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PARTY.SAN OPEN AIR 2002

Das PARTY.SAN 2002 hat gezeigt, dass es nicht immer die Mammut-Veranstaltungen sein müssen, die überzeugen und begeistern können. Hoffen wir, dass für das PARTY.SAN im nächsten Jahr keine großen Veränderungen geplant sind – so wie es ist, ist es einfach GENIAL!

Der Wegweiser durch den PARTY.SAN-Bericht:

Einleitung

Freitag, 09.08.2002

HOUWITSER | VIU DRAKH | DEFLESHED | DIE APOKALYPTISCHEN REITER | BORKNAGAR

Samstag, 10.08.2002

OBSCENITY | MAZE OF TORMENT | MY DARKEST HATE | DEW-SCENTED | SINISTER | CALLENISH CIRCLE | NECROPHOBIC | THE CROWN | WITCHERY

PARTY.ON!

PARTY.SAN Foto-Gallery



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EINLEITUNG

Eigentlich sollte man das Party.San gar nicht groß erwähnen, denn die familiäre, entspannte Atmosphäre dieses perfekten Festivals lebte in diesem Jahr nicht zu letzt davon, dass man immer und überall Platz hatte. Andererseits war das Party.San im Gegensatz zu den immer überfüllteren großen Festivals nicht nur eine Alternative, sondern die eindeutig bessere Wahl – zumindest, wenn man das Billing, das ausschließlich aus Bands der extremeren Gangart besteht, schätzt. Für mich war in Bad Berka jedenfalls der Himmel auf Erden – endlich bestand keine Gefahr, dass sich zu viel Melodie, weiblicher Operngesang, Keyboardkleister oder gar episch-kitschige Metalmusicals zwischen meinen Ohren einnisteten. Und auch Boxi, der eigentlich nur mitgekommen war, um Fotos zu machen, war restlos begeistert. Mittlerweile pfeift er sogar NECROPHOBIC Songs mit und verlangt nach einer täglichen Dosis Death Metal.

An der Organisation war nichts, aber auch rein gar nichts zu bemängeln. Duschen gab es zwar keine, dafür fließend Wasser – ist leider bei den „Großen“ nicht immer selbstverständlich. Dafür, dass manche Leute offensichtlich nicht in der Lage sind, Toiletten richtig zu benutzen, können die Veranstalter nichts. Die Verpflegung war in Ordnung, das Preis-Leistungsniveau angemessen – diese widerliche 4 Euro Nudelpfanne mit einem Materialwert von schätzungsweise 50 Cent suchte ich jedenfalls vergeblich, dafür gab es Hähnchen, Würste, vegetarische Pilzpfanne zu vernünftigen Preisen.

Der Bierpreis – ein immer wieder gerne zur Beurteilung herangezogenes Kriterium – war mit 1,80 Euro für 0,4 Liter unschlagbar. Lediglich die Tatsache, dass es nicht an allen Bierständen Schwarzbier gab und dass dieses auch noch ausging, könnte man eventuell bemängeln. Muss man aber nicht, denn mir hat dieses Festival dermaßen gut gefallen, dass ich einfach keine Kritikpunkte finden will. Der Sound war in Ordnung, die Umbaupausen kurz und die Stimmung im allgemeinen einfach gut.

Auch das Billing las sich vielversprechend, und die meisten Erwartungen wurden erfüllt. Mit DEFLESHED, WITCHERY, THE CROWN mit Ex-Sänger Lindstrand, NECROPHOBIC und BORKNAGAR waren einige durchaus „größere“ Bands vertreten, die man nicht besonders oft zu Gesicht bekommt. Richtig große Enttäuschungen gab es keine und deshalb bleibt auch nur ein Fazit: Wenn es nächstes Jahr in Bad Berka wieder heißt „Hell Is Here“, dann werde ich sicher wieder mit dabei sein und hoffentlich wieder einen Heidenspaß haben.



