CANNIBAL CORPSE: Gore Obsessed

Ein schwieriges Unterfangen: Ist es den Kannibalen möglich, den Meilenstein "Bloodthirst" zu toppen?

Weiterentwicklung ist Trumpf. CANNIBAL CORPSE haben sich das schon immer zum Leifaden ihres Schaffens gemacht. Nachdem zu dem Aushängeschild der US-Death Metal Szene nach Vile Pat O´Brien stieß wurde aus einer musikalisch guten, aber etwas überbewerteten Band eine absolute Killermaschine. Dies begann mit Gallery of Suicide (1998), das zwar nicht durchgehend die Klasse der letzten Alben hatte, aber einen Schritt in die richtige Richtung darstellte. Bereits ein Jahr später wurde mit „Bloodthirst“ eines der Death Metal Alben schlechthin veröffentlicht. Eine derartige Qualitätssteigerung war wirklich nicht zu erwarten. Die Frage, die Bloodthirst hinterließ, war: Können CANNIBAL CORPSE dieses Album überhaupt noch toppen?

Zunächst fällt auf, dass durch mehr Breaks als sonst ein für CORPSE-Verhältnisse ziemlich sperriges Album rausgekommen ist. Keine Eingängigkeit von Bloodthirst, keine Hits im Stile von Hammer Smashed Face, die sofort zünden. Vielmehr muss man sich „Gore Obsessed“ ein paar mal zu Gemüte führen. Sobald man sich an diese Platte gewöhnt hat ist man aber süchtig. Denn wenn man mal durchgestiegen ist, gibt es ausschließlich blutigste Hits zu vermelden.

Es sind viele Nackenbrecher darauf vertreten. Hört euch nur mal den zweiten Song Hatchet to the Head an. Beginnt mit einigen Rhythmuswechseln um dann voll loszuwüten und den Zuhörer im Refrain durch den mörderischen Groove wahnsinnig zu machen. Abwechslung ist die oberste Devise: Auf einen brutalen Blast folgt ein grooviger Teil mit irren abgefahrenen Gitarren drin. Aber dieser Song ist keineswegs die Ausnahme auf dem mittlerweile achtem Album der gore-süchtigen Floridaner. Pit of Zombies, Hung and Bled, Sanded Faceless und Grotesque reihen sich dazu ein und lassen einem keine Ruhe. Heraus sticht When Death Replaces Life , auch aufgrund der textlichen Thematik. Mit morbiden, schleppenden Gitarren beginnt der Song, der sich gegen religiösen Wahn und Religionen in allgemeinen richtet. Das beunruhigende Feeling (übrigens in bester MORBID ANGEL-Manier) hält sich den ganzen Song hindurch. Erst in der zweiten Hälfte wird es stellenweise etwas flotter und CANNIBAL-typisch.

Die Abwechslung und Komplexität an diesem Album liegt vor allem an Pat O´Briens einzigartigem Gitarrenspiel. Seine technisch-vertrackten und Jack Owens einfacher gehaltenen Riffs ergänzen sich perfekt. Alex Webster, einer der besten Bassisten der Szene steuert nicht nur gnadenlose Songs, sondern auch Basslinien, die nicht von dieser Welt sind bei. Ultra-schnell und dennoch sauber. Wenn man bedenkt, in dieser Geschwindigkeit mit den Fingern Bass zu spielen wird einem ziemlich mulmig. Drummer Paul Mazurkiewiczs Spiel ist auch um einiges variabler, er bekommt schwerverdaulichen und sperrigen Breaks ohne mit der Wimper zu zucken hin. Und unser Schroschgrinder schafft es wieder sich unglaublich schnell und mit viel Ausdauer die Seele aus dem Leib zu grunzen. Abgewechselt, wie immer mit den fiestesten Screams unter der Sonne, stellt sich nur die Frage nach dem Lungenvolumen dieses Wahnsinnigen.

Ebenfalls zu bemerken ist die Produktion, die Grammy-Gewinner Neil Kernon (MACABRE, NEVERMORE uva.) und das Sonic Ranch Studio in El Paso, Texas, CANNIBAL CORPSE verpasst haben. Ist brutaler, druckvoller und glasklarer noch möglich? Technischer Death Metal, der nicht auswimpt oder langweilig wird in so einem Soundgewand zu erleben ist der pure Wahnsinn. Keinen einzigen Ausfall vermag Gore Obsessed zu vermelden und stellt nicht nur deshalb einen hundertprozentigen Pflichtkauf für alle CANNIBAL CORPSE-Fans und Death Metaller im Allgemeinen dar.

Ach ja, fast hätte ich es vergessen: Bloodthirst ist getoppt.

Spielzeit: 38:10 (44:37) Min.

Line-Up:
George „Corpsegrinder“ Fisher – Vocals

Jack Owen – Guitar

Pat O´Brien – Guitar

Alex Webster – Bass

Paul Mazurkiewicz – Drums

Produziert von Neil Kernon und Cannibal Corpse
Label: Metal Blade Records

Homepage: http://www.cannibalcorpse.net

Tracklist:
1. Savage Butchery

2. Hatchet to the Head

3. Pit of Zombies

4. Dormant Bodies Bursting

5. Compelled to Lacerate

6. Drowning in Viscera

7. Hung and Bled

8. Sanded Faceless

9. Mutation of the Cadaver

10. When Death Replaces Life

11. Grotesque

12. No Remorse (METALLICA-Cover auf der DIN A5-Digipack Version von Gore Obsessed)

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