blank

DANZIG: 777 I Luciferi

Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Das gilt auch für die Hoffnung, dass sich Herr Glenn Danzig noch mal aufrappelt und ein Album abliefert, dass sich mit den drei ersten Alben, die unter dem Namen DANZIG erschienen sind, messen lassen kann. Mit dem mittlerweile siebten Studioalbum hat der Gute nun aber alles getan, um dieser Hoffnung den Todesstoß zu versetzen.

Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Das gilt auch für die Hoffnung, dass sich Herr Glenn Danzig noch mal aufrappelt und ein Album abliefert, dass sich mit den drei ersten Alben, die unter dem Namen DANZIG erschienen sind, messen lassen kann. Mit dem mittlerweile siebten Studioalbum hat der Gute nun aber alles getan, um dieser Hoffnung den Todesstoß zu versetzen. „777 I Luciferi“ ist ein nettes Rockalbum, nicht mehr. Freunde moderner Klänge werden „ 777 I Luciferi“ vielleicht etwas abgewinnen können, wer allerdings die früheren Werke des kleinen Mannes mit dem großen Ego schätzt, wird enttäuscht sein. Stellenweise hat sich Danzig zwar auf alte Stärken besonnen, doch leider gleichzeitig alles in ein modernes, beliebig austauschbares Korsett gezwängt.

Dabei ist es gar nicht die zeitgeistige Ausrichtung, die mich so stört. Da gab es aus dem Hause DANZIG schon schlimmeres, das unausgegorene „BlackAcidDevil“ Album zum Beispiel, auf dem so manches Industrial-Experiment gehörig danebenging. Über die modernen, abgestoppten Riffs auf „777 I Luciferi“ könnte ich hinweghören, aber die mitgenommene Stimme des Meisters und lieblos hingeklatschte Songs wie „Wicked Pussycat“ lassen den Finger ganz schnell auf die Eject-Taste drücken – zumal sich in diesem Song statt Leidenschaft und Emotion ganz unglaublich coole Gesangspassagen, die schon fast unter Rap-Gestottere einzuordnen sind, finden. Die düster-groovenden Riffs eines Albums wie „How The Gods Kill“ sucht man vergeblich, stattdessen nerven genau abgezählte, abgestoppte Riffs und Quietscher. Bloß nicht zu viele Ideen in einen Song packen, scheint eine neue Devise des Glenns zu sein, das Ergebnis sind dann Langweiler wie „God Of Light“ oder das erwähnte „Wicked Pussycat“.

„Liberskull“ erinnert zumindest im Refrain an alte Tage, doch das ist nur ein schwacher Lichtblick, zumal die Gitarrenarbeit mir persönlich viel zu sehr nach den sogenannten New Metal Acts klingt. Auch der Opener „Black Mass“ und „Naked Witch“ lassen das durchschimmern, was DANZIG einst zu einer meiner Lieblingsbands gemacht hat: Eigenständigkeit, Düsternis und den Hang zum Theatralischen. Allerdings ist das alles nur ein ganz schwacher Abglanz vergangener Tage, hauptsächlich findet man auf „I Luciferi“ glattgebügelte, stromlinienförmige, moderne Rockmusik – und einen Sänger, dessen besten Tage lange zurückliegen. „Dead Inside“ beginnt vielversprechend, doch spätestens mit dem Einsetzten des Gesangs legt sich die Stirn in Falten: Kann man Singen verlernen? Oder hat sich im Studio keiner getraut, dem guten Glenn zu sagen, dass er vielleicht den einen oder anderen Take noch mal einsingen sollte? Bei „Kiss The Skull“ greift DANZIG gar auf MARILYN MANSON-mäßige Rhythmik zurück, in meinen Augen ein Armutszeugnis für einen Musiker, der einst einen eigenen Stil hatte. Auch die obligatorische Schmachtballade fehlt nicht, doch auch in dieser Beziehung gab es von DANZIG schon weitaus ergreifenderes als „Angel Blake“ zu hören.

„I Luciferi“ ist sicher vielseitiger und besser als die beiden Alben zuvor, doch ein paar kurze, vereinzelte gute Momente können nicht über den Gesamteindruck hinwegtäuschen. DANZIG versucht den Spagat zwischen Modernität und alten Trademarks, und fällt dabei einmal mehr auf die kaugummigestählte Fressleiste.

Man kann mir vorwerfen, ich würde die Entwicklung von DANZIG nicht respektieren und längst überholten Trademarks hinterherheulen. Der Vorwurf ist berechtigt, damit habe ich auch kein Problem. Allerdings habe ich ein Problem damit, wenn ein Musiker, der bewiesen hat, dass er es besser kann, seine Eigenständigkeit zugunsten eines vermeintlichen Erfolgsrezept aufgibt. Eine Eigenkopie wäre mir da wirklich lieber gewesen.

Tracklist:

Unendlich

Black Mass

Wicked Pussycat

God Of Light

Liberskull

Dead Inside

Kiss The Skull

I Luciferi

Naked Witch

Angel Blake

The Coldest Sun

Halo Goddess Bone

Without Light, I Am

Besetzung:

Glenn Danzig – Gesang (?), Keyboards, Gitarre

Todd Youth – Gitarre

Howie Pyro – Bass

Joey C. – Schlagzeug

Spielzeit: 53:44

Label: Spitfire/Edel

VÖ: 3. Juni 2002

Hompage: http://www.danzig-verotik.com

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner