GOJIRA: The Way of All Flesh

Die Mutter aller Heaviness, so massiv wie das Gestein des Nanga Parbat und so schlau wie die darauf lebenden Schneeleoparden.

Fast ware The Way of All Flesh eine ordentliche Bauchlandung geworden. Dem Weg des Fleisches gefolgt und angestürzt in den Sumpf der Belanglosigkeit sind die französischen Ausnahmemetaller glücklicherweise GOJIRA noch lange nicht, auch wenn die ersten Eindrücke des vierten Albums der Schwergewichte eher ernüchternd waren. Aber da haben wir schon die erste Bestätigung für die Klasse von The Way of All Flesh – es ist ein episches Werk, das wächst und wächst. Denn diese 75 Minuten erdrückender Schwere sind trotz der etwas sterilen Produktion, solche, welche die Seele berühren. Doch dies muss man sich als Hörer zunächst erarbeiten.

Und das obwohl das Quartett mit Oroborus den perfekten Einstieg in dieses Album gewählt hat. Hervorragende, psychedelische Riffs, saftige Basslinien und verspieltes Drumming leiten sanft ein, bevor sich ein mörderisch schweres Riff über dem Hörer ergießt. Ein erstes Aufbäumen, eine gemäßigte Nummer, ideal um in dieses Album zu finden. Und doch ist es nicht leicht, GOJIRA bei ihrem Spaziergang durch Seele und Fleisch zu folgen, denn es ist dunkel, die Wege sind klebrig und nicht immer leuchten die Franzosen so, dass man in ihre Fußstapfen nur manchmal schwer findet. Eben weil nicht alles, was GOJIRA im Jahr 2008 bieten auf ihrem Niveau ist. Doch gemach, liebe Fans. Denn der Großteil des Materials ist so etwas wie die Mutter aller Heaviness, so massiv wie das Gestein des Nanga Parbat und so schlau wie die darauf lebenden Schneeleoparden.

Lasst euch A Sight to Behold vorstellen. Ein Lied, das es in dieser Form von GOJIRA noch nicht gegeben hat – sehr melodisch und hypnotisierend, mit einem klar strukturiertem Aufbau, dennoch genügend Abwechslung und Überraschungen. Zum Bespiel Gesanglich. Joe Duplantier jagt seine Stimme durch einen Vocoder, weshalb ein gewisser CYNIC-Touch entsteht, was der Musik aber ungemein gut steht. Er hat wohl erkannt, dass der etwas gleichförmige Gesang seine Band in eine kleine Sackgasse führt. Deshalb ist auch auf Adoration for None der unglaublich tiefe und brutale Gesang von Randy Blythe von LAMB OF GOD zu hören. Auch großartig: Die letzte Hälfte des Albums, denn ab dem zehnminütigen, extrem komplexen The Art of Dying jagt ein Highlight das Nächste. Egal ob furiose Nummern wie der Titeltrack oder das groovige, alles zertrümmernde Vacuity, hier bleibt kein Stein auf dem Anderen.

Im Vergleich zum Vorgänger From Mars to Sirius ist The Way of All Flesh, obwohl es oftmals sehr direkt und reduziert ist, ungemein schwer greifbar und auch verflucht komplex. Obwohl es unter die Haut geht und sich dort einnistet, versteht man dieses Album noch lange nicht sofort. Es fließt einfach und nach einer Zeit der Eingewöhnung lässt man sich eben mit treiben. Das ist jedoch die wichtigste Voraussetzung, um bei dem Balanceakt zwischen Anspruchsvoller Unterhaltung und Eingängigkeit souverän zu bleiben. Extremer, intelligenter Metal, der nicht verkopft ist, ist ein schwieriges Unterfangen, GOJIRA beweisen auf diesem Album, wie man dies souverän anstellen kann.

Aus mächtigen Riffs, präzisem Drumming und wuchtigem Bass, sowie heftigem Gesang entstehen tiefe Songs, die, wie Toxic Garbage Island, Yama´s Messenger´s und All the Tears leider nicht immer zu 100% funktionieren, aber stets etwas Besonderes sind. Und auch wenn die Produktion fast schon ein wenig zu sauber ist, ein dermaßen massives, transparentes Soundgewand ist wirklich selten. Fans von GOJIRA können aufatmen, dieses Mal ist es mehr als nur gut gegangen, The Way of All Flesh ist ein furioses Album geworden. Das Französische Quartett sollte sich auf ihren Lorbeeren dennoch nicht ausruhen und beim nächsten Mal wieder etwas abgefahrenere Elemente einbauen, siehe meinen Favoriten The Link. Dieses Meisterwerk ist nach wie vor ungeschlagen.

Veröffentlichungstermin: 10. Oktober 2008

Spielzeit: 75:04 Min.

Line-Up:
Joe Duplantier – Vocals, Guitar
Christian Andreu – Guitar
Jean-Michelle Labadie – Bass
Mario Duplantier – Drums

Produziert von Joe Duplantier
Label: Listenable Records

Homepage: http://www.gojira-music.com

MySpace: http://www.myspace.com/gojira

Tracklist:
1. Oroborus
2. Toxic Garbage Island
3. A Sight to Behold
4. Yama´s Messengers
5. The Silver Chord
6. All the Tears
7. Adoration for None
8. The Art of Dying
9. Esoteric Surgery
10. Vacuity
11. Wolf Down the Earth
12. The Way of All Flesh

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