blank

MARDUK: Rom 5:12

Ein weiterer Eintrag ins Sündenregister?

Bibelübersetzung des Zürcher Reformators Huldrych Zwingli, 19. Auflage 1987, Neues Testament, Römerbrief, Kapitel 5, Zeile 12: Deshalb, gleichwie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und durch die Sünde der Tod und so der Tod auf alle Menschen übergegangen ist, weil sie alle gesündigt haben. Ja, auch MARDUK haben gesündigt. Die schwarzmetallischen Schweden huldigten bereits auf neun Alben dem Satan und an ihrer Hingabe zum Höllenfürsten hat sich auf ihrem zehnten Machwerk Rom 5:12 nichts geändert. Doch auch weltliche Sünden müssen dem infernalischen Quartett angelastet werden: Extensives Touren führt bei einem großen Teil des Publikums zu einem unweigerlichen Gähnen, wenn MARDUK auf dem Billing auftauchen, selbst wenn der neue Sänger Mortuus eine gute Performance liefert. Doch auch die etwas gar dem Mammon huldigende DVD-Veröffentlichungsflut – drei Stück in vier Jahren und kein Album in dieser Zeit – führte nicht nur bei Priestern, welche die Händler anno dazumal dem Tempel verwiesen, zu Stirnrunzeln und Unmut. Tun MARDUK also mit Rom 5:12 Busse oder markiert das Werk – Nomen est Omen – den Tod der Sünder?

Letzteres definitiv nicht. Auf Rom 5:12 zeigen sich MARDUK viel eher von ihrer frischen und unverbrauchten Seite. Allen Schmähern, welche den Schweden Innovationslosigkeit vorgeworfen und ihnen nach Panzerdivision Marduk die Auflösung gewünscht haben, verpasst das neue Werk einen gezielten Schlag in die Magengegend. Und das vermutlich, bevor die Hörer überhaupt gemerkt haben, dass sie es mit einem MARDUK-Album zu tun haben. Klar weist Rom 5:12 noch immer die typischen MARDUK-Bretter auf, wie nicht nur das rasante Through the belly of damnation beweist. Aber die Schweden schaffen es auch, sich mal energisch als weniger liebliche NAGLFAR-Variante zu inszenieren oder in Imago mortis auch in niederen Temporegionen zu überzeugen. Dabei geben sich die Black Metaller stets motiviert und leidenschaftlich. Unterstützt von einer guten Produktion scheinen sich die einzelnen Instrumentalisten gegenseitig zu beflügeln. So wartet im Tieftönerbereich Through the belly of damnation mit einem geilen Bass-Solo auf, und auch in den schleppenderen Passagen von Womb of perishableness kommen die tiefen Saiten passend zur Geltung. Die Rhythm-Sektion wird durch abwechslungsreiches Drumming komplettiert und Emil spielt, als würde er noch etliche Jahre Teil der schwarzmetallischen Panzerdivision sein – von Motivationsproblemen also keine Spur. Auch in Sachen Gitarrenarbeit lassen MARDUK auf Rom 5:12 nichts anbrennen und zeigen immer wieder, dass sie eben nicht nur pfeilschnell holzen können, sondern auch mal das Tempo runterzunehmen vermögen, ohne damit einen Intensitätsverlust zu verursachen.

Beim Stichwort Intensität ist es denn auch unmöglich, nicht auf die gesanglichen Leistungen von Mortuus hinzuweisen – in positiver Art und Weise. Er gibt sich mal bedrohend-beschwörend, dann wieder infernalisch kreischend. Zum Höhepunkt in Sachen Intensität laufen MARDUK dann im starken Accuser / Opposer auf, wo Gastsänger Alan Averill (PRIMORDIAL) seinen Auftritt hat und den Song mit cleanem Gesang veredelt. Spätestens jetzt schaut man nochmals nach, ob auch wirklich die neue MARDUK-Scheibe im Player rotiert – und das Sprichwort vom alten Hund, der keine neuen Tricks lernt, Lügen straft. Ruhigere, weniger prügelintensive Töne schlägt auch das Synth-Intermezzo 1651 an, das in der Mitte des Albums eine Verschnaufspause gewährt. Wirklich revolutionär ist dies zwar nicht – genausowenig wie die am Ende von Accuser / Opposer eingesetzten Mönchschor-Klänge. Dennoch zeigen auch diese Elemente: Der Mut, Ungewohntes zu probieren, fällt selbst bei MARDUK auf fruchtbaren Boden…

Insgesamt erweist sich Rom 5:12 somit als stärkstes MARDUK-Werk der neueren Outputs, denn es zeigt, dass der schwedische Black Metal-Vierer mehr zu bieten hat als stumpfes Geholze. Ergo: Das weltliche Sündenregister dürfte gelöscht sein…

Veröffentlichungstermin: 24.04.2007

Spielzeit: 55:33 Min.

Line-Up:
Morgan Steinmeyer Hakansson: Gitarren
Emil Dragutinovic: Drums
Devo Andersson: Bass
Mortuus: Vocals

Gastmusiker:
Joakim Göthberg (Ex-MARDUK): Vocals in Cold Mouth Prayer
Alan Averill (PRIMORDIAL): Vocals in Accuser/Opposer
ARDITI: Synths

Produziert von Devo Andersson
Label: Regain Records

Homepage: http://www.marduk.nu

Tracklist:
1. The levelling dust
2. Could mouth prayer
3. Imago mortis
4. Through the belly of damnation
5. 1651
6. Limbs of worship
7. Accuser / Opposer
8. Vanity of vanities
9. Womb of perishableness
10. Voices from Avignon

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner