lake of tears the neonai

LAKE OF TEARS: The Neonai

"The Neonai" ist die erste Platte, die ich mir nicht aus Coolnessgründen, sondern einzig und alleine nur aufgrund des Covers ausschließlich mit Sonnenbrille anhören kann.

Gehen wir dieses Review doch mal ganz unsachlich an: “The Neonai” ist die erste Platte, die ich mir nicht aus Coolnessgründen, sondern einzig und alleine nur aufgrund des Covers ausschließlich mit Sonnenbrille anhören kann. Ich schätze Kristian Wahlin alias Necrolord ja eigentlich sehr, seine Arbeiten für TIAMAT und DIABOLIQUE suchen ihresgleichen, doch die kunterbunte Gartenzwergidylle auf „The Neonai“ gehört definitiv auf die rote Liste der Augenarztinnung. Meine Favoriten: das rosa Karnickel mit Tröte, die Gitarre mit stilisiertem Elefantenkopp, der saufende Hutzelmann und die beiden Kinners, die vom Rabenflug ganz grün im Gesicht sind… Das Inlay ist dann noch mit Farben wie Altrosa, Pfirsich (den Männern unter den vampster-Lesern sei erklärt: diversen weiblichen Wesen in meiner Umgebung zufolge ist Pfirsich nicht nur Obst, sondern auch eine Farbe, die aber wohl nur das weibliche Auge wahrnehmen kann 😉 ) und Lila unterlegt – autsch!

So, genug der Unsachlichkeiten, hin zur Musik auf „The Neonai“, quasi dem Comebackalbum der nach Forever Autumn in der Versenkung verschwundenen LAKE OF TEARS. Nicht geändert hat sich Daniel Brennares Gespür für mystisch anmutende, ausladende Melodiebögen und simple, funktionierende Arrangements. Ebenfalls geblieben sind die simplen, den Hörer in eine (hoffentlich nicht ganz so bunte) Märchenwelt entführenden Texte, von Daniel inbrünstig vorgetragen. Was fehlt, ist jedoch nach wie vor die fesselnde, direkt zu Herzen gehende Magie von „Headstones“. Und genau die war es, die die ansonsten so bewusst äußerst einfach und unkompliziert gehaltenen Songs der Band einst über den breiten Durchschnitt an Gothicmetal-Nachahmern heraushob. Übrig ist davon nur wenig, so dass „The Neonai“ wie ein seichter Abklatsch vergangener Großtaten wirkt. Daran können auch die verstärkt zum Einsatz kommenden elektronischen Elemente wenig ändern, da sie entweder in Richtung PINK FLOYD gehen sollen, wofür die Songs jedoch hoffnungslos zu simpel sind, um deren Intensität zu erreichen, oder sich in fast schon Disko-kompatiblen Billigbeats äußern. Und so vermag es keiner der Songs, mit Düsternis, Härte oder eben magischen Momenten zu begeistern. Vielmehr plätschern Tracks wie „Sorcerers“ – eine zu brave Ballade -, „Solitude“ – hier bediente man sich schlicht der „Knocking on Heaven´s Door“-Kadenz – oder auch „Nathalie and the Fireflies“ – ein Song, der näher an einer vereinfachten GENESIS-Popschnulze dran ist als an gotischer Atmosphäre – am Ohr des Hörers vorbei, ohne dort allzu viel Ungemach anzurichten, jedoch auch ohne Höhepunkte. Abgerundet wird der durchwachsene Eindruck durch die schwachbrüstig zu nennende Produktion (Gitarren? Verzerrer?) und die Trauer angesichts einer nur noch ansatzweise unter dem Dampf früherer Zeiten zu stehen scheinenden Ex-Lieblingsband von mir. Da war selbst das Notkonzert damals in Stuttgart auf der Tour mit EDGE OF SANITY und SADIST, bei dem der Tourleiter die Gitarre und der Keyboarder den Gesang übernahmen, musikalisch eindrucksvoller!

Veröffentlichungsdatum: 26.08.2002

Spielzeit: 41:42 (inkl. 3 Minuten Headstones-Ausschnitte…) Min.

Line-Up:
Daniel Brennare

Mikael Larsson

Johan Oudhuis

Gastmusiker:

Magnus Sahlgren – Gitarre

Jennie Tebler – Gesang

Ulf Wahlberg – Keyboards

Produziert von Ulf Wahlberg
Label: Black Mark/Soulfood Music

Homepage: http://www.lakoftears.net

Tracklist:
Return of Ravens

The Shadowshires

Solitude

Leave a Room

Sorcerers

Can Die No More

Nathalie and the Fireflies

Let Us Go as They Do

Down the Nile

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