierzig Sendeminuten auf einem hohen oder zumindest höheren Niveau zu gestalten?

Heutzutage hat der Nachwuchs kaum noch eine Chance sich dauerhaft zu etablieren, weil es in der Fernsehlandschaft nur noch verbrannte Erde gibt. Da sind wir zwar nicht unbedingt dran schuld, aber wir sind die Protagonisten. Wir haben RTL Samstag Nacht und die Wochenshow in den Sand gesetzt. Es sind also fast alle Comedy-Formate, die diese Leute präsentieren könnten, kaputtgemacht worden. Momentan ist jeder nur noch auf Sicherheit bedacht. Was erwartest Du in einer Zeit, in der es weder neue Musikstücke, noch neue Musikstars gibt? Der einzige Neue, der es geschafft hat, ist Xavier Naidoo. Ansonsten gibt´s immer noch Leute wie Westernhagen und Grönemeyer, die ich einfach nicht mehr hören will. Der Nachwuchs wird einfach nicht gefördert, weil alle Märkte am Boden liegen. So bleiben eben nur die Alten wie Thomas Gottschalk oder Günther Jauch. Andererseits hast du denn jemanden wie Kaya Yanar, der nur drei Sätze fehlerfrei zu sagen braucht, deshalb eine eigene Fernsehshow bekommt, dann aber den absoluten Oberflieger bekommt und es sich wirklich mit allen verscherzt, so dass keiner aus der gesamten Branche noch etwas mit ihm zu tun will. Diese Leute wissen einfach nicht, was sie in so einer Show tun sollen. Es herrscht einfach eine totale Mainstream-iesierung. Du brauchst einfach Zeit, um dich zu profilieren und etablieren. Das Publikum muss Zeit haben, sich an ein neues Gesicht zu gewöhnen. Ein Loriot oder ein Jürgen von der Lippe sind doch nicht nur aufgrund ihrer Qualität zu so solch´ beliebten Stars geworden, sondern weil sie auch eine gewisse Konstanz an den Tag gelegt haben. Ich hab´ es an mir selber doch gemerkt, wie es ist, wenn man wirklich alles zu schnell in zu kurzer Zeit mitnimmt und mitmacht. Du fühlst dich da wie einer Drehtür. Schnell rein und schnell wieder raus. Der Erwartungsdruck ist oft viel zu hoch, weil auch einfach die Gelassenheit fehlt. Und diese Gelassenheit habe ich jetzt, weshalb ich auch so zufrieden bin, wie schon lange nicht mehr. Ich war zu keiner Zeit so unglücklich und gestresst wie zu der Zeit, wo ich tierisch angesagt war. Ich konnte keinen Schritt vor die Tür gehen, ich hatte jeden Tag mindestens fünfzehn Interviews und wirklich jeder wollte was von mir. Ich habe meine Tochter nicht mehr gesehen, meine Beziehung ist kaputtgegangen, mein Freundeskreis ist völlig zusammengebrochen und ich hab mein Geld falsch angelegt. Aber man merkt das nicht, weil man eben glaubt, das muss so und nicht anders sein. Aber so muss es nicht sein. Alle Platten- oder Computerfirmen, die nur Erfolg, Erfolg, Erfolg haben und die schnelle Kohle machen wollten, sind heute alle am Boden. Heute weiß ich, was ich kann und wo ich hingehen kann. Mein Publikum ist ehrlich, auch wenn es nicht mehr acht- bis zehntausend Leute sind. Das war und ist natürlich auch mal ganz geil, aber auch eben schrecklich oberflächlich. Ich möchte das auch gar nicht schlecht machen, aber im Moment ist es so, dass ich ein guter Familienvater bin, eine tolle Frau und ein gutes Management habe und deshalb einfach zufrieden bin. Dieser Prostitutionsgedanke, also jede Scheiße mitzumachen, ist bei mir sehr, sehr rückläufig…

Aber auf der Bühne bleibst Du trotz dieser Zufrieden-, Gelassen- und Ausgeglichenheit trotzdem bissig und böse, oder?

Klar, denn ich kann einfach nicht anders (lacht). Es geht einfach nicht darum, dass man provoziert um zu provozieren. Ich habe schon einen relativ harten Anspruch an das Leben und bin auch über manche Dinge regelrecht frustriert oder verärgert. Aber dieses sinnlose Draufhauen ist vorbei. Ich rede jetzt über die Geburt, über Kinder – bin aber immer noch ekelig und böse. Die Gnadenlosigkeit bleibt, nur eben erklärter. Aber das war schon immer so. Meine Entgleisungen waren nie so extrem, weil sie immer in einem gewissen Kontext stattgefunden haben. Ich bin allerdings, was das Sexuelle angeht, sicherlich entspannter geworden, weil dieser Hormondruck, der eben entsteht, wenn du in einer unglücklichen Beziehung steckst, einfach nicht mehr da ist. Ich hatte keinen Sex und musste deshalb eben darüber reden (lacht).

