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SUBWAY TO SALLY: Herzblut

"Herzblut" – der Titel sagt eigentlich alles. Voller Liebe ist jeder der elf Kleinode, und voller Poesie jeder Ton und jede Silbe der wunderschönen Texte. Ein Album zum Verlieben.

Poesie und Moderne müssen keine Gegensätze sein – womit ich nicht meine, dass sogenannte moderne Gedichte besonders poetisch wären. Sicherlich, auch hier gibt es mehr als nur Ausnahmen, doch was ich meine, das zeigen SUBWAY TO SALLY, die Potsdamer Ausnahmeband, auf ihrem nunmehr sechsten Studioalbum nahezu perfekt. „Herzblut“ – der Titel sagt eigentlich alles. Voller Liebe ist jedes der elf Kleinode, und voller Poesie jeder Ton und jede Silbe der wunderschönen Texte. Ein Album zum Verlieben, das jeden packen wird, der bei einem Wort wie „Romantik“ oder gar „Liebe“ nicht gleich an Rosamunde Pilcher denkt – und damit an das Gegenteil dieser Gefühle.

Nie hätte ich gedacht, dass SUBWAY TO SALLY mich noch einmal so verzaubern könnten, wie dies auf ihrem Meisterwerk „Bannkreis“ zuletzt geschehen ist, denn „Hochzeit“, dessen Nachfolger und der Vorgänger von „Herzblut“, war schlichtweg mittelmäßig. Zwar enthielt es einige schöne Songs, und wirklich schlecht ist nichts von den Sallys, aber die unüberhörbare Anbiederung an RAMMSTEIN und die damit einergehende widerliche Orientierung an ebensolchen Riffs verschreckten sicherlich nicht nur mich. Was wieder Hoffnung auf ein neues Meisterwerk weckte, war das Konzert, auf dem ich im Oktober 2000 war, denn dort spielte man „Veitstanz“, einen der neuen Songs – und siehe da! Keine Spur mehr von „Neuer Deutscher Härte“ – stattdessen einen tollen, lockeren Folk-Tanz-Song, der gleichsam nachdenklich bewegt und erheitert. So muss das sein!

Textlich sucht “Herzblut” seinesgleichen

Doch was bietet nun „Herzblut“ tatsächlich? Zum einen mit Songs wie „Die Schlacht“ oder „Kleid aus Rosen“ weitere großartige Folk Rock/Metal-Highlights, die jeden einzelnen der „Hochzeit“-Songs übertreffen, und zum anderen unglaublich intensive Balladen wie die wunderschönen Liebeslieder „Herrin des Feuers“ und „So rot“ sowie das alles überragende Meisterstück „Wenn Engel hassen“ – so etwas Geniales haben die Sallys eigentlich noch nie produziert. Selten vernimmt man eine solche gleichermaßen bösartige wie feinfühlige Darstellung eines Amoklaufs. Ich zitiere einfach mal den brillianten Anfang:

„Als er aufstand an dem Morgen, der sein letzter war,
schien die Sonne, und die Vögel kreischten laut.
Eine Woge von Verlangen stürzte über ihn,
und klebriger Tau bedeckte die Haut.“

Auch sonst sind die Texte sämtlichst von einer Qualität, die man ansonsten fast schon vergebens sucht in der heutigen Musiklandschaft. Allein dafür würde sich der Kauf dieses Werks schon lohnen, aber da wäre ja noch die Musik – und die ist ja nun auch über jeden Zweifel erhaben. Wieder gibt es die typischen Mittelalter-Harmonien, für die SUBWAY TO SALLY bekannt sind – wobei ich trotz allen Lobes sagen muss, dass ich mir noch ein bisschen mehr Abwechslung in diesem Punkt gewünscht hätte. Zwar versucht die Band durch die Hinzunahme eines Synthesizers ein wenig Innovation zu bieten, kann dadurch aber auch nichts wirklich Neues bieten. Die Synthie-Elemente fügen sich allerdings wenigstens nahtlos in die Musik ein und wirken zu keiner Zeit störend.

So bleibt also abschließend nur die Frage, wie sich SUBWAY TO SALLY in Zukunft entwickeln wollen. Ich wittere nämlich in den Melodien, die sich teilweise natürlich wiederholen, einen Anflug von Stagnation – aber das soll uns bei „Herzblut“ nicht weiter stören, denn noch reicht es defintiv, um als Anwärter auf einen vorderen Platz beim nächsten Jahrespoll zu gelten.

VÖ: 02.04.2001

Spielzeit: 49:50 Min.
Label: Island/Universal

Homepage: http://www.subwaytosally.de

SUBWAY TO SALLY “Herzblut” Tracklist

1. Die Schlacht
2. Veitstanz
3. Das Messer
4. Herrin des Feuers
5. Kleid aus Rosen
6. Wenn Engel hassen
7. Krötenliebe
8. Accingite vos
9. So rot
10. Drei Engel
11. Kleid aus Rosen (unplugged)

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