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HOUWITSER

Keine Ahnung, ob da wirklich HOUWITSER-Brüller Stan Block auf der Bühne stand, oder ob er eine Vertretung geschickt hatte: der Brüller auf der Bühne zog es vor, sein Gesicht unter einer Strumpfmaske zu verbergen – letztendlich ist es auch nicht wichtig, denn Grund, sich zu verstecken hatten die Holländer eigentlich nicht und der Gesang klang wie erwartet. Der Auftritt war zwar keine Offenbarung und teilweise klang auch alles ein bisschen matschig, doch im Großen und Ganzen ging die Dreiviertelstunde ganz angenehm rum. „Unleash The Fury“ , der Titeltrack vom aktuellen Album “Rage Inside The Womb” sowie das ältere Stück “Trip Of Fire” wurden von der leider recht verhalten agierenden Truppe unters nicht eben zahlreich erschienene Volk geballert. War alles ganz nett, doch so richtig überzeugen konnten die Jungs aus dem Land der geschmacksneutralen Tomaten nicht, die Interaktion zwischen Band und Publikum ging gegen Null – aber wer will schon engeren Kontakt mit einem Bankräuber haben…



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VIU DRAKH

Mit VIU DRAKH bin ich nie richtig warm geworden, daran hat auch der Auftritt beim Party.San nichts geändert. Man muss der Band zugute halten, dass sie sich wirklich Mühe gegeben hat und offensichtlich auch Spaß auf der Bühne hatte, doch die ungebremste Aktivität auf der Bühne brachte mir die Death/Grind-Mixtur mit PunkAnleihen auch nicht näher. Statt sich stilecht hinter einem wedelnden Vorhang aus Haaren zu verstecken, sprangen vor allem Sänger Thomas „Fish“ Fischer und Basser Stephan Joo wie von einer Tarantel verfolgt auf der Bühne umher und setzen somit die immer wieder durchscheinende Rock´n´roll Attitude von Alben wie „Take No Prisoners, Grind Them And Leave This Hell“ und „Death Riff Society“ auch optisch in Szene. Immerhin fanden sich vor der Bühne allmählich doch ein paar Reihen zusammen, die eher angetan von VIU DRAKH schienen und so konnte die Band beim ein oder anderen doch punkten – auch wenn mir das ganze viel zu hektisch und unausgegoren klang.



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DEFLESHED

Auf das neue DEFLESHED-Album mit dem genialen Titel „Royal Straight Flesh“, das Anfang November rauskommen wird, bin ich sehr gespannt. Umso schöner, dass es zuvor beim PARTY.SAN die Möglichkeit gab, die Band auch endlich einmal live zu sehen – was mir bislang einfach nicht vergönnt war. “Under The Blade” wollte ich schon immer mal live gespielt sehen, entsprechend hoch waren meine Erwartungen – doch zunächst sollte sie nicht erfüllt werden. Das Trio wirkte einfach zu verloren auf der Bühne, doch mit Killersongs wie eben erwähntem „Under The Blade“, „Metalbounded“ oder „The Iron And The Maiden“ glichen die Schweden die Leere auf der Bühne verdammt schnell und verdammt zwingend aus. Und obwohl sich Gustaf Jorde rausreden wollte, indem er darauf hinwies, dass die Band mittlerweile kurze Haare und keine Kondition mehr hätte und einfach „fucking old“ wäre, gehörten DEFLESHED zu den großen Abräumern des Festivals. Das Raum-Zeit-Kontinuum war aufgehoben, denn nach allerhöchstens 20 Minuten war Schluss – obwohl mir mehrfach von verschiedenen Seiten versichert wurde, dass DEFLESHED in Wirklichkeit 45 Minuten auf der Bühne standen, glaube ich das nicht. Ich hätte gerne mehr gehört – und war mit diesem Wunsch nicht alleine, denn die Jungs zogen wohl so ziemlich jeden, der sich auf dem Festivalgelände aufhielt vor die Bühne, was wohl auch niemand bereute, denn die Intensität und Tightness mit der DEFLESHED ballerten war beeindruckend.



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DIE APOKALYPTISCHEN REITER

So langsam aber sicher packt auch mich die Reitermania. Mit „Allegro Barbaro“ konnte ich so gut wie gar nichts anfangen, der Nachfolger „Alll You Need Is Love“ hingegen macht immer wieder Spaß. Allerdings ist eine CD der APOKALYPTISCHEN REITER nicht mit dem zu vergleichen, was die Vier auf der Bühne abziehen. Sänger Eumel, der sich übrigens ein wirklich interessantes Outfit ausgesucht hatte, ist kaum auf der Bühne zu verfolgen – stand er eben noch am linken Bühnenrand, so überwindet er die Distanz zum rechten Rand der Bühne in Sekundenbruchteilen, um dort wie ein wildgewordenes Derwisch umherzuhüpfen. Ein komplett gegenteiliges Bild bietet Keyboarder Dr. Pest, der völlig unbeeindruckt mit möglichst wenig Bewegung die Tasten drückt. Doch angesichts der Megaparty vor der Bühne ließ auch er sich zu einem Lächeln hinreißen – so konnte man immerhin sicher sein, dass da kein ausgestopftes Präparat, sondern ein Mensch stand. „Unter der Asche“, „Erhelle meine Seele“ und vieles mehr vom „All You Need Is Love“ Album wurden mit dermaßen viel Spielfreude vorgetragen, dass so ziemlich jeder mitgerissen wurde und vor der Bühne in Bad Berka nur glückliche Feiergesichter standen. Nicht fehlen durfte natürlich die Bandhymne „Reitermania“ und „Dischingis Khan“ – das allerdings erst gespielt wurde, als die Meute vor der Bühne keine Ruhe gab und stürmische eine Zugabe forderte.



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BORKNAGAR

BORKNAGAR hatten keinen leichten Stand nach dem „apokalyptischen“ Wahnsinn, der kurz zuvor auf der Bühne tobte. Die Kluft von wilder Party zu komplexem Klanggewitter war nicht gerade einfach zu überwinden, und so herrschte zunächst eher eine verhaltene Stimmung vor der Bühne. Sänger Vintersorg hatte darüber hinaus auch offensichtlich nicht seinen bestem Tag, der Frontmann gab sich zwar vollkommen der Musik hin, doch bei aller Inbrunst lag er das ein und andere Mal dann doch etwas neben den Tönen. Mit einer gut durchgemischten Setlist aus allen Schaffensperioden, unter anderem „The Black Token“, „Dauden“, „Collosus“, „Ad Noctem“ “Ruins Of The Future“ konnten BORKNAGAR dann aber doch noch zumindest einige vergessen lassen, dass sie kurze Zeit zuvor noch „Dschingis Kahn“ grölend ihr Bier beim Rumtanzen und Headbangen verschüttet haben. Hatte man sich erst mal an die erstaunlich durckvoll und aggressiv vorgetragenen Songs gewöhnt und war willig, der Band in ihr Klanguniversum zwischen Black Metal, Eigenständigkeit und Wikingerbombast zu folgen, wurde man mit einem netten Auftritt belohnt, der ideal war, einen rundum gelungen Tag angemessen ausklingen zu lassen. BORKNAGAR boten keine Meisterleistung und mir wären DEFLESHED an dieser Stelle im Billing lieber gewesen – eine Meinung mit der ich wohl nicht so ganz alleine war, vergleicht man die Zuschauerzahl bei beiden Bands. Doch alles in allem hatte der Auftritt eine schöne Chill-Out Atmosphäre, und nach etlichen Stunden Geballer freute sogar ich mich über die ein oder andere versteckte Melodie.



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SAMSTAG

DRAUTAN konnten auch mit gleich zwei Sängern, ordentlichem Songmaterial und einer engagierten Show nicht allzu viele Leute auf den mittlerweile recht vermatschten Platz vor der Bühne locken – eigentlich schade, denn um 14 Uhr kann man eigentlich schon wach sein und trocken war es (zumindest von oben) auch noch. Es wurde es schon ein bisschen eng auf der Bühne, und besonders der Basser beanspruchte mit seinem fast schon zu übertriebenen Acting eine Menge Platz. Musikalisch tendieren DRAUTAN eher in Richtung Black Metal/Pagan Metal und statt Dampfwalzenriffs beschallten auch Keyboard-Sounds das Gelände.



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OBSCENITY

Die unheilvoll über Bad Berka hängenden Wolken ergossen sich erst bei OBSCENITY, was die erstaunlich vielen Fans der Band allerdings nicht davon abhalten konnte, die Band gebührend zu feiern – das Material vom aktuellen Album „Cold Blooded Murder“ wurde so bejubelt, dass sogar noch eine Zugabe fällig wurde – und das, obwohl es mittlerweile wirklich goss wie aus Kübeln. Bei so viel Zuspruch war es auch nicht weiter verwunderlich, dass sich die Band ordentlich ins Zeug legte und mir ganz im Gegensatz zu dem etwas verplant wirkenden Auftritt beim diesjährigen With Full Force ganz gut gefiel.



