METALMESSAGE: Asterix, Idealismus und internationaler Pagan Metal

In den Zeiten von Myspace, Last.fm und Konsorten ist die Erscheinung "Sampler" im Metalbereich schon des öfteren für tot erklärt worden. Gleichzeitig sieht man sich gerade im Pagan Metal-Bereich mit einer wahren Veröffentlichungsflut konfrontiert. Die Kombination der beiden Entwicklungen führt nicht selten zu einem fehlenden Überblick – und genau hier kommt die METALMESSAGE-Samplerreihe zu ihrem Auftritt…

In den Zeiten von Myspace, Last.fm und Konsorten ist die Erscheinung Sampler im Metalbereich schon des öfteren für tot erklärt worden. Gleichzeitig sieht man sich gerade im Pagan Metal-Bereich mit einer wahren Veröffentlichungsflut konfrontiert – irgendwo unter einem Stein im Wald findet sich immer noch ein Flötenspieler und hat man den trollischen Mitmusiker erst mal in seine Aufnahmehöhle gelockt, sind rasch einige heidnische Klänge fabriziert. Die Kombination der beiden Entwicklungen führt nicht selten zu einem fehlenden Überblick – und genau hier kommt die METALMESSAGE-Samplerreihe zu ihrem Auftritt. Letztes Jahr überzeugte die vierte Ausgabe mit einer saftigen Auswahl an Pagan und Viking Metal und gibt Anlass, beim verantwortlichen Markus Eck nachzuforschen, was hinter den Kulissen einer solchen Underground-Erscheinung abgeht…

Markus, du hast Ende letztes Jahr die nunmehr vierte Ausgabe deiner Samplerreihe veröffentlicht. Wie bist du mit den Presse- und Fanreaktionen darauf zufrieden?

Nun, was all die medialen Reaktionen darauf anbelangt – da halten sich Licht und Schatten sprichwörtlich gesagt die Waage: Die Hälfte der Rezensierenden befasst sich mit den Samplern in Sachen Berichterstattung in löblich seriöser und schreiberisch beflissener Weise – während die verbleibende Hälfte in ärgerlich oberflächlicher Manier damit umgeht. Damit habe ich jedoch von Anfang an gerechnet, somit ist das nicht weiter tragisch für mich. Business as usual eben.

Ein Paradebeispiel dazu: Nachdem bis zu einem gewissen Zeitpunkt größtenteils keiner der Metal-Schreiberlinge auf die betont aufwändige grafische Gestaltung der Frontcover beziehungsweise Begleithefte eingegangen ist, habe ich irgendwann zum Test lediglich simple CDRs mit Infoblatt zu Rezensionszwecken versendet – und siehe da, welch` erheiternde Überraschung wurde mir dadurch plötzlich zuteil: Auf einmal wurde mir gegenüber aus betreffenden Schreiberkreisen heraus nämlich großspurig und von hocherhabener Warte aus massiv bemäkelt, ob es jetzt nicht mal mehr für eine richtige vollwertige CD reiche, schließlich wolle man ja auch ausführlich über die grafische Aufmachung der Veröffentlichung berichten. Alles klar. Dazu kann sich gerne jeder der Leser seinen eigenen Teil denken. Fürderhin brachte ich daher in die – einer Sampler-Rezension stets vorangehende – Kommunikation mit medialen Stellen eben den eindeutigen Hinweis ein, im Falle eines Reviews doch bitte auch über die Arbeit der beteiligten Pinselkünstler zu berichten. Und das funktioniert gut so. Soviel also zu den leider mir nicht immer ganz reibungsfrei zuarbeitenden Musikmedien. Hingegen bestärkt mich all der bislang uneingeschränkte und begeisterte Zuspruch aus Kreisen der Fans und Bands von Anfang an bis heute in vollem Maße bei meinem Tun.

Was ja auch das Wichtigste ist am Ende. Kritiker sehen Sampler als aussterbendes Phänomen, dem Myspace, Last.fm und Co. stark zusetzen. Was motiviert dich dazu, weiterzumachen? Und gibt es Samplerreihen aus dem Metalbereich, welche du selber magst?