Du willst mir also erzählen, dass bei einem Ingo Appelt die Groupies nicht Schlange gestanden haben?

Klar, aber die konnte ich ja nie mitnehmen, denn wenn du das machst, aber in einer Beziehung steckst, dann nimmt dir die Mutter das Kind weg. Du willst zwar, aber du kannst halt nicht. Außerdem ist das doch alles falsch, verlogen und unehrlich. Die Leute versuchen, dich zu benutzen, denn wenn man auf einmal unheimlich Geld hat, bekommt man es auch mit unheimlich vielen Schmarotzern zu tun.

Also hast Du Dich nicht im Boris Becker-Stil in den Besenkammern dieser Republik herumgetrieben?

(lacht) Nee, aber hätte passieren können. Ich hab´ die Frau, die ich in der Besenkammer kennengelernt habe, lieber gleich geheiratet…

Damals – nach dem Tode von Lady Diana – gab es unter unter Euch Comedians eine Art Absprache, dass für einige Zeit keine Witze und Sketche über dieses Thema gemacht werden. Wie war das bei dem Thema 11.September?

Die Frage ist immer, ob du so ein brisantes Thema verkaufen kannst oder ob man Scherze macht, um bei jedermann beliebt zu sein. Ich bin nicht berechnend und denke über so was nicht nach. Ich mache meine Scherze, weil sie mir einfallen und weil ich das Bedürfnis habe, sie den Leuten mitzuteilen. Dass man dabei auf die Fresse fliegen kann ist klar, aber darüber denke ich nun wirklich nicht nach. Es kann passieren, dass du einen 11.September-Witz machst und dein Gegenüber dir in die Fresse haut während das andere Gegenüber vor Lachen zusammenbricht. Und genau zwischen diesen beiden Extremen liegt die Wahrheit. Ich will, zusammen mit meinem Publikum, die Grenzen ausloten und nicht in der Mitte stehen, denn da stehen schon Michael Mittermeier und Gerhard Schröder, die keinem wehtun, nicht anecken und keinem die Wahrheit sagen. Wenn ich Schröder gewesen wäre, hätte ich den Leuten gesagt, dass eine Steuererhöhung kommt. Vielleicht wäre er denn gerade deshalb, wegen seiner Ehrlichkeit gewählt worden. Aber diese Memmenhaltung hat jetzt dazu geführt, dass Schröder als das große Arschloch gilt, das alle Leute belogen hat. Ich muss immer die Wahrheit sagen und bin der Typ, der im Restaurant über seinem Lammsteak sitzt, mit dem Messer drin rumstochert und ganz laut Mäh, war das nicht ein süßes Lämmchen sagt. Da vergeht zwar allen der Appetit, aber ich kann genüsslich weiteressen. Ich mag es nicht, wenn man sich selbst in die Tasche lügt. Ich möchte dem Wahnsinn ins Auge blicken und meinen Spaß daran haben.

1997 erzähltest Du mir, dass die Grünen die Einzigen sind, die tatsächlich so’n bisschen sauer sind, weil sie in Deinem Programm nicht vorkommen. Sind sie dieses Mal dabei?

Ja, sind sie! Ich glaube, beim neuen Programm kann sich wirklich keiner beschweren, auch wenn mir gerade einfällt, daß die FDP nicht vorkommt…

Aber die sind ja momentan eh schon die deutsche Comedy-Partei, oder?

Eben, die schaffen es deshalb auch ohne mich…

Wer gibt für Dich als Comedian mehr her? Helmut Kohl oder Gerhard Schröder?

Eindeutig Kohl, denn der war insgesamt viel, viel angreifbarer, weil er selbst sich so unangreifbar gegeben hat. Bei Schröder ist das eben nicht so, denn der ist halt kein Medienkanzler. Schröder ist halt nur ein Lackaffe und langweilig. Aber das gilt generell für die ganze politische Szene. Die Politiker geben sich halt nicht nicht mehr für irgendwelche Peinlichkeiten her. Früher konnte ich fast zwanzig Politiker wie Stoltenberg, Barschel oder Strauß parodieren und heute hast du einen wie Friedrich März. Aber bevor ich den parodiere schneide ich mir lieber ein Bein ab. Ein Helmut Schmidt war ein Medienkanzler und auch ein Helmut Kohl war um ein vielfaches medienwirksamer, weil man nur darauf warten brauchte, bis er sich wieder verspricht oder die Rede vom letzten Jahr wiederholt wird.

Also wäre ein Kanzler Stoiber für Euch Comedians die bessere Wahl gewesen?

Auf jeden Fall, denn diese Mischung aus Piet Klocke und Didi Hallervorden gibt einfach viel mehr her…

Alle Bilder stammen von der Ingo Appelt Homepage (http://www.ingo-appelt.de)

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