TIMO RAUTIAINEN & TRIO NISKALUKAUS, Sindelfingen, 29.9.2001

…sehr erfreulich, dass die scheuen Finnen eine kleine Solotour in Deutschland abhielten!

Mir persönlich ist es völlig wurscht, dass anscheinend kein Mensch außer ein paar Figuren von vampster diese Band mag. Genaugenommen hatte ich ja gar nicht zu hoffen gewagt, dass Timo Rautiainen & Trio Niskalaukaus überhaut einmal auf Bühnen in Deutschland zu sehen sein werden. Umso erfreulicher, dass sie nun doch in unseren Breitengraden unterwegs waren. Noch erfreulicher war die Tatsache, dass die Finnen nicht nur im Vorprogramm von HIM zu sehen waren, sondern auch eine kleine Solotour spielten.

Irgendwie schien die kleine Tour auch nicht unbedingt erfolgreich gewesen zu sein, der Blick des Merchandisers der Band sprach Bände, er scheint wohl nicht alle Tage Großbestellungen wie 3 Longsleeves und 3 T-Shirts, bitte zu hören – noch mehr erstaunte ihn die Frage nach den finnisch-sprachigen Veröffentlichungen der Band, die er unverständlicherweise gar nicht erst dabei hatte… Nun, das Publikum im Sindelfinger Movida erinnerte auch eher an die Menschen, die sich politisch korrekte Dokumentationen im Originalton mit englischsprachigen Untertitel ansehen und hinterher drei Stunden bei einem Mate-Tee über das eben gesehene diskutieren – und natürlich sehr betroffen sind. Dementsprechend herrschte während des Konzerts eine etwas seltsame Stimmung – denn die Show von Herrn Rautiainen und Kollegen war recht metallastig. Das Headbanging von Gitarristen Jarkko und Basser Nils zauberte dem ein oder anderen Anwesenden einen etwas irritierten Ausdruck auf das Gesicht, doch davon ließ sich die Band nicht beeindrucken. Timo Rautiainen & Trio Niskalaukaus wiederum schienen etwas irritiert darüber zu sein, dass sich da tatsächlich ein paar Gestalten vor der Bühne rumdrückten und die sogar die Texte der Songs kannten.

Trotz den eher ungewöhnlichen Rahmenbedingungen wurde es ein verdammt schöner Konzertabend. Da war zum einen der wirklich gute, klare Sound, der die Dreifach-Gitarrenattacke der Band im Vergleich zu den Albumversionen der Songs noch einmal verstärkte. Wenn man von einer massiven Wand aus Gitarrenriffs sprechen kann, dann bei dieser Band. Es störte auch nicht weiter, dass Jarkko Petosalmi einen ziemlich mitgenommenen Eindruck machte, er hielt zwar das Set fehlerfrei durch und ließ die Haare fliegen, doch offensichtlich war der Gute alles andere als fit. Ganz anders der Frontman, der nicht nur die deutschen Texte originalgetreu vortrug, sondern auch noch die Ansagen in Deutsch machte. Im zweiten Teil des Auftritts, als die Band einige finnischsprachige Songs zum Besten gab, wurde allerdings schnell klar, dass die deutschen Lyrics nicht ohne Kompromisse möglich sind. Der finnische Gesang klang um einiges befreiter und spontaner, man hört einfach, dass sich der Sänger nicht mehr auf die Aussprache konzentrieren muss und mehr mit seiner Stimme arbeiten kann.

Soviel Spaß man bei den Songs vom Album In frostigen Tälern auch haben konnte, spätestens mit Stille wurde deutlich, dass Timo Rautiainen eben doch weit von der Spaß-Ecke entfernt ist, so eindringlich wurde das Lied mit dem traurigen Text vorgetragen.

Obwohl der Auftritt laut Band „der leiseste Gig war, den wir jemals gespielt haben“, hat an diesem Abend alles gepasst. Die Band ließ sich auch nicht von den wenigen Zuschauer die Motivation rauben, es gibt andere Bands, die vor Hunderten von Zuschauern gerade mal halb so motiviert zu Werke gehen. Kompliment. Bleibt zu hoffen, dass vielleicht doch der ein oder andere die Qualitäten dieses Band erkennt. Verdient hätten sie es.

Hier findet ihr die Bilder-Gallery vom Gig in Sindelfingen.

Bericht: vampiria

Fotos: boxhamster

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