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MAZE OF TORMENT

Mit den Schweden von MAZE OF TORMENT musste man einfach Mitleid haben. Nachdem nahezu sämtliche durchnässten Menschen, die bei OBSCENITY den Regen noch ignorierten, nun vom Acker stampften, standen die Jungs sichtlich irritiert auf der Bühne und blickten ungläubig auf die schlammige Grasfläche. Publikum war kaum da, und auch sonst stand der Auftritt unter keinem guten Stern: Bei einem neuen Song stieg die Band aus und musste schließlich abbrechen, während des gesamten Gigs stieg die Zuschaueranzahl nicht nennenswert an und oben auf der Bühne stand eine Band, die versuchte, das beste aus der Situation zu machen, und wacker gegen den verständlichen Niedergang der eigenen Motivation ankämpfte. Schade, denn das Thrash-Gewitter von Songs wie „The Sadist“, „Intense Slaughter“ oder „Dead Soul“ sowie die vom mittlerweile auch ziemlich verlegenen Sänger zum Ausdruck gebrachte Hoffnung, dass der nächste Song nach dem heftigen Spielfehler wohl richtig gespielt werden wird, machten die Band recht sympathisch. Neben „The Unmarked Graves“ von neuen Album haute die Band dann auch noch eine gepfefferte MISFITS Coverversion von „All Hell Breaks Lose“ raus – und spätestens da stieg meine Sympathie für die Band noch mal ein gutes Stück an.



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MY DARKEST HATE

MY DARKEST HATE hatten zunächst mit dem selben Problem wie MAZE OF TORMENT zu kämpfen: Es waren einfach nur sehr, sehr wenige Leute vor der Bühne – allerdings sollte sich das im Falle vom MY DARKEST HATE schnell ändern. Der neue Sänger Chris hat sich mittlerweile wunderbar in die Band eingefügt und was er aus seinen Stimmbändern rausholt, ist beeindruckend. Die Schwaben spielten nicht nur Material vom Album „Massive Brutality“ wie den Titeltrack, „Black Pounding Blood“ und „Now and Forever“ sondern machte auch gleich neugierig auf das im Oktober erscheinende zweite Album „To Whom It May Concern“. „Army Of Vengeance“, „Eye For An Eye“, das überraschend eingängige, aber nicht minder brutale „My Darkest Hate“ überzeugten dann auch schnell alle, die auf dem Gelände unterwegs waren, so dass gegen Ende die Reihen ganz gut gefüllt waren. Mit „Braindead“ haben MY DARKEST HATE einen EXODUS Klassiker durch den Fleischwolf gedreht, den die Band dem kürzlich verstorbenen Paul Baloff widmete. Tightes Zusammenspiel, professionelles Stageacting und ein Sänger, der sich nur aufs Brüllen beschränkt sondern auch Kontakt zum Publikum sucht und findet machten den Auftritt zu einer gelungenen Premiere für das neue Material der Band, die trotz „All Star Besetzung“ keinerlei Projektcharakter hat, sondern als Einheit auf der Bühne steht.



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DEW-SCENTED

Und mal wieder regnete es – doch auch die Regenschnüre, die vom Himmel hingen, konnten die energiegeladene Show von DEW-SCENTED nicht ausbremsen. Auf CD konnte mich die aktuelle Veröffentlichung „Inwards“ nicht hundertprozentig packen, doch was die Band live aus den Songs gemacht hat, war beeindruckend. Und mittlerweile gefällt mir auch die Konserve sehr gut. Eine massive wand aus Gitarren, treibendes Drumming und ein wahres Energiebündel am Mikro – da kann man eigentlich nur gewinnen. Im Publikum gewann man recht schnell die Erkenntnis, dass die Beanspruchung der Nackenmuskulatur ungleich höher ist, wenn die Haare nass sind – doch bei „Inwards“ kann man nicht anders als mit dem Kopf zu wackeln. Und wer dann auch noch so freudlich ist, und die den Nicht-Japan-Import Käufern vorenthaltene „War Ensemble“ SLAYER-Coverversion spielt, punktet automatisch. Sehr sympathisch war bei eben jener Coverversion auch, dass einer der Gitarristen seine (defekte?) Gitarre zur Seite legte und einfach nur headbangend auf der Bühne stand, nachdem schon der Basser sein Instrument zur Seite legen musste. War ungefähr genauso cool, wie der Pulk Alt-Fans, der nicht müde wurde, lautstark nach alten Songs zu verlangen – von denen dann auch ein paar gespielt wurden.