Kritiker? Die sehen etwas? Die meisten scheinen ja nicht mal gut zu hören, wie mir ärgerlich unbedarfte Musik-Rezensionen immer wieder verdeutlichen. Was also irgendjemand in Sachen Markt-Relevanz mit irgendeiner Meinung auf irgendeine Weise einschätzt beziehungsweise deutet, kümmert mich nicht. Denn ich folge stets meinen eigenen Auffassungen – und wie ich dazu immer zu sagen pflege: Hinfallen ist keine Schande – Liegenbleiben schon.

Dass es aus dem gesamten Metal-Bereich bislang fast keine Kompilation gab, die mir persönlich vollauf zusagte, von wenigen Ausnahmen mal ganz abgesehen, war anfänglich bei mir einer der Gründe, es selbst besser machen zu wollen. Dabei motivierte mich in besonderem Maße von Anbeginn an die spezifische Zielvorgabe, neben talentierten Untergrund-Gruppen auch den leider eher von jeher mit sekundärer Aufmerksamkeit bedachten Cover-Pinselkünstlern zu mehr verdienter Popularität zu verhelfen. Meine dem Ganzen zugrunde liegende Idee begeisterte mich damals schon gleich vom Fleck weg so sehr, dass sie bis heute nicht das Geringste von ihrer Relevanz für mich verloren hat. Ich fröne in Sachen Grafiken dabei seit jeher nur zu gerne der guten alten Schule: Auf einem METALMESSAGE-Sampler war und wird somit niemals ein Frontcover zu sehen sein, welches nicht mit echter Farbe und gut gezogenen Pinselstrichen gemalt wurde. Aus dem Metal-Bereich kam bislang eigentlich nichts, was mich im Bereich Sampler für sich einnehmen konnte, zum absolut überwiegenden Großteil sind das ja bis heute eher lieblos zusammen geschusterte Massenprodukte. Das hat in Anbetracht hoher Stückzahlen sicherlich seinen Reiz und seinen Wert, vor allem für die Bands – aber mehr eben auch nicht. In meinen eigenen Regalen stehen daher nur vereinzelte sonstige Sampler, und dies auch aus wirklich rein nostalgischen Gründen, beispielsweise aus der legendären Anfangszeit des Black Metal.

Man denke bei letzterem etwa an die Crusade from the North-MOONFOG-Labelcompilation… Du lässt deine Sampler – soweit ich weiß – nicht über ein Label vertreiben. Behältst du die Vorgehensweise, dass METALMESSAGE nur über die teilnehmenden Bands und dich erhältlich ist, bei? Oder denkst du darüber nach, einen Vertrieb dafür zu finden?

Markus
Zu meinen massivsten mentalen Stützpfeilern zählen nach wie vor meine wirklich anhaltend grenzenlose Begeisterung für diese einzigartige Musik und für die an meinen Samplern beteiligten Cover-Künstler. – Noch Fragen zur Motivation?

Ich bleibe bei meiner bisherigen bewährten Vorgehensweise, was die internationale Verbreitung der Scheiben anbelangt. Einen Vertrieb benötige ich dafür wirklich nicht – denn ich kann nach all den umtriebigen Jahren in diesem Bereich auf eine breite Vielzahl an weltweiten guten und mittlerweile auch sehr vertrauten Kontakten zurückgreifen. Es zahlt sich eben immer aus, wenn man an dem, was man tut, ideell gestärkt festhält – sei es nun das Musikmachen selbst, oder das, was ich beispielsweise mit den METALMESSAGE-Samplern so mache. Und, mag es auch mal länger dauern, bis sich der erwünschte Grad an positiven Rückmeldungen zu einem Tun einstellt – sich selbst treu zu bleiben, war noch niemals eine schlechte Sache.

In der Tat. Soweit ich mich erinnere, hast du die erste Compilation anno 2005 veröffentlicht. Was war für dich die Hauptmotivation dahinter, eine Samplerreihe zu starten? Schließlich waren die beiden oben genannten Plattformen damals schon präsent…

Ja, Volume 1 erschien Anfang 2005, und die CD war gleich ein voller Erfolg – nach lediglich einem halben Jahr war die gesamte Auflage von 500 Stück weltweit in alle Windrichtungen verteilt. Was die Motivation zu dem Ganzen anbelangt, so bin ich auf diesen Punkt ja nun schon zuvor eingegangen – aber nur noch soviel: Zu meinen massivsten mentalen Stützpfeilern zählen nach wie vor meine wirklich anhaltend grenzenlose Begeisterung für diese einzigartige Musik und für die an meinen Samplern beteiligten Cover-Künstler.

Meiner Meinung hat sich die stilistische Ausrichtung deines Samplers kontinuierlich verändert. Sprich – je höher die Samplerzahl, desto höher der Pagan / Viking / Folk Metal-Anteil. Ist der Sampler ein Spiegelbild deines eigenen Geschmacks oder lässt du dich auch von Fremdempfehlungen leiten?

Ich lasse mich niemals von irgendwelchen Fremdempfehlungen antreiben beziehungsweise leiten, dafür habe ich einen zu sehr ausgeprägten Charakter und eine zu große kunstgeschmackliche Reife über die Jahre bis heute entwickelt. Beim Pagan-, Viking und Folk Metal verhält es sich mir gegenüber so, dass sich diese ganz spezielle Art von Stilistik mit der Zeit zu meinem absoluten Favoriten im Musikbereich überhaupt entwickelt hat – und das liegt eben in der naturverbundenen Komponente begründet. Ich bin ein wirklich grenzenloser Natur- und Tierliebhaber, was leider immer weniger Menschen von sich ehrlich behaupten können. Alle wollen zurück zur Natur, nur nicht zu Fuß, genau das bringt es für mich auf den Punkt. Man mag es glauben oder nicht, man mag es belächeln oder bewundern, aber ich bin ein Individuum, welches beim Spaziergehen oder Wandern beispielsweise jeden Käfer, jede Raupe oder sonstiges Getier vom Weg aufhebt und in sicheres Gebüsch bugsiert, damit es ja niemand zertritt. Ich denke, das allein sagt eine ganze Menge über mich aus.

Die Pagan Metal-Szene erlebt seit einigen Jahren ja einen regelrechten Boom und die Zahl der Bands ist mittlerweile unüberschaubar. Du selber bist ja auch als Rezensent in diesem Genre präsent und wirst mit den entsprechenden neuen Veröffentlichungen konfrontiert. Obwohl Metalmessage IV ja schon einige Bands präsentiert, die es sich lohnt, im Auge (beziehungsweise Ohr) zu behalten: Welche Formationen gehören zurzeit zu deinen Favoriten? Welche stechen für dich positiv aus der Masse heraus?

Da gibt es natürlich so einige, vor allem im Untergrund des Metiers, die alle aufzuzählen ich längere Zeit bräuchte – an vorderster Stelle rangieren derzeit bei mir jedenfalls VRANI VOLOSA aus Bulgarien, THRONAR aus den Niederlanden sowie FEARLIGHT aus Russland, allesamt mit riesigem Talent gesegnete Kapellen. Leider kommt aus Deutschland selbst nicht mehr allzu viel prägende Akzente Setzendes.

Nun ist es ja nicht so, dass deine Samplerreihe ein Perlentauchen in Übungsräumen-Aktion ist. So waren bereits auf der ersten Ausgabe die sehr etablierten LUNAR AURORA vertreten und Nummer vier wartet mit dem sicheren Wert SKYFORGER auf. Worin denkst du besteht für solche Bands die Motivation, bei einem Sampler mitzuwirken? Und ist es in diesem Fällen so, dass du auf diese Formationen zugegangen bist oder sind sie zu dir gekommen?

Ich sage es so: Wer bei mir mitmacht, bekommt das absolute Höchstmaß an Verlässlichkeit und Ernsthaftigkeit, vor allem in Sachen globaler Promotion. Vom aktuellen Metalmessage IV habe ich somit bislang knapp an die 100 Rezensions-Exemplare in alle Welt versendet – allein der Werbeeffekt für die beteiligten Bands ist also von unschätzbarem Wert. Sämtliche bislang vertretenen Truppen können das freudig bestätigen. Anfangs musste ich schon noch viel Überzeugungsarbeit bei den von mir anvisierten Gruppen leisten, aber mittlerweile ist die Sampler-Reihe dank meiner aufopferungsvollen Tätigkeiten dazu vollauf etabliert.

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Das Frontcover von THYRFINGs Debütalbum war die Initialzündung für den Kontakt mit Kris Verwimp – von ihm stammt das Cover zu Metalmessage III.

