DIARY OF DREAMS, ASSEMBLAGE 23, CUT.RATE.BOX – 29.11.2001, Tübingen, Zentrum Zoo

Seit jeher etwas besonderes stellen die Konzerte von DIARY OF DREAMS dar.

Seit jeher etwas besonderes stellen die Konzerte von DIARY OF DREAMS dar. Während sich der Rest der elektronischen Dark Wave-Bands zumeist auf Mini Disc, Drumcomputer und Kollegen verläßt, was im Endeffekt so sehr live ist wie ein Fisch von Verleihnix, geben sich Adrian Hates und Co. stets Mühe, ihren Liedern live zusätzliches Leben einzuhauchen. Klar, ohne Technik geht´s bei der Art von Musik nun mal nicht, aber auch diesmal hatten sich DIARY OF DREAMS einiges überlegt. Besonders auffällig waren diesmal die von Daniel Myers (HAUJOBB) übernommenen Percussions. Die neue Gitarristin Lil´K erledigte ihre Aufgabe ebenso bravourös und gutaussehend 😉 , während wie immer das größte Aushängeschild von DIARY OF DREAMS ins Zentrum gerückt war: die unfaßbar charismatische, tiefgehende Stimme von Adrian selbst, der bei seinen Ansagen zugleich sehr zurückhaltend und bescheiden rüberkam. So emotional und perfekt habe ich ihn noch nie zuvor singen hören, und ich kann immerhin schon auf drei DIARY OF DREAMS-Konzerte über die Jahre hinweg zurückblicken. Wie man mit einfachen Mitteln eine hervorragende Lichtshow auf die Beine stellt, bewies der auch in Insiderkreisen ehrfürchtig respektierte Lichtmensch von DIARY OF DREAMS wieder einmal, indem er mit lediglich einer Handvoll Scanner jeden Song in ein passendes, stimmungsvolles Lichtgewand kleidete. Soweit war also ein rundum beklemmend-ergreifendes Konzerterlebnis garantiert. Was den ansonsten fast schon göttlich-perfekten Eindruck, um auf Touch anzuspielen, jedoch ein wenig störte, war das Fehlen von DIORAMA-Sänger Torben Wendt, der die Band auf der One Of 18 Angels-Tour mit seiner Adrian ebenbürtigen Stimme dem Gefühlsolymp noch eine Stufe näher brachte. Seine Parts wurden teilweise von Keyboarder Olaf Schöning übernommen, was jedoch alles andere als ein Ohrenschmaus war. Zur Verteidigung des Tastenmanns sei gesagt, daß er wohl mit erheblichen Soundproblemen auf der Bühne zu kämpfen hatte. Bei der Songauswahl bewiesen DIARY OF DREAMS erneut ein glückliches Händchen dabei, die live am besten rüberkommenden Stücke aus einem mittlerweile fast sieben Stunden umfassenden Backkatalog herauszupicken. Neben den beiden Stücken der aktuellen Single O´ Brother Sleep kamen u.a. Winter Souls, Rumours About Angels, Butterfly:Dance!, Chemicals, Methusalem, Exile, Victimized und Retaliation zum Einsatz, die vier letzteren, älteren Songs davon in einer neu bearbeiteten, wie die Single elektronischer ausgerichteten Version. Bei Methusalem und Victimized gewann die Musik dabei enorm an Power und Direktheit, bei Exile und Retaliation hätte zumindest ich die rockigeren Urversionen bevorzugt. Dem Publikum schien es aber nichts auszumachen (gut, der Tanzwütige vor mir wäre wohl selbst bei DJ Motte auch nicht anders abgegangen…Just say no, kids!), DIARY OF DREAMS wurden nach allen Regeln der Kunst abgefeiert und für so manche Zugabe zurück auf die Bühne geholt. Es war spät geworden in Tübingen, als die letzten Töne verklungen waren und ein hervorragendes, wenn auch nicht mehr so magisches Konzerterlebnis sein Ende fand.

Begonnen hatte es Stunden zuvor mit CUT.RATE.BOX aus den USA, die 30 Minuten lang Tracks ihres exquisiten EBM-Albums Dataseed präsentieren durften. Sie nützten ihre Chance, um einen gewaltigen Eindruck zu hinterlassen, keine einfache Leistung bei dem eher heimeligen Ambiente des Zentrum Zoo-Clubs und der ersten Position auf dem Billing. Besonders Sänger G. Wygonik bestach mit einer sauberen Gesangsleistung und einem irgendwo zwischen PROJECT PITCHFORK und THE PRODIGY angesiedelten Stageacting. Live kam die Hitqualität von Songs wie Zionsank, Ego und Thin Ice noch mehr zur Geltung, so daß man der Band nur weitere Möglichkeiten wünschen kann, ihre Lieder möglichst vielen Leuten live näherzubringen.

Nicht ganz so überzeugen konnten ASSEMBLAGE 23, was vor allem an der mangelnden Ausstrahlung von Sänger Tom Shear gelegen haben mag. Besonders zu Beginn wirkte er unsicher sowohl im Bezug auf den Umgang mit dem Publikum als auch bei seiner Gesangsleistung. Dennoch sorgten eingängige, wehmütige EBM-Songs wie Let Me Be Your Armor, Away und Naked für kurzweilige Unterhaltung und die richtige Einstimmung auf die Show von DIARY OF DREAMS.

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