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SINISTER

SINISTER-Frontfrau Rachel hätte ich fast nicht erkannt, als sie in „zivil“, also in Blue Jeans und Blüschen übers Gelände lief. Auf der Bühne stand sie dann ziemlich verloren in einer Lederjacke in Übergröße. Der verlorene Eindruck wurde auch noch dadurch bestärkt, dass sie kaum Ansagen brachte, das übernahm der Gitarrist, und auch sonst eher verschüchtert wirkte. Der Überraschungseffekt, den die Stimme dieser zierlichen Person hat und die Aussicht auf diverse Klassiker der Band verlor dann letztendlich doch den Kampf gegen das bohrende Hungergefühl in meinem Bauch. Der Hähnchenstand war dann für mich persönlich in diesem Moment einfach attraktiver – eine Meinung mit der ich recht alleine war, denn bei SINISTER waren mit Ausnahme der Headliner im Verlaufe des Abends am meisten Leute vor der Bühne.



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CALLENISH CIRCLE

Bereits auf Tour hatten mich die Niederländer CALLENISH CIRCLE überrascht – gewiss, „Flesh. Power.Dominion.“ ist ein Klassealbum, doch dass die Songs auch live eine solche Durchschlagskraft besitzen, hätte ich nicht erwartet. Mittlerweile mit neuem Basser, räumte die Band auch beim Party.San gut ab, was nicht zuletzt Verdienst von Frontman Pat Savelkoul war. Von spärlichen Zuschauern lässt sich dieser Mann ebenso wenig den Spaß verderben wie von den bescheidenen Wetterverhältnissen. Stimmlich in Topform trieb er die ohnehin schon druck- und powervollen Songs noch mal ein gutes Stück nach vorne und bei Knallern wie „Witness Your Own Oblivion“ oder der Brecher „Obey Me“ kann man eh nicht viel falsch machen – und allerspätestens bei der vom Album bekannten DEATH Coverversion „Pull The Plug“ rastete die erste Reihe komplett aus. Schade, dass die zweite, ebenfalls ausgesprochen gelungene Fremdadaption „When The Lady Smiles“ wieder nicht zum Zuge kam, doch wie schon am Vortag bemerkt, können 45 Minuten sehr, sehr kurz sein.



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NECROPHOBIC

Beim NECROPHOBIC-Gig auf dem Wacken hatte ich schon einen Heidenspaß, doch letztendlich war klar, dass der Auftritt beim Party.San besser werden würde. Die bessere Spielposition am Abend ließ auf eine Lightshow und eine dichtere Atmosphäre hoffen – und genauso kam es auch. Die Band, die übrigens auf ihrer Homepage eine genaue Anleitung zum Erstallen von NECROPHOBIC Handyklingeltönen anbietet, betrat die Bühne, legte los mit dem Bloodhymns-Opener „Taste Of Black“ und von einer Sekunde auf die andere waren schmerzende Füße, und andere Nebensächlichkeiten vergessen. Die kalt-majestätische, intensiv-berauschende Atmosphäre von Titeln wie „Into Armageddon, Nocturnal Silence oder Roots of Heldrasill“ ist für sich genommen schon ergreifend, doch wenn dann auch noch eine Band mit so viel Charisma auf der Bühne steht und diese Songs zusätzlich mit engagiertem und gleichzeitig routiniertem Stageacting aufwertet, dann muss man einfach begeistert sein. Statt jährlich halbgare Alben rauszuhauen, könnte sich die ein oder andere Band ruhig mal an den Veteranen ein Beispiel nehmen – alle drei Jahre ein Hammeralbum ist zwar hart, letztendlich aber doch besser für den Fan. Und so wurden die Könige der grandiosen Ohrwurm-Gitarren-Leads vollkommen zu recht ausgiebig bejubelt.



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THE CROWN

Lindstrand stieg aus, dafür kam Lindberg. Dann bretterte das schwedisch-finnische Terrorkommando auf dem letztjährigen Summerbreeze Festival alles in Grund und Boden, doch dann verlies Lindberg die THE CROWN wieder. Glücklicherweise staubte Lindstrand noch mal seinen Patronengurt ab und kam für zwei Shows zurück – eine beim finnischen Tuska-Festival im Juli und eine in Bad Berka. Insofern war der Auftritt von THE CROWN beim Party.San etwas besonders, erstens bekommt man die Band ja ohnehin kaum zu sehen und zweitens ist Lindstrand als Sänger (leider) nur eine Übergangslösung, da er nur eingesprungen war, um die beiden Gigs überhaupt möglich zu machen. Etwas unbeholfen wirkte der alte neue Ersatzsänger dann auch bei den ersten Tracks – was sich aber nur darin zeigte dass er in den ersten Minuten leicht desorientiert auf der Bühne umherstakste und offenbar seine Kurzhaarfrisur verfluchte. Doch schon während dem Opener „Crowned In Terror“ fing er sich und die Band machte dem Motto des Festivals „Hell Is Here“ alle Ehre. Perfektes Zusammenspiel, Gepose ohne Ende, und ein Hammer nach dem anderem, darunter „Deathexplosion“, 1999 Revolution 666“, „Death Metal Holocaust“, „Under The Whip“, „Executioner – Slayer Of The Light“. Und als dann noch statt dem sonst üblichen „Angels Die“ auch noch „The Serpent Garden“ ertönte, war für mich klar, dass meine Stimme diesen Abend nicht unbeschadet überleben konnte. Lindstrand schlug sich hervorragend, und auch die neuen Tracks, die ja nicht von ihm eingesungen wurden, meisterte er tadellos – vielleicht sogar noch einen Tick besser als sein prominenter Nachfolger, wobei sich die Gesangsstiele der beiden eh so unterscheiden, dass man sie wohl auch gar nicht vergleichen kann. Mir persönlich sagt die “growligere“ Variante jedenfalls besser zu. Für diesen Auftritt hatte sich auch der recht lange Soundcheck gelohnt, denn endlich konnte man alle Feinheiten der Songs auch hören.



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WITCHERY

Ben Wrangles Spielkameraden brauchten sogar noch länger als THE CROWN bis sie endlich die Bühne betraten, leider war die Umbau/Soundcheckpause aufgrund Jensens Gitarren Amp-Problemen wohl vielen zu lange und so sahen WITCHERY in weitaus weniger erwartungsfrohe Gesichter als ihre Kollegen. Schade, denn bislang gab es in Deutschland keine Chance, die Songs von „Symphony For The Devil“ live zu erleben. Als Ersatz für den Original Basser stand übrigens Michael Liljebaeck(u.a. IMMORTAL & HYPOCRISY) auf der Bühne, da ersterer mit ARCH ENEMY auf USA Tour war. Die Band um Vampirjäger Toxine lief zur Geisterstunde zur Höchstform auf und besonders Sänger Toxine feuerte das Publikum unermüdlich an, während sich die beiden Riffing-Generäle Jensen und Richard Corpse auf gepflegtes Gitarristen Posing konzentrierten. Viele Songs vom „Symphony For The Dvil“ Album, unter anderem „The Strom“, das überragende „Unholy Wars“ oder „Omens“, ein paar Erinnerungen an „Dead Hot And Ready“, „Witchburner“ und „Restless And Dead“ wie „Restless And Dead“ oder „The Howling“ plus das vereinzelt geforderte „The Reaper“ heizten zusammen mit den Flammenwerfern vor der Bühne dann zum Schluss noch mal kräftig ein – ein würdiger Abschluss für ein rundum gelungenes Festival!!



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PARTY.ON

Das PARTY.SAN 2002 hat gezeigt, dass es nicht immer die Mammut-Veranstaltungen sein müssen, die überzeugen und begeistern können. So viel Spaß wie bei den gut organisierten Festival in Bad Berka hatten wir, trotz bescheidenem Wetter, dieses Jahr auf keinem anderen Festival. Hoffen wir, dass für das PARTY.SAN im nächsten Jahr keine großen Veränderungen (wie eine zweite Bühne oder ähnlicher Blödsinn) geplant sind – so wie es ist, ist es einfach GENIAL!

Bericht: vampiria

Fotos/Layout: boxhamster



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PARTY.SAN Foto-Gallery

Hier findet ihr viele Fotos in der PARTY.SAN 2002-Gallery!

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