 

Am Anfang braucht es ja immer etwas mehr an Akivierungsenergie… Du bist ja momentan daran, die fünfte Ausgabe vorzubereiten. Wenn sich eine Band für eine Teilnahme interessiert, wie geht sie da am besten vor? Und da eine solche Produktion nicht gratis ist – wie sieht die Teilnahme vom Finanziellen her aus?

 

Die faire Basis-Konzeption ist stets die gleiche: Ich teile die Kosten für die gesamte Herstellung an sich auf die Bands auf, meine ganze eigene Arbeit daran trägt sich allein durch meinen gigantischen Idealismus – und den kann sowieso kein Geld der Welt bezahlen. Wenn ich allein schon daran denke, was die ganze umfangreiche Vorbereitung dazu für ein wahrlich immenses Zeitkontingent einnimmt – zahllose längere bis sehr lange E-Mails, endlose detaillierte Erklärungen über den gesamten Ablauf der Sache, Telefonate etc. Letztlich zahle ich ohnehin sowieso immer drauf, nicht zuletzt durch die ziemlich hoch zu Buche schlagenden internationalen Versandkosten für die ganzen CDs. Aber schließlich darf ich natürlich auch den nicht geringen Werbeeffekt für mein eigenes Online Magazin nicht ausklammern, von daher passt das schon alles gut zusammen. Meine Devise dazu: Eine Hand wäscht die andere – und alle beide das Gesicht.

Nun wird einem ja auch etwas für das Geld geboten. Neben der professionellen Pressung wartet deine Compilationreihe ja immer auch mit einem passenden Covermotiv auf, für welches du in der Vergangenheit renommierte Zeichner wie Kris Verwimp oder Jean-Pascal Fournier engagiert hast. Für die fünfte Ausgabe wird es ja ein Cover-Artwork von Ed Repka geben. Wie ist die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Grafikkünstlern zustande gekommen?

Für Volume 1 setzte sich Michael Schindler von DRAGON DESIGN an die Staffelei, welcher mir am Anfang der Sampler-Reihe mit sehr gutem Beistand half – ihn kenne ich schon seit vielen Jahren, da er mit seinem kleinen Label auch selbst Veröffentlichungen publiziert, für die ich hin und wieder Rezensionen verfasste. Schindler ist ein absolut echter und von Grund auf ehrlicher Metal-Fanatiker, wie es in dieser herzlich-menschlichen Form wohl nur noch sehr wenige gibt.

Den persönlichen Kontakt zu Kris Verwimp löste damals sein brillantes Frontcover zum grandiosen Debütalbum von THYRFING aus – ich konnte nicht anders und teilte ihm meine absolute Begeisterung darüber per E-mail mit, nachfolgend telefonierten wir oft stundenlang über Gemeinsamkeiten. Mit der Zeit sind wir dann immer festere Freunde geworden, wenn auch auf nicht geringer geografischer Distanz. Bei Kristian Wåhlin und Jean-Pascal Fournier lief es ebenso, und auch meinen Favoriten Ed Repka kontaktierte ich irgendwann mit einer wirklich ellenlangen Begeisterungs-E-mail zu seinen Pinsel-Künsten. Als ich eines Tages das erste Mal mit seinem atemberaubenden Talent konfrontiert wurde, war mir schon gleich schlagartig klar, diesen Menschen einmal näher kennen lernen zu müssen. Von anderen Protagonisten aus der Szene vernahm ich immer wieder, dass sie von diesen Künstlern trotz mehrerer schriftlicher Anfragen keinerlei Antworten bekommen haben – da kam mir persönlich wohl meine stellenweise arg über die Stränge schlagende Leidenschaft und Begeisterung zugute, welche ich glücklicherweise jeweilig entsprechend zu vermitteln imstande war.

Inwiefern beeinflusst du die grafische Gestaltung? Gibst du den Künstlern Vorgaben oder schickst du ihnen eine Vorabpressung des Samplers zu Inspirationszwecken?

Die grafische Gestaltung beeinflusse ich seit den Anfängen der Editionsreihe direkt und maßgeblich, und das werde ich auch nicht ändern. Bislang hatte ich dazu jeweilig in einer ganz bestimmten Lebenssituation eine deutliche bildhafte Vision vor meinem geistigen Auge – zu Metalmessage IV waren es die beiden uralten langbärtigen keltischen Druiden vor ihrem wabernd dampfenden Zauberkessel auf einer mysteriösen nächtlichen Lichtung mitten in einem verwunschenen Wald. Eine Vorstellung, die mich schon fasziniert hatte, als ich die ersten Asterix-Hefte in den kindlichen Fingern hatte. Asterix, ein gutes Stichwort: Denn selten wurde derart obergenialer Zeichenstil mit solcherlei erheiternd schlitzohriger und pfiffiger Humorigkeit ins homogene Kombinat gebracht. Zeichner Albert Uderzo samt Autor René Goscinny schufen damit wahrlich Großartiges – die Hefte habe ich noch heute allesamt, bis auf die neueren Ausgaben. Denn nachdem der 1926 geborene Goscinny 1977 verstarb, wurden die Texte mit den Jahren immer schlechter beziehungsweise moderner. Mittlerweile unterscheiden sich Asterix-Comics nicht mehr großartig von artverwandten gängigen Publikationen. Für den kommenden fünften Teil der Sampler-Reihe hatte ich übrigens auch wieder eine visionäre Idee, welche derzeit mit Farbe und Pinsel von talentierter Hand in USA entsprechend umgesetzt wird.

Kommen wir zurück zur musikalischen Seite im weiteren Sinne. Gerade im Black und Pagan Metal-Bereich gibt es ja immer wieder geistig Beschränkte, welche vor allem rechte Politik in ihre Musik einfließen lassen. Bist du bei der Zusammenstellung deiner Samplerreihe auch von diesem Problem betroffen, dass dich rechtsgerichtete oder rechtsaffine Formationen kontaktieren?

Ein sehr leidiges Thema, dem die manisch Naiven und intellektuell absolut minder Bemittelten scheinbar nicht ausgehen. Plumper destruktiver Hass wird dabei auf gemeinschaftlich bindende Feindbilder projiziert. Wer sonst keine Freunde findet, nimmt politische Irrlehren wohl eben nur allzu gerne als Fluchtgrundlage vor eigener Denkens- und letztlich Lebens-Unfähigkeit. Da wird mit – im wahrsten Sinne des Wortes – wirklich irrsinniger Art und Weise eine der zeitgeschichtlich dunkelsten und schändlichsten historischen Perioden der Vergangenheit glorifiziert. Blanker Wahnsinn! Dabei gibt es auf dieser Welt doch wirklich unzählige Betätigungsmöglichkeiten, um das Leben für alle Menschen schöner und gehaltvoller zu gestalten. Einige wenige Bands aus diesem ärgerlich verblendeten Sektor hatten mich über die Jahre immer mal wieder wissen lassen, dass sie auch gerne ein Teil der METALMESSAGE-Sampler-Familie sein wollten – die kassierten aber allesamt natürlich postwendend eine strikte Abfuhr von mir.

Zum Glück! Was bei der Bandauswahl ebenfalls positiv auffällt – neben der Absenz von politisch verirrten Gruppen – ist die Internationalität der Bands, die vor den Toren Europas nicht Halt macht. So waren schon die Israelis von ARAFEL dabei, auf Metalmessage IV ist ein Song vom internationalen Kollektiv FOLKEARTH enthalten. Gibt es eine regionale Pagan Metal-Szene, die du besonders spannend findest – ich denke da beispielsweise an die Szene in den baltischen Staaten?

Darauf gibt es ohne zu zögern nur eine einzige Antwort: Als ganz besonders interessant, teilweise auch wirklich spannend, empfinde ich nicht irgendwelche regionalen Pagan Metal-Szenen – sondern Musikgruppen, die sich den naturverbundenen oder auch spirituell orientierten Inhalten ihrer Musik voll und ganz verschrieben haben und jede freie Minute in der Natur verbringen und darin ihr Seelenheil suchen. Das sind in meinen Augen die echten Überzeugungstäter – und nicht die ganzen infantilen Selbstdarsteller, unerträglichen Poser und manischen Profilneurotiker, von denen diese überlaufene Szene leider mittlerweile nur so wimmelt.

Als ich mit Pagan Metal in Berührung kam, begeisterte mich nämlich neben der reinen Musik an sich der höchst erfreuliche Fakt, dass Bands mit Metal-Stilistik der Natur huldigen und ihre innigliche Liebe und Verbundenheit dazu in Texten kundtun! Ich kann bis heute auch nicht verstehen, warum manche der Pagan Metal-Bands sich nicht blöde dabei vorkommen, wenn sie sich mit verchromten Patronengurten und Motorradfahrer-Sonnenbrillen fotografieren lassen – bitterböse Blicke und übertrieben maskulines Protzen inklusive. Eine sehr unglaubwürdige und ganz und gar nicht zweckdienliche Staffage, wie ich meine. Dann doch lieber altertümliche Kostüme, welche die Hingabe der Band an ihr Schaffen unterstreichen sollen.

Wobei es allerdings bei den Kostümen zum Teil auch sehr unauthentische Varianten gibt… Gibt es ein besonderes Erlebnis mit einer Band aus einer anderen Kultur, das dir speziell in Erinnerung geblieben ist?

Gute Frage – da sind eindeutig die Inder von DEMONIC RESURRECTION zu nennen, welche mit ihrem Lied Spirits Of The Mystic Mountains auf Metalmessage III vertreten sind. Persönlich habe ich die Kerle zwar bislang leider noch nicht getroffen, aber allein schon die Zusammenarbeit mit einer Band aus diesem – für den Metal schon noch immer extrem exotischen – Teil der Erde war ein Erlebnis für sich. Das Ganze hat reibungslos geklappt, der Kontakt wurde ausgebaut und besteht noch immer in aller Harmonie.

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Druiden im Wald – die Begeisterung für Asterix aus der Kindheit taucht auf dem Cover des vierten METALMESSAGE-Samplers wieder auf.

Eng verknüpft mit der Kultur ist immer auch Religion. Dass du eine kritische Einstellung zum Christentum hast, ist auf Metalmessage.de klar ersichtlich. Bei der Nennung von Pagan Metal schwingt natürlich die Assoziation zum Heidentum mit. Was bedeutet dir das Heidentum? Und falls es wichtig für dich ist – inwiefern beeinflusst es dein tägliches Leben?

Darüber könnte ich ganze Bücher schreiben, ohne dass ich auch nur einen Moment darin innehalten müsste – viel zu groß ist mein gigantisch gefestigter Fundus an diesbezüglichen Ansichten und mein entsprechendes Hintergrundwissen dazu. Daher beschränke ich mir hier an dieser Stelle auf einige wenige Ausführungen dazu. Hierzu gilt es sich also erstmal ganz deutlich vor Augen zu halten, dass das ursprüngliche weltweite Heidentum in allererster Linie auf einer rein naturreligiösen Basis stand – und auch heute noch unverändert steht, beziehungsweise stehen sollte.

Als sich die Menschen der so genannten Vorzeit in archaischer Anmut noch eng mit der Umgebung verbunden fühlten, die sie hervorbrachte und in der sie ihr Leben fristeten, wurden Gestirne, allen voran die Sonne, sowie Berge, Bäume, Tiere etc. devot angebetet – um sie damit zu ehren. Ganz egal, ob Germanen, Gallier, Kelten oder auch Ägypter – sie hatten eigentlich allesamt den gleichen Nenner, wenn es um die kulthafte Verehrung von aus der Natur hervorgehenden Mystizismen ging. Und ganz genau damit kann ich mich vollauf identifizieren, und das wirklich mit jedem gefühltem Atom meiner sämtlichen Hirnwindungen. Was also von Anbeginn alles höher kultivierten humanen Lebens hunderttausende von Jahren gut für Mensch und Natur war, das soll nun seit circa 2000 Jahren schlecht gewesen sein? Ich denke, da liegt die Antwort schon in der Frage.

Viele Bands aus dem Pagan-Sektor bedienen sich ja des Heidentums und liefern (leider) oft relativ plumpe Texte hierzu ab, die lediglich gängige Klischees bedienen. Welche Bands fallen deiner Meinung nach nicht in dieses Raster und liefern heidnische Texte, die wirklich Substanz aufweisen?

Ach, gegen die immer wieder viel zitierten Klischees an sich habe ich eigentlich nichts Großes einzuwenden – wenn sie denn von ehrlichen Freigeistern mit durchdachter, eigeninitiativer und selbständiger Manier individuell umgesetzt werden. Gerade eine von der modernen Gesellschaft seit jeher ziemlich stiefmütterlich behandelte Rand-Stilistik wie Heavy Metal an sich definiert sich ja durch diesen Umstand umso mehr in Geschlossenheit über Dogmen, Paradigmen und gemeinschaftlich solidarisierende – teils sogar noch rebellische – Riten wie beispielsweise jeweilige äußerliche Erscheinungsbilder der verschiedenen Fans.

Da ich persönlich auf dieser Ebene eindeutig absolut anspruchsvolle und tendenziell poetisch niveauvoll ausgerichtete Ausdrucksweisen favorisiere, können es mir leider nur die allerwenigsten Metier-Truppen recht machen. HELRUNAR sind meiner Meinung nach ein wirklich hervorragendes Beispiel für durchdachte, symbolschwangere und bildhafte Lyriken, wie sie auch die unvergesslichen EMPYRIUM auf verträumt naturmystischem Sektor damals darboten. Die edlen Ausnahmekönner HEL sind da auch unbedingt zu nennen. Sehr gerne lese ich mir aber auch die nicht selten zynisch-sarkastisch und dabei primär recht gesellschaftskritisch einhergehenden Textzeilen von den mutigen ostdeutschen Avantgardisten FJOERGYN durch, welche mir in Sachen anklagende Attitüde zeitweise direkt aus dem Herzen sprechen. Ansonsten bin ich all die ganzen obligatorischen Kampfes-, Krieger-, Todes-, Blut- und Schwerter-Lyrikkonstrukte mittlerweile ziemlich leid, denn das ist auf die Dauer doch sehr eintönig und fantasielos. Man merkt, ich bin auch in diesem speziellen Punkt ganz eindeutig auf künstlerisch Niveauvolles und Hochwertiges fixiert.

Was ja nichts Schlechtes ist. Nun hast du ja die fünfte Ausgabe des Samplers bereits angekündigt. Gibt es schon erste Bandzusagen, die du verraten kannst?

Gerne, bislang stehen Lied-Beiträge von den Gruppen FIMBULVET aus Deutschland, TIWAZ aus Brasilien, DARK FOREST aus Kanada und SORGSVART aus Norwegen fest. So einige sind auch schon näher ins Auge gefasst, aber bislang noch nicht definitiv entschieden.

Also wieder eine sehr internationale Ausrichtung… Natürlich gibt es gewisse Traumbands, sei es für die persönliche Konzertliste von Formationen, die man gesehen haben will oder vielleicht auch für die eigene Samplerreihe. Abgesehen von den legendären BATHORY – welche Traumband für die Trackliste hast du?

Um ganz ehrlich zu sein: Nein. Denn: Für mich ist genau gesagt jede instrumentell versierte sowie kompositorisch tiefgründige Gruppe, zumal mit Passion für die eigene Sache am Werk, mit einem tollen und zeitlosen Lied eine Traumband.

Womit wir fließend zurück zur Realität kommen: Wann ist mit Metalmessage V zu rechnen?

Da ich wirklich riesengroßes Ohrenmerk auf solche für mich hochrelevante künstlerische Begleitfaktoren wie glaubwürdige Authentizität, stilistisch entschlossene Eigenständigkeit, merkliches Talent beziehungsweise dessen Umsetzungsvermögen sowie auf die niveauvolle Seriosität von Musikgruppen aus diesem Bereich lege, sind rundum geeignete Kompilations-Partizipanten verständlicher Weise nur recht beschwerlich aufzufinden. Da es im Gegenzug dazu wie erwähnt eben immer mehr an solcherlei Sparten-Bands gibt, was die angesprochene kreative Verwässerung des Ganzen mit sich bringt, wird das Ganze nach meinen vorherrschenden qualitativen Gesichtspunkten auch immer schwieriger umzusetzen. Ich persönlich habe es schon immer gehasst, wenn ich mir die Nerven quälende Kompilationen anzuhören hatte, auf denen 75% purer Untergrund-Schrott enthalten war.

Lange Rede, kurzer Sinn: Es wird wohl schon noch eine Weile andauern, bis die erneute Zusammenkunft an Bands auf V ihr Finale erfährt – so, wie es gegenwärtig aussieht, ist mit dem nächsten METALMESSAGE-Sampler also nicht vor Ende 2008 zu rechnen. Im Zweifelsfalle lasse ich mir aber lieber noch mehr Zeit mit dem Ganzen, denn für mich zählt letztlich nur eines: Ein künstlerisch insgesamt hochwertiges Endergebnis.

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