Auch wenn man im Rockbereich Instrumente wie Drehleiher, Dudelsack und Krummhorn am ehesten von Acts wie SUBWAY TO SALLY und IN EXTREMO kennt – ADARO sind keine weitere Band, die mittelalterliche Klänge in ein Metalgewand integriert. Denn die Süddeutschen sind so viel Metal wie PUR und so mittelalterlich wie Disneys Robin Hood-Verfilmung. Nach dieser Eingangspolemik will ich aufschlüsseln, woran es ADARO mangelt: Die 14 Songs kommen geradezu klinisch rein und frei von jeglicher Härte und Rebelleneinstellung daher. Da fehlt es einfach an dem Dreck unter den Fingernägeln des Gitarristen, an den zahlreichen Humpen Met, die aus einem Stimmchen eine Stimme macht, und am Feuer der Inquisition, das bedrohlich in den Songs lodert und von Tod und Verderben kündet. Bei ADARO stellt man sich die vergangene Zeit weniger als finstere Ära voller Schrecken, Gefahren und Ungemach vor denn als einen gemütlichen CVJM-Wanderausflug mit anschließendem Singen am Lagerfeuer. Gerade Christoph Pelgens Stimme klingt geradezu krampfhaft bemüht, seine Hingabe deutlich werden zu lassen, was ihn wie einen mittelhochdeutsch singenden Reinhard Mey klingen läßt. Prinzipiell mag das alles nichts Schlechtes sein, ich will auch nicht auf übertriebene Authentizität pochen, was angesichts der mageren Überlieferungszeugnisse und der veränderten Hörgewohnheiten sowieso absurd wäre. ADARO dürften sicherlich für all jene interessant sein, die gerne brave Pop- und Rockmusik hören und zugleich ein Faible für Mittelaltermärkte haben. Schlecht gemacht sind die Songs auch nicht, Arrangement und Harmonien sind nicht minder professionell als bei den eingangs erwähnten Bietigheimern. Hinzu kommen gelegentlich aufhorchen lassende Elektronikspielereien und das durch Effekte verfremdete Drehleiherspiel von Konstanze Kulinsky. Innovativ oder gar mitreißend ist Minnenspiel jedoch definitiv nicht, da haben Acts wie QNTAL oder auch SOULSEARCH mittelalterliche Einflüsse bei weitem einzigartiger und umwerfender in ihren Elektro- bzw. Doom Metal-Kontext eingegliedert. In der Metalgemeinde dürfte ADARO-Bewunderer Ritchie Blackmore jedenfalls der einzige Jünger der Band bleiben, denn Minnenspiel ist ansonsten definitiv Musik für Gutmenschen. Ich bringe die CD jetzt meiner Mutter vorbei…
Veröffentlichungsdatum: 22.04.2002
Spielzeit: 56:12 Min.
Line-Up:
Christoph Pelgen – Gesang, Dudelsack, Krummhorn, Flöten, Bombarde
Konstanze Kulinsky – Gesang, Drehleiher
Jürgen Treyz – Gitarre
Henrik Mumm – Bass, Cello
Ulli Stotz – Schlagzeug, Landsknechttrommel
Label: Steamhammer/SPV
Homepage: http://www.adaro.de
Tracklist:
Mich wundert harte
Ich zoch mir einen valken
Minnenspiel
Der Schall
Winnenden
Wigen Wagen
Wan si dahs
Tandaradei
Min vrouwe ist guot
Owe diu minne
Do taget ez
Muget ir schouwen
Swie du wilt
Rosen rot