LAST CHAPTER: Paths to Always [Import

Wer ein derart gutes Doomalbum veröffentlicht, der darf sich auch kleine Extravaganzen erlauben.

Ich bin platt: haben es LAST CHAPTER doch tatsächlich geschafft, ihr neues Album Paths to Always noch vor der neuen SOLITUDE AETURNUS zu veröffentlichen. Stramme Leistung, wenn man sich den Veröffentlichungswahn der Power-Doom-Götter so betrachtet. Dass diese Doom-Metaller auch unbedingt jedes Klischee bedienen müssen, tsts….

Aber egal, denn immerhin haben LAST CHAPTER mit ihrem Zweitwerk wieder sehr gute Arbeit geleistet und anscheinend auch das Sängerproblem gelöst. Zu schade nur, dass sich die Band noch vor dem Release von Paths to Always dazu entschieden hat, sich aufzulösen…

Mit dem neuen Frontmann haben die White-Doomer jedenfalls in den letzten Jahren deutlich an Eigenständigkeit dazu gewonnen, wobei sich die Band aber noch immer nicht gänzlich von den Vergleichen mit den Freunden aus Texas verabschieden konnten.

Das scheint aber auch gar nicht die Absicht von LAST CHAPTER gewesen zu sein, denn dazu tendiert Sänger Shawn Green doch stellenweise zu sehr in Richtung Rob Lowe und auch dessen Gesanglinien dringen immer wieder durch.

Dafür hat die Band aber deutlich am Songwriting gefeilt, wodurch die sieben Songs recht schnell im Ohr hängen bleiben. Der Sound klingt dabei sehr an den Wurzeln orientiert und dementsprechend erdig kommen die Stücke von Paths to Always auch rüber. Im gleichen Atemzug legen LAST CHAPTER aber auch starken Wert auf Abwechslung, wodurch es auf dem neuen Album genauso deftig langsam, schleppend groovend wie auch dem Genre angepasst flott zugeht. Bei In Time geht die Band gar so weit, dass sie sich schon deutlich den Proggern PSYCHOTIC WALTZ annähert.

Wie bereits auf dem Debüt wollten LAST CHAPTER aber auch nicht auf ausgiebige Instrumentalteile verzichten, was sich diesmal allerdings wohl als nicht ganz einfaches Unterfangen herausstellen sollte. Denn Neuzugang Green scheint ein recht besitzergreifender Charakter zu sein, weshalb die Instrumentalfraktion wohl zu einem Trick greifen musste, dass dieser erst gar nicht merkt, dass er nicht singen darf. Also hat Schlagzeuger Chris Clifford alle möglichen Percussioninstrumente in den Aufnahmeraum geholt, mit denen sich Green dann während der Instrumentalteile beschäftigen durfte. Das Ergebnis hört sich nun zwar ein wenig nach Musiktherapie im Frühstadium an, ist aber dennoch irgendwie cool, zumal die Band hier mit Keyboardeinsatz auch wieder leicht in andere Sphären entschwindet.

Erfreulich ist auch, das die christlichen Inhalte der Lyrics recht bildhaft und so rüberkommen, dass sie nie predigend belehrend und eher allgemeingültig zu verstehen sind. Lediglich bei den Liner-Notes im Booklet steigert sich Darrin Davis etwas arg rein, was den Jungs aber gegönnt sein soll.

Denn wer ein derart gutes Doomalbum veröffentlicht, der darf sich auch kleine Extravaganzen erlauben.

Zu haben dürfte Paths to Always wieder einmal als Import beim Mailorder eures Vertrauens sein.

Veröffentlichungstermin: April 2002

Spielzeit: 47:26 Min.

Line-Up:
Shawn Green – Vocals

Darrin Davis – Guitars

Chris Clifford – Drums

Cody Griffith – Guitars

Terri Pritchard – Bass, Keyboard

Produziert von John Perez & Mike Trujillo
Label: Brainticket

Tracklist:
1. Paths to Always

2. A Little Slumber

3. Three, Two, One…

4. Dead End Ride

5. In Time

6. F.N.G.

7. The Yard

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