THE HILLS HAVE EYES 2 [Filmkritik Kino]

Teil zwei der lustigen Mutantenhatz kommt vom Gore- und Unterhaltungslevel nicht ganz an den Vorgänger heran, bleibt aber ein unterhaltsamer Film.

Letztes Jahr machte sich Regisseur Alexandre Aja an das Remake von Wes Cravens 1977er Horrorstreifen The Hills Have Eyes und reihte sich somit brav in die Reihe der Widerverwerter bewährten Stoffes ein. Man muss ihm für sein Werk gute Arbeit bescheinigen. Der Wüstentrip der Carter-Familie um die bezaubernde Emilie de Ravin (LOST) entpuppte sich zur blutigen Tour-De-Force, die trotz teilweise knallharter Szenen und damit verbundener FSK18-Freigabe erfolgreich genug war, um eine Fortsetzung zu gewährleisten. Besonders hervor tat sich der Film durch die – selbst für Horrorfilm-Charaktere – teilweise unbeschreibliche Dummheit einiger Protagonisten, was den Film allerdings nicht weniger sehenswert machte. Nun, fast auf den Tag genau ein Jahr später kommt auch der zweite Teil in die deutschen Kinos. Bei diesem handelt es sich allerdings nicht um ein Remake des ursprünglichen zweiten Teils von 1985, sondern um ein komplett neues Drehbuch aus der Feder von Wes Craven und dessen Sohn Jonathan. Keiner der Überlebenden aus Teil 1 taucht hier wieder auf, was natürlicher ärgerlicherweise heißt, dass man auf Emilie de Ravin verzichten muss. Den blondes Babe-Part übernimmt dafür die hierzulande bisher noch unbekannte Jessica Stroup.

Aber der Reihe nach: Nach der kurzen Einleitungssequenz, die eine ans Bett gefesselte Frau beim Gebären eines kleinen Jung-Mutanten zeigt, geht es mal wieder in die Wüste. Ein Forscher-Team ist gerade in der Mitte einer Arbeit eines Projekt, als – man ahnt es kaum – die Mutanten-Bande über sie herfällt und relativ kurz, aber sicher nicht schmerzlos ihren Herrschaftsanspruch auf dieses malerische Stück Staub geltend macht. Das erste Blut ist verspritzt, Szenenwechsel. Nun verschlägt es uns ins ferne Kandahar, wo ein kleiner Trupp junger Rekruten sich gegen böse Araber zur Wehr setzt. Ja, die Cravens lieben das Spiel mit dem Klischee. Schon schnell stellt sich das Ganze als Trainingsmission heraus. Die Nachwuchs-Heimatschützer stellen sich dabei so unbeschreiblich dämlich an, dass es vom Sergeant erst mal ordentlich eins auf die Mütze gibt. Dann folgt eine neue Beschäftigungstherapie. Ab in die Wüste und Nachschub an ein Forschungsteam der Armee liefern. Dass keiner mehr da ist, als die Nationalgardisten eintreffen, muss wohl nicht erwähnt werden. Und ab hier nimmt die Geschichte den erwarteten Verlauf. Nach dem Zehn kleine Negerlein-Prinzip wird die Truppe langsam aber sicher dezimiert. Hervorragend ausgebildete, junge Soldaten mit automatischen Waffen gegen tumbe Mutanten mit Stöcken und Steinen? Klingt nach einer klaren Sache, oder? Fast… Denn abgesehen davon, dass sich das Mutantenpack als äußerst resistent gegen Gewalt und erschreckend gut organisiert erweist, helfen die jungen Rekruten durch Dummheit, die selbst jene von Papa Carter im ersten Teil in den Schatten stellt, bereitwillig bei der eigenen Dezimierung mit. Da lässt man die Waffen unbeaufsichtigt liegen, trennt sich so häufig wie nur irgend möglich und, wenn gar nichts mehr hilft, schießt man sich halt gegenseitig über den Haufen. Zwischendurch gibt es immer wieder mal ein paar markige Sprüche und ansonsten natürlich ordentlich Blut und Gedärme. So will es die Zielgruppe und so bekommt sie es auch.

Wer hier clever aufgebaute Spannungsbögen oder subtilen Horror erwartet, ist ungefähr so falsch wie als Prog-Rocker auf einem NAPALM DEATH-Konzert. Dafür gibt es Schock-Effekte, die man zwar teilweise auch schon so früh kommen sieht, wie den Sonntagsbesuch in Holland, die aber dadurch kaum an Effektivität verlieren. Abgehackte Gliedmaßen, eingeschlagene Schädel und die schon in Teil 1 obligatorische Vergewaltigung. Nein, für schwache Nerven ist dieser Film sicherlich nichts. Was das Gore-Level angeht, würde ich sagen, dass die Fortsetzung knapp hinter dem ersten Teil durchs Ziel läuft, was auch für den Unterhaltungswert gilt. Mit dem Erstling kann man nicht mithalten, unterhaltsam ist The Hills Have Eyes 2 aber trotzdem. Popcorn-Kino zum Hirn-Ausschalten. Schade nur, dass die Mutanten, im Vergleich zum ersten Teil mit noch weniger Individualität versehen wurden. Zeichneten sich einige der Mutanten aus dem Vorgänger noch durch menschliche Verhaltenszüge und eine gewisse Individualität aus, sind sie hier zu einem Haufen austauschbarer Killermaschinen verkommen. Die einzige Ausnahme ist der, aus unnachvollziehbaren Gründen hilfsbereite Mutant, der aber fünf Minuten später auch schon wieder verschwunden ist. Da hat man wohl den eigenen Fehler bemerkt und wollte doch noch schnell eine menschliche Komponente ins Drehbuch zwängen. Das hätte man sich dann auch sparen können. Aber das sind eben die kleinen Schwächen, die man den Filmemachern als Genre-Fan auch schon mal verzeiht. Wer also schon den ersten Teil ins Herz geschlossen hat, kann sich auch den zweiten Teil ansehen.

Veröffentlichungstermin: 29.03.2007

Spielzeit: 89:00 Min.

Line-Up:
Michael McMillian – PFC Napoleon Napoli
Jessica Stroup – PFC Amber Johnson
Daniella Alonso – PFC Missy
Jacob Vargas – PFC Crank
Lee Thompson Young – PFC Delmar
Ben Crowley – PFC Stump
Eric Edelstein – Cpl.Splitter
Flex Alexander – Sgt. Jeffrey Sarge Millstone
Reshad Strik – PFC Mickey
Michael Bailey Smith – Hades
David Reynolds – Hansel
Derek Mears – Chameleon
Tyrell Kemlo – Stabber
Jason Oettle – Letch
Gáspár Szabó – Grabber

Regie:
Martin Weisz

Drehbuch:
Jonathan Craven
Wes Craven

Label: 20th Century Fox / Fox Atomic

Homepage: http://www.thehillshaveeyes2-derfilm.de

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