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SILVER BULLIT: Citizen Bird

Eine angenehm abwechslunsgreiche Mischung aus Pop, Psychedelic-, Space- und wehmütigem Waberrock , deren Wurzeln fest mit der Musikära der späten 60er und 70er verwachsen sind.

Die Skandinavier SILVER BULLIT hießen einst SILVER BULLET, und begannen – laut Informationsaufdruck des Promotion-Schubers – ihre Veröffentlichungskarriere im Jahre 1997 mit Klängen, die den STOOGES nacheiferten. Was auch immer in den vergangenen Jahren geschehen sein mag: Es brachte die Band offensichtlich dazu, ihr Klangkonzept gründlichst zu überdenken. Wütende und rohe Lärm-Eskapaden sind (so es sie denn tatsächlich gegeben hat)einer Mischung aus Pop, Psychedelic-, Space- und wehmütigem Waberrock gewichen, deren Wurzeln indes nach wie vor fest mit der Musikära der späten 60er und 70er verwachsen sind.

Langsam, bedächtig nähert sich `Glory`, summende Orgeln und seufzende Gitarren stricken ein Stimmungsbild irgendwo kurz vor einem mittelkühlen skandinavische Sonnenuntergang, im Hintergrund ein friedlicher Fjord nebst Fischerhütte und Lagerfeuer. Doch irgendwann verstummen die mehr geflüsterten denn gesungenen, leicht effektverfremdeten Vocals, und es darf gerockt werden! Nur eine Minute zwar, dafür aber in schönster Breitwandmanier á la Hendrix und all der anderen bluesgeschwängerten Verzerrungsfetischisten 30 years ago. `Joy` ist dann die Pop-Variante des BULLIT-Sounds: ein simpel vor sich poltender Fast-schon-gute-Laune-Song mit quiekenden Keyboard-Linien und Gitarrendröhnung light, bei der Sänger Simon Ohlsson wie eine Kreuzung aus Jim Morrison und dem komischen Menschen der SIMPLE MINDS klingt, der seinen Weltverbesserer-Pathos aber dereinst immerhin einen Ticken besser im Griff hatte als U2-Klagegeist Bono Vox. Auch das folgende ‘Magnetic City’ hoppelt recht flott durch die Psychedelic Rock-Pampa, und nähert sich mit leichter Glam-Attitüde durchaus dem ein oder anderen frühen David Bowie-Stück an.

Mit `Money` wenden sich SILVER BULLIT wieder der Atmosphäre zu, die sie eingangs so ausgezeichnet heraufbeschworen haben. Mittlerweile ist die Sonne hinter’m Horizont verschwunden, die Orgel mit ihr, und dank puristischem Saitengezupfe, verhaltenem Gesang und Zeitlupenmoll macht sich wohlige Nordland-Melancholie breit. Und im Hintergrund wimmern Stimmen, als hätten sich die Musiker SIGUR ROS zu einem Spontanbesuch im Studio entschlossen. Als wäre dies den Gitarristen ein Ansporn, beginnen auch sie irgendwann, ihren Instrumenten langegezogene Tonschwaden zu entlocken, die irgendwo im Geysir-Dunst wieder von dannen ziehen. `This Is The Place` ist wieder stampfender Early Psychedelic Rock, unter den Zugaben diesmal weniger Pop, mehr HAWKWIND, und alles in allem den Schöpfungen FANTASYY FACTORYYs nicht unähnlich. Im instrumentalen Titelstück wird dann einmal mehr die heimelige Atmosphäre des Anfangsstückes aus dem Sack gelassen, die hübschen Melodien von `Grasshopper` hüpfen munter, aber nicht zu überschwenglich durch die Gegend und wachsen rasch zum potentiellen Hit heran, der mit seinen verschrobenen Soundeffekten und dem fast schon loopartigen Breakbeat-Rhythmus trotz nostalgieschwangerer Wall of Sound schon wieder zeitgemäß wirkt. Im beschwörenden `People Get Real` dürfen die aufs Wundervollste zirpen und singen und für schöne Stimmungsbilder sorgen, während `Star` mit Hymnen-Qualitäten überrascht, die sonst all den immer noch hippen Brit Pop- und Rockern vorbehalten scheint und der Band im Grunde MTV-Airplay encore einbringen müßte, wäre nicht vollkommen klar, daß Vermarktungsmechanismen selten gerecht sind.

Es folgt `Axe Man`, eine behutsame Ballade, inklusive weiblichem Co-Sänger-Part, Kinderchor und Mini-Kuhglocken-Orchester, während `Knucklebuster` anfangs eher düster ausfällt, später in puncto Keyboards aber fast schon anschmiegsamen New Wave-Charakter entwickelt. Dafür darf im Abschlußtrack `I Love You` noch einmal schön bedeutungsschwanger die Dröhnsau rausgelassen werden, inklusive fies verzerrter Vocals-Passagen, versteht sich. Kann man Psychedelic Blues nennen. Oder auch nicht. Man kann dieses Album auch lieben. Oder auch nicht. Ich persönlich jedenfalls habe dieses abwechslungsreiche Stück Musik ins Herz geschlossen…

Spielzeit: 54:49 Min.

Line-Up:
Simon Ohlsson – Vocals

Jukka Rintamäki – Bass

Jon Olmeskög – Keyboards

Andreas Nilsson – Guitars

Andres Gustafsson – Drums

Produziert von Kalle Gustafsson, Dag Lundquist & Silverbullit
Label: Nons Record/House Of Kicks

Tracklist:
Glory

Joy

Magnetic City

Money

This Is The Place

Citizen Bird

Grasshopper

People Get Real

Star

Axe Man

Knucklebuster

I Love You

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