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CANDLEMASS & Officium Triste am 06.10.02 in Tilburg – 013

In dieser Form, mit dieser Spielfreude, die die Band in den letzten Monaten unter Beweis gestellt hat und mit dem Bewusstsein, was für einen Stellenwert CANDLEMASS immer noch (oder wieder) inne hat, kann das angekündigte neue Studioalbum eigentlich nur ein weiteres Highlight werden. Keine Zweifel erlaubt.

Nachdem CANDLEMASS zu den Abräumern der diesjährigen Festivalsaison gehörten, stand nach diversen Shows in Griechenland, Skandinavien und England nun ein Headlinergig im holländischen Tilburg an. Dabei zu sein war oberste Doomerpflicht, nicht zuletzt da für Deutschland bislang kein abendfüllendes Konzert der Doomkings aus Sverige in Sicht ist.

Die Operation Doomdance fand im 013 statt, ein überaus imposanter Konzertschuppen, der europaweit seines Gleichen suchen dürfte und losgehen sollte es bereits um 16 Uhr. Das mag verwunderlich anmuten, aber in unserem
Nachbarland sind so genannte Metal Matinees gängige Praxis. Es gibt sicherlich Schlechteres, was man mit seinem Sonntag Nachmittag anfangen kann. Wäre vielleicht mal eine Anregung für hiesige Konzerveranstalter, da dies wohl auch hierzulande von der berufstätigen oder vom öffentlichen Nahverkehr abhängigen Bangerschaft dankbar angenommen würde.

Den Part des Openers übernahmen die Quasi-Lokalmatadore OFFICIUM TRISTE aus Rotterdam (oder Rotterdoom, wie sie es selbst zu nennen pflegen). In Holland genießt die Band längst Kultstatus und von Anfang an versammelte sich eine beachtliche Anhängerschar vor der Bühne und feierte das Quintett ab. OFFICUM TRISTE agieren in der Schnittmenge aus Doom Death, der mitunter an MY DYING BRIDE, frühe PARADISE LOST oder KATATONIA erinnert und gelegentlichen gotisch angehauchten Schwelgereien. Mitunter wird auch richtig schwer und langsam gedoomt und man streift die Jagdgründe von Acts wie SKEPTICISM oder SHAPE OF DESPAIR. Man merkte der Band mitunter eine leichte Nervosität an, sie hatten wohl selbst noch nicht wirklich verdaut, für WEN sie da heute den Opener machen sollten. Nichts desto trotz spielten sie einen begeisternden Gig, wobei ihnen auch der kristallklare Sound und die stimmungsvolle Lichtshow zu Gute kam. Man darf auf den ersten Deutschlandauftritt der Holländer beim Doom Shall Rise Festival gespannt sein!

Bereits beim Einmarsch der Helden war abzusehen, was nun folgen sollte: nach dem obligatorischen Marche Funebre Intro stürmte Messiah zu Mirror Mirror auf die Bühne und nahm die anwesende Meute (gut und gerne 1000 Leute) im Sturm. Dass der gute Mann bestens bei Stimme ist und DER Show- und Frontmann schlechthin, dürfte in den zahlreichen Reportagen von den zurückliegenden Festivals ja bereits durchgeklungen sein. Seine wahren Qualitäten zeigte er, als er eine der beiden technisch bedingten Zwangspausen (beide Gitarristen hatten nacheinander Probleme mit ausgefallenen Verstärkern) mal eben kurz zur Autogrammstunde umfunktionierte, mit Sprüchen wie Great to be back in Holland! Do you still put mayo on your pommes? glänzte und diverse Singspielchen initiierte. Selbst bei todtraurigen Elegien wie Mourner`s Lament versprüht er eine unglaublich positive Energie, die einfach mitreißt. Seine Mitstreiter scheinen ganz genau zu wissen, was sie an Messiah haben, doomen souverän und dezent im Hintergrund, wobei Leadgitarrengott Lars Johansson mit seiner des öfteren spagatnahen Darbietung noch am ehesten heraus sticht. Songtechnisch reihte sich Hit an Hit (sofern man diese Metaljuwelen überhaupt mit so einem banalen Wort bedenken darf), wobei leider das scheinbar auch von der Band unterbewertete Meisterwerk Tales of Creation etwas zu kurz kam, dafür gab es den Meilenstein Epicus Doomicus Metallicus komplett. Der Übersong Samarithan, wurde extrem doomig
vorgetragen und im Nachhinein von einem sichtlich verduzten Messiah als die
langsamste Version ever gewürdigt.
Das Publikum geriet mehr und mehr in Ekstase, und die mitgesungenen Passagen bei Stücken wie Well of Souls und A Sorcerer`s Pledge aus tausend Kehlen ließen einem eine Gänsehaut nach der anderen über den Rücken laufen. Nach zwei frenetisch geforderten Zugabeblöcken war dann nach annähernd 2 Stunden (gestreckt durch die zwei oben bereits erwähnten längeren Zwangspausen) Schluss.

In dieser Form, mit dieser Spielfreude, die die Band in den letzten Monaten unter Beweis gestellt hat und mit dem Bewusstsein, was für einen Stellenwert CANDLEMASS immer noch (oder wieder) inne hat, kann das angekündigte neue Studioalbum eigentlich nur ein weiteres Highlight werden. Keine Zweifel erlaubt.

CANDLEMASS Setliste:

Marche Funebre

Mirror Mirror

Dark Reflections

Demon`s Gate

Under the Oak

Bewitched

Samarithan

At the Gallow`s End

Mourner`s Lament übergehend in Black Stone Wielder

Well of Souls

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A Sorcerer`s Pledge

Solitude

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Crystal ball

Gastreview von Serpentyne

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