WITH PASSION: What We See When We Shut Our Eyes

Mehr Gefrickel geht nicht.

Den Namen WITH PASSION habe ich schon oft gelesen wenn tourfreudige Relapse-Bands auch mit von der Partie waren. Ja, die fünf Metaller aus Kalifornien sind alles andere als faul. Das hört man auch an ihrem Debütalbum. Fleiß ist wirklich eine Tugend dieser Band und zwar so extrem, dass sie sogar über das Ziel hinausschießen. Was das bedeuten soll? Hört es euch nur mal selbst an – mehr Gefrickel kann man in 52 Minuten kaum packen.

Von einem typischem Melodic Death Metal-Hardcore-Meeting weit entfernt, lassen WITH PASSION kaum ihre Herkunft durchscheinen, das Quintett klingt streckenweise als wären sie schon als Kleinkinder mit der Kutte herumgelaufen und dennoch gibt es einige moderne Elemente in diesem Gebräu. Einerseits lassen WITH PASSION als Grundgerüst einen ähnlichen Ansatz wie BETWEEN THE BURIED AND ME erkennen – aufgrund der Songaufbauten und der eingesetzten Melodik klingen beide Bands verwandt, aber die Jungspunde aus Sacramento sind so hektisch wie RHAPSODY OF FIRE oder CHILDREN OF BODOM. Das könnte einen in Angst und Schrecken versetzen, aber durch intelligentes Songwriting oder einfach nur Glück ziehen WITH PASSION immer wieder die Handbremse und streuen brutale Parts oder ruhige, melodische Momente ein.

Die Musiker sind technisch versiert wie NECROPHAGIST, aber gehen frisch, unverbraucht und nicht verbohrt ans Werk. So ziemlich alles wäre möglich, doch am meisten ist Gefrickel dran. Manchmal in so unerträglicher Menge, dass man schon wieder begeistert ist, wie in Vengeance in Departure. Auf diesem Album gibt es viele hohe Melodien, vom Gesang her wurde leider kein tiefes Grunzen als Gegenpol eingesetzt, Sänger Fidel kreischt sich die Seele aus dem kleinen Leib. Das zusammen mit der allgegenwärtigen, hektischen Geschwindigkeit ist auch für Metaller, die viel gewohnt sind eine harte Probe.

Aber je öfter man What We See When We Shut Our Eyes anhört, desto besser gefällt es. Man beginnt den hektischen, aufgedrehten Bastard zu lieben, einerseits weil die Band verdammt sympathisch wirkt, weil sie trotz der großspurig eingesetzten Technik nicht angeberisch wirken. Je mehr man sich in die Scheibe reinhört, desto mehr Details aus anderen Genres eröffnen sich dem Hörer. Das bedeutet: Die Musiker sind nicht auf eine Stilrichtung fixiert, sie geben stets ihr Bestes, und das ist viel – denn die Instrumentalisten sind allesamt wirklich verflucht fit. Von brutalen Mosh-Passagen bis hin zu fast schon pathetisch wirkenden melancholischen Passagen gibt es so ziemlich alles, was sich mit der übereifrigen Gitarrenarbeit verbinden lässt.

WITH PASSION haben ein wirklich erstaunliches Album abgeliefert, das zwar noch weit entfernt davon ist perfekt zu sein, aber es ist auf keinen Fall der Totalausfall, den ich nach dem ersten Eindruck befürchtet habe. Nur ein wenig weniger von allem, das wäre schon ein deutlicher Schritt nach vorne. Außerdem sollte der Bass fetter klingen – wenn beide Gitarren frickeln wie die Weltmeister geht gegenwärtig schnell der Druck verloren. Ansonsten stehen auf diesem Album nur spannende, fordernde Songs, die allesamt einen starken Magen verlangen, aber gerade für Gitarrenfetischisten das höchste Glück auf Erden darstellen dürften.

Veröffentlichungstermin: 2. März 2007

Spielzeit: 52:33 Min.

Line-Up:
Fidel Campos – Vocals
Jeffrey Morgan – Guitar
John Abernathy – Guitar
Michael Nordeen – Bass
Greg Donnelly – Drums

Label: Earache Records

Homepage: http://www.withpassionmetal.com

Tracklist:
1. Pale Horses Ride
2. Through the Smoke Lies a Path
3. What We See When We Shut Our Eyes
4. Triumph Over Tragedy
5. Tales of Sirens
6. Encryption
7. R.J. MacReady
8. Forgotten Amongst Screams
9. Vegeance in Departure
10. A Road for the Worthy

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