SLOUGH FEG, TWISTED TOWER DIRE & PSYCHOTRON live am 16.06.02 in Hemmingen

Echte US-Underground-Kultacts sieht man live auf deutschem Boden alles andere als oft, umso erfreulicher, dass sich mit TWISTED TOWER DIRE und THE LORD WEIRD SLOUGH FEG gleich zwei Bands aus den Staaten bei uns blicken ließen, die bei den Fans ein ganz besonderes Ansehen genießen.

Echte US-Underground-Kultacts sieht man live auf deutschem Boden alles andere als oft, umso erfreulicher, dass sich mit TWISTED TOWER DIRE und THE LORD WEIRD SLOUGH FEG gleich zwei Bands aus den Staaten bei uns blicken ließen, die bei den Fans ein ganz besonderes Ansehen genießen.

Sehr schwer einzuschätzen war jedoch, wie stark das Interesse der deutschen Metalfans tatsächlich ausfallen würde. Mit knapp über 50 zahlenden Zuschauer in Hemmingen war das Ergebnis dann zwar ganz passabel, auf der anderen Seite hätte man sich da aber durchaus auch mehr vorstellen können.

Dennoch war die Stimmung im Publikum schon ganz okay, als PSYCHOTRON gegen 20.45 Uhr bei noch angenehmen Innentemperaturen den Abend eröffneten.

Jedenfalls war der Applaus, den die Band nach dem Opener Eternal Stream empfing, ordentlich, nur zum Mitbangen wollte sich niemand so richtig anfeuern lassen, so sehr PSYCHOTRON auch vormachten, wie´s geht. Ein Umstand, der sich – von ein paar Ausnahmen mal abgesehen – den ganzen Abend nicht ändern sollte.

Die Band selbst zog an diesem Abend ihr Programm ungewohnt zügig durch, Zeit für abgedrehte Ansagen, wie man sie vom Psychofrontmann gewohnt ist, ließ man Sänger Matze an diesem Abend keine und so beschränkte er sich im Grunde genommen auf die Ansagen der einzelnen Songs.

Auf das Stageacting an sich hatte das ansonsten jedoch keinen Einfluss und dementsprechend mitreißend agierte die Band wieder einmal.

Der bewegungsfreudige Blickfang neben dem Fronter ist inzwischen ganz klar Gitarrist Kai geworden, der es sich auf der Bühne so richtig dreckig gibt. Es macht einfach total Spaß dem Burschen zuzuschauen, wie er selbst die kleinste Bühne bis aufs äußerste ausnutzt und manchmal hat man gar Angst, dass es ihn im nächsten Moment von den Brettern fegt.

Verdienst, dass die Band derartig agieren kann, ist sicherlich, dass PSYCHOTRON enorm aufeinander eingespielt sind und man die langjährige Bühnenerfahrung deutlich merkt.

Die Gitarristen können sich da im Grunde genommen blind (na schön, ´nen kleinen Einsatzfehler hat sich die Band an diesem Abend geleistet >g< )auf die Rhythmusfraktion verlassen und genauso ist auch Matze Schaffer eine sichere Riffbank.
Neben der Coverversion von TESTAMENTs Disciples of the Watch, bei der man inzwischen fast schon das Gefühl hat, als wäre der Song für PSYCHOTRON geschrieben worden, gehörten selbstverständlich auch dieses mal wieder neuere Stücke wie Open the Gates oder Ticket to Insanity fest zum Programm. Umso deutlicher wird, dass es an der Zeit ist, dass das neue Album – in welcher Form auch immer – das Licht der Welt erblickt.

Für mich etwas überraschend gingen als nächstes dann TWISTED TOWER DIRE auf die Bühne und mit der Band änderte sich die Optik dann deutlich.

Hier machte sich der ungewöhnliche Stufenaufbau der Hemminger Bühne so richtig bemerkbar, wobei die Band mit jedem Song die Stage mehr auszunutzen wusste.

Was die Songauswahl betrifft, so legten TWISTED TOWER DIRE erwartungsgemäß den Schwerpunkt auf das neue Album The Isle of Hydra, das meiner Meinung nach aber auch die stärkeren Songs enthält. Eine etwas ausgewogenere Mischung hätte es zwar durchaus sein dürfen, aber ich denke auch das hätte das Publikum nicht mehr zum mitgehen animieren können. Es war wohl eher die Band will ich mir richtig gemütlich anschauen-Tag und so erhielten TWISTED TOWER DIRE die verdiente Anerkennung eben auch zum größten Tei durch den Applaus des Publikums.

Die Band selbst dagegen steigerte sich mit jedem Song. Während sich die drei Gitarristen zunächst dicht gedrängt nebeneinander auf der oberen Ebene bewegten (was aber wirklich derartig cool aussah) und Sänger Tony Taylor die untere Ebene für sich alleine in Anspruch nahm, verteilte sich die Band stetig auf dem zur Verfügung stehenden Raum, ja teilweise agierten die Musiker sogar auf drei Ebenen, wenn sich der ein oder andere auch mal den Raum vor der Bühne für sich entdeckte. Und entsprechend wurde auch die Spielfreude immer größer und die Raumtemperatur hitziger.

Der Hemminger Astergarten verwandelte sich förmlich in eine Sauna, das schien die Jungs von TWISTED TOWER DIRE aber geradezu anzustacheln und so bretterten sie ihre Songs mit ordentlich Biss und Power in die kleine Menge.

The Daggers Blade, When the Daylight Fades, The Isle of Hydra oder The Final Stand (den deutschen Fans gewidmet) verfehlten ihre Wirkung nicht und trotzt eines etwas matschigen Sounds brachte die Band ihre Songs präzise und druckvoll rüber. Lediglich der extreme Hall beim Gesang wirkte etwas überzogen, was wohl auch die Anlage so sah und mit einem kurzen Totalausfall reagierte. Aber kein Problem, die Instrumentalisten zogen den Song unbeirrt und professionell ohne Gesang durch, um dann nach einer kurzen Unterbrechung den Set zu Ende zu bringen.

Vor allem Bassist Jim Hunter (WHILE HEAVEN WEPT, OCTOBER 31) scheint eine enorme Verstärkung für TWISTED TOWER DIRE zu sein und zur gleichen Zeit auch der abgehfreudigste Teil neben dem Fronter, der schon allein durch seine Statur für kraftvolles Posing geradezu prädestiniert zu sein scheint.

Insgesamt legen TWISTED TOWER DIRE einen sehr starken Gig hin, der ein mitgehbereiteres Publikum ganz klar verdient hätte. Und so wunderte es nicht, dass die Amis nach einem saustarken Witches Eye (live ein ganzes Stück packender als auf dem Debüt) den Set beendeten, obwohl laut Setlist noch zwei Zugaben vorgesehen waren. Wirklich schade.

Nach einer angenehmen Umbaupause war es nun also an der Zeit für THE LORD WEIRD SLOUGH FEG, die an diesem Abend nur zu dritt antraten, da Gitarrist John Cobbett die Tour nicht mit bestritt. Und wieder war das Publikum mit einer komplett anderen Optik konfrontiert.

Im Mittelpunkt des Geschehens stand ganz klar Sänger Mike Scalzi, der die Songs auf seine ganz eigene Art rüberbrachte.

Inzwischen wieder mit einer ordentlichen Matte ausgestattet, stand der Mann mit nacktem Oberkörper und schwarzer Bemalung da und ließ seine enorme Ausstrahlung auf die Leute wirken. Okay, er stand nicht nur da, sonder bewegte sich natürlich auch ordentlich und auch seine Wege führten ihn des öfteren inmitten des Publikums. Und wer seine ganz eigene Art, sich zu bewegen beobachtete, dem wurde auch recht schnell klar, was diese Band ausmacht: ein ganz eigener Stil und eine eigene Identität. Und was auf den Alben schon eine intensive Wirkung hat, wird live meiner Meinung nach nochmals verstärkt. Kauzig ist der Begriff, der in diesem Zusammenhang immer wieder gerne benutzt wird und auch wenn ich damit eine weit verschrobenere Art verbinden würde, passt die Beschreibung doch irgendwie.

Die Songauswahl war insgesamt ein ganzes Stück breitgefächerter als bei TWISTED TOWER DIRE, wenngleich auch bei SLOUGH FEG ein deutlicher Schwerpunkt auf dem (noch) aktuellen AlbumDown among the Deadman lag. An den Publikumsreaktionen merkte man aber auch, dass Stücke wie Sky Chatiots, Warriors Dawn oder Traders and Gunboats besser ankamen. Doch bei der Vergangenheitsbewältigung beließen es die Amis nicht, weshalb Mike gleich zwei Stücke (fragt mich nicht nach Titeln!) vom kommenden Album The Traveller ankündigte. Zu schade nur, dass ausgerechnet hier wieder technische Probleme auftraten, die aber auch SLOUGH FEG professionell zu meistern wussten. Zugegebenermaßen blieb bei mir vom neuen Material bei diesem ersten Hörgang so gar nichts hängen, eins kann ich jedoch sicher sagen: SLOUGH FEG bleiben sich weiterhin treu – aber etwas anderes hätte ja auch niemand erwartet.

Doch auch SLOUGH FEG schafften es nicht, das Publikum in echte Begeisterungsstürme zu versetzten, weshalb auch das Trio (bei einem Song übrigens von TWISTED TOWER DIRE Gitarrist Dave Boyd unterstützt) nach dem Hauptset die Bühne verließ und auf einen Zugabeblock verzichtete.

Dennoch wurde an diesem Abend eines klar: es erfordert schon echten Enthusiasmus und Liebe zur Musik, wenn sich Bands aus Amerika auf eigene Kosten in Deutschland auf Tour begeben, um dann vor einer Handvoll Leute zu spielen. Ein derart finanzielles Risiko sind nur die wenigsten bereit einzugehen und das erfordert Anerkennung.

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