THUNDERSTORM, Mirror of Deception und Well of Souls am 13.04.02 in der Eiche in Crailsheim

Wow, was war das mal wieder für ein geiler Konzertabend! DOOM war angesagt und mit THUNDERSTORM, MIRROR OF DECEPTION und WELL OF SOULS traten gleich drei hervorragende Acts des Metal Underground an.

Erfreulich, dass die Eiche in Crailsheim – eine kleine, gemütliche Kneipe mit einer ebenso kleinen, aber vollkommen ausreichenden Bühne – ordentlich gefüllt war und ein absoluter Bombensound sollte die hervorragende Vorraussetzung für ein klasse Konzert sein.

Den Beginn machten WELL OF SOULS aus Ulm, denen man zu keinem Zeitpunkt anmerkte, dass sie zum einen einen Schlagzeuger am Start hatten, der erst seit kurzem in der Band ist, zum anderen einen Bassisten, der an diesem Abend zum dritten (!) mal überhaupt gemeinsam mit der Band spielte und die Jungs auch sonst kaum vor diesem Auftritt proben konnten.

Denn letzten Endes wirkte die Band sehr tight und spielsicher, so dass der leicht angestonte Doom-Metal der Gerade-Noch-Schwaben so richtig fett ins Publikum geschmettert werden konnte.

Blickfang neben Sänger Petro Kapakos, der immer fleissig am Grooven und Kopfwackeln war, ist bei dieser Band ganz klar Gitarrist Frank Hellweg, der seine ganz eigene, sehr coole Art Gitarre zu spielen aufzuweisen hat. Und nicht nur dass, auch sonst war es einfach geil, was sich der Mann so an Riffs aus dem Ärmel schüttelte und dementsprechend begeistert war auch das Publikum, das bereits beim Opening-Act sehr gut mitging.

Leider konnten sich WELL OF SOULS in der kurzen Vorbereitungszeit auf den Gig aber nicht zu viele Songs aufarbeiten, weshalb der Auftritt der Jungs doch recht schnell zu Ende ging. Dafür gab´s aber doch eine ganz gute Songauswahl, die neben den drei 2000´er-Demo-Songs Evil Sign, Legion of Doom (sehr geile, heavy Version) und dem grandiosen Flying (als Abschlusssong) auch den ein oder anderen älteren Song wie Tears of the Proud oder Beyond the Void (Tony Iommi lässt grüßen) beinhaltete.

Doch damit war das Publikum noch nicht zufrieden, weshalb lautstark eine Zugabe gefordert wurde. Als Song, den wir eigentlich gar nicht spielen können wurde dann der BLACK SABBATH-Klassiker Sweet Leaf angekündigt, und auch hier war nur kaum zu merken, dass die Band dieses Stück im Grunde genommen nie geprobt hat. Zwar hatte Sänger Petro zunächst doch ein paar Probleme, die richtige Tonlage für den Song zu finden, doch schon nach kurzem hatten sich WELL OF SOULS richtig eingegroovt und das Ding lief – von ein paar kleinen Fehlern – richtig flüssig. Sehr cool.
Bei MIRROR OF DECEPTION fällt es mir allmählich wirklich schwer, über die Band zu schreiben, ohne mich ständig zu wiederholen. Die Göppinger Truppe ist zur Zeit live wirklich heftig unterwegs und das merkt man der Band auch ganz deutlich an. Immer sicherer wirkt das (noch) Quartett auf der Bühne und das Zusammenspiel läuft tight, auch wenn MIRROR OF DECEPTION an diesem Abend so manchen Schnitzer in ihre Songs einbaute. Scheiß egal, sag ich da nur, denn da müsste schon mehr passieren, um die großartige Atmosphäre der Songs und auch der Bühnenpräsenz zu zerstören.

Überraschend starteten MOD an diesem Abend mit einem neuen Song, jedoch ist Leaves den zahlreichen Fans inzwischen viel zu vertraut, als dass dies zu Verstörungen führen könnte. Ähnlich unerwartet brachte die Band aber auch Weiss gleich als zweites Stück des Sets, der ansonsten von der Songauswahl aber komplett dem Gig in der Röhre glich, wenngleich die Reihenfolge gänzlich umgestellt wurde.

Höhepunkt des Auftritts war für mich einmal mehr der Song Distant, an den sich die Fans bereits gewöhnt hatten und dementsprechend abfeierten. Die alternativ angehauchte Melodie des Refrains sorgt für absolute Gänsehaut und der schleppende Schlussteil mit dem deutschen Sprechgesang gibt dem Song noch einen Schuss Tiefe zusätzlich.

Einen ähnlich hervorragenden Eindruck macht inzwischen aber auch das zweite neue Stück, an diesem Abend nicht Rattenharz, sondern Entgleiten betitelt (danke, Siffi, für den Hinweis!). Das vertrackte Riffing am Anfang des Songs macht es dem Publikum zwar verdammt schwer sich entsprechend zur Musik zu bewegen, umso heavier kommt das ganze aber rüber. Und auch die Steigerung am Ende des Songs mit den durch Mark und Bein gehenden Schreien von Siffi lässt einen vor Emotionalität fast explodieren.

Natürlich konnte da auch bei MIRROR OF DECEPTION nicht auf eine Zugabe verzichtet werden, weshalb die Band wie gewohnt mit Float abschloss und das Publikum begeistert zurück ließ. Ein erneut sehr starker Auftritt einer grandiosen Band!

Und da Schlagzeuger zumeist ja immer etwas in den Hintergrund der Berichterstattung geraten, will ich diesmal auch mal Drummer Gunnar erwähnen, der der Band den richtigen Kick von hinten verpasst und mit so manchen kleineren Experimenten, nicht nur das Publikum, sondern sicher auch seine Bandkollegen zu überraschen weiß.
Dann war es endlich an der Zeit für die Italiener THUNDERSTORM, die an diesem Abend ihren Gig nachzuholen hatten, der vor einigen Monaten aufgrund der schlechten Witterungslage ausfallen musste.

Und bei THUNDERSTORM machte sich einmal mehr der Hammersound an diesem Abend bemerkbar, weshalb die Gitarren tonnenschwer aus den Boxen dröhnte. Hinzu kam, dass die Italiener ihre Songs so was von professionell zum Besten gaben, dass sich das ganze teilweise so anhörte, als käme der Sound von Platte. Optisch weit vom Rockstartum entfernt, spielten THUNDERSTORM einen Hammergig, der das gesamte Sad-Symphony -Album abdeckte. Unterstützt wurde das italienische Trio dabei vom WELL OF SOULS-Schlagzeuger, dem man wirklich ein absolutes Kompliment aussprechen muss, wenn man bedenkt, dass die Jungs vor ihrem Auftritt am Vortag in Ulm lediglich einmal proben konnten. Sehr starke Leistung.

Im Gegensatz zu den beiden Vorgängerbands preschten THUNDERSTORM bei ihrem Gig teilweise in für Doom-Verhältnisse eigentlich undenkbare Geschwindigkeitsregionen vor, die live noch mal ein ganzes Stück mehr knallen als auf dem Album.

Fabio Thunder ist ganz klar Blickfang dieser Band, der in seine Musik all seine Leidenschaft steckt. Stets in Bewegung küsst der Frontmann auch gerne mal den Bühnenboden und vor allem seine Gesangesleistung ist verdammt stark. Von tiefem, düsteren Gesangspassagen wechselt er mühelos zu hohen Schreiern, und stets trifft er die Töne, als wäre es die leichteste Übung.

Und so schafften es auch die Italiener mühelos das Publikum in einen waren Begeisterungsrausch zu befördern, so dass die Stunde Spielzeit wie im Fluge vorbei ging. Und nachdem THUNDERSTORM zunächst nicht wirklich so wirkten, als würden sie noch eine Zugabe geben, schafften es die Fans dann doch recht schnell die Band zum Spielen von Sad Symphony zu bewegen, das mit seinen wunderschönen Melodielinien auch ganz klar zum Höhepunkt des THUNDERSTORM-Sets gehörte. Ein grandioser Abschluss eines Konzertes, das keinen (außer gewissen unwürdigen Personen, die meinten, bei MIRROR OF DECEPTION einschlafen zu müssen) ohne dieses begeisterte Funkeln in den Augen aus dem Saal entließ.

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