DESPAIRATION, AUTUMNBLAZE, GATHERING OF OBSCURITY – 22.6.2002, Hemmingen, Astergarten

Die drei Bands zeigten, dass sie auch angesichts widriger Umstände zu professionellen, beeindruckenden Liveauftritten fähig sind.

Die Vorzeichen für den Konzertabend mit DESPAIRATION und AUTUMNBLAZE standen nicht gut, nachdem das Wetter und die ebenso heiße WM-Endphase nicht gerade zum Besuch eines Jugendhauskonzerts einluden und auch noch die Lokalmatadore von MIRROR OF DECEPTION kurzzeitig ihren Auftritt absagen mussten.
Kurzfristig sprangen zum Glück die ebenfalls aus Göppingen stammenden GATHERING OF OBSCURITY für die Doomer ein. Reger Zuschauerzuspruch hingegen blieb dem musikalisch exquisiten Billing leider verwehrt, was die Stimmung aller Beteiligten merklich drückte. Gerade mal elf Zahlende (von denen einer extra aus Mailand angereist war! Das nenne ich Musikbegeisterung!!!) tummelten sich im Astergarten, als GATHERING OF OBSCURITY die Bühne enterten. Doch das Quartett machte das Beste aus der Situation und zeigte sich trotz drückender Schwüle und gähnender Leere froh, seine Songs live präsentieren zu dürfen. Dank dieser positiven, lobenswerten Einstellung kam der melodische Deathmetal der Jungs, der öfters mal im Fahrwasser von OPETH kreuzt, dabei aber auch eigene Aspekte aufweisen kann und ansonsten die Emotionalität der großen Vorbilder um Mikael Akerfeld durchaus zu erreichen vermag, gut an. Sänger/Gitarrist Volker Buchele hat sehr an seiner Gesangsleistung gearbeitet und kann mittlerweile sowohl die heftigen Ausbrüche wie auch die melodisch-melancholischen cleanen Gesangsparts überzeugend rüberbringen. Höhepunkt war das ruhige „With Every Tear A Dream“ (rhähämm…den Titel kennen wir doch von irgendwoher, hm 😉 ?), bei dem auch KATATONIA als weitere Vorbilder durchschimmerten und die Songwritingqualitäten der Göppinger voll zur Geltung kam. Hier präsentierte sich eine Band, die nun bereit ist für die nächste Stufe und mehr Zuschauer als an diesem Abend, wobei die wenigen Anwesenden verdientermaßen brausenden Applaus spendeten, als der letzte Song, eine blitzsaubere HYPOCRISY-Coverversion, verklungen war.

Auch AUTUMNBLAZE blickten verdutzt auf, als nach ihrem Opener lautes Klatschen zu vernehmen war. Nicht, dass sie den Beifall nicht verdient hätten, doch wie auch später bei DESPAIRATION schienen die Zuschauer die Bands mit dem Brot der Künstler für die Enttäuschung angesichts der mageren versammelten Schar entschädigen zu wollen. Und so ließen es sich auch AUTUMNBLAZE nicht nehmen, ihr volles Programm nicht nur runterzuspielen, sondern es auch auf der Bühne zu leben. Die einzige Konzession an die mittlerweile fast unerträgliche Hitze im Astergarten waren die Gesundheitssandalen des Sängers, ansonsten bot das zur Band ausgewachsene Projekt eine einheitliche, intensive Darbietung ihrer Stücke, die zudem sich sehr von den Albumversionen unterschieden, da die Elektronik den Dienst versagte und somit aus der Not geboren lediglich Gitarre, Bass, Drums und natürlich der ausdrucksstarke, unkitschige Gesang umso beeindruckendere Versionen zustande brachten. Leider sprang zumindest bei mir jedoch der Funke letztendlich nicht ganz über, da ich irgendwie dunklere, geheimnisvollere Musik von AUTUMNBLAZE erwartet hatte, um dann mit zwar durchaus melancholischen, aber oft auch locker-entspannten Klängen konfrontiert zu werden. Dennoch eine lobenswerte Leistung der Saarländer angesichts einer frustrierenden Ausgangslage.

Und auch DESPAIRATION blieben nicht von einem weiteren Handicap verschont. Sänger Sascha Blach musste von einer Magenverstimmung geschwächt auf die Bühne, was es alles andere als leicht machte, wenigstens den Frust ob der kleinen Schar am Rand des Konzertsaals auszublenden und eine überzeugende Darbietung hinzubekommen. Doch die Vier aus Franken bekamen nicht zuletzt dank des hervorragenden Songmaterials von “Songs Of Love And Redemption“ die Kurve und boten eine Show, in der auch u.a. „Dancing Into The Apocalyptic Sun“, „Pentecost“ und „Anaesthesia“ vom Vorgänger „Scenes From A Poetical Playground“ ihren Platz fanden. Besonders freute es mich, das vielschichtige, hervorragend aufgebaute „Subsoil Pedestrians“ vom aktuellen Album zu hören zu bekommen. Nicht ganz so positiv war leider die Bühnenpräsentation der Band zu beurteilen, da Sänger Sascha zwar von Gigs auf größeren Bühnen wie derletzt beim Wave/Gotik-Treffen in Leipzig an Sicherheit und Souveränität gewonnen hat, der Rest der Band jedoch nach wie vor eher einem Flickenteppich denn einer Einheit gleicht. Keyboarder Christian und Basser Christoph bewegen sich nur äußerst selten, scheinen kaum in der Musik aufzugehen und haben immer noch nicht gemerkt, dass zusammengebundene Haare auf der Bühne nicht wirklich gut wirken. Gitarrist Martin wiederum zeigte da mehr Enthusiasmus und wies auch einen ordentlichen Bewegungsradius auf, inwiefern jedoch ein fettes Grinsen, Pünktchenhemd und der Verzicht auf Schuhwerk zum düsteren, emotionalen Sound von DESPAIRATION passt, sei mal dahingestellt. Dennoch Hut ab vor der Band, die wie die beiden anderen zuvor schon eine professionelle Einstellung an den Tag legte und sich nicht von den mageren Besucherzahlen die Freude an der Musik nehmen ließ. Erwähnenswert ist ansonsten noch der gute, klare Sound, mit dem alle Bands ausgestattet wurden und so ihre Darbietungen zu denkwürdigen Auftritten werden lassen konnten. Eine Schande, dass dieser musikalisch so hochwertige Abend nicht den verdienten Zuspruch fand!

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