HORN: Die Kraft der Szenarien

Forest Black Metal, dem es an der im Titel versprochenen Kraft fehlt…

Unter dem Banner HORN läuft seit 2002 das Einmann-Projekt von Nerrath, der sich stilistisch einer Mischung aus Pagan und Black Metal hingezogen fühlt. Mit dem schwülstig betitelten Die Kraft der Szenarien soll dieser sogenannte Forest Black Metal erneut zum Leben erweckt werden und der Vertonung von Naturgedichten dienlich sein. Leider wird jedoch bald klar, dass die im Titel erwähnte Kraft offenbar nicht auf die musikalische Darbietung von Nerrath übergesprungen ist.

So wird die Musik zuallererst von der Produktion gebeutelt. Das Soundgewand ist dünn und klingt – völlig unwaldig – künstlich. Das Gefühl, dass hier billig produziert wurde, kommt je länger desto mehr auf, und bei den heutigen Möglichkeiten erscheint diese Art der Nachlässigkeit doch ärgerlich. Sieht man von der Produktion ab und widmet sich den oft ausgedehnten Songs, ist auch dort keine Lichtung auszumachen. Midtempo-Gedudel, simpelste Riffs und 08/15-Krächzgesang. Das erwähnte Waldhorn kommt nur spärlich zum Einsatz – in Sachen Bläserfraktion leisten die Ungaren SEAR BLISS wesentlich überzeugendere Qualitätsarbeit. HORNs Musik hingegen scheint mit einem gewissen Dilettantismus behaftet zu sein, der ihr die Energie raubt – darüber täuschen auch lange Songs nicht hinweg.

Angesichts dessen, dass Bands wie EMPYRIUM, KLABAUTAMANN, ISENGARD oder jüngst auch MYRKGRAV wesentlich passendere Klänge für den Naturgenuss kreiert haben, bleibt Die Kraft der Szenarien ein reichlich überflüssiger Release, den man lieber links liegen lässt. Vielleicht wird Nerrath bei seiner nächsten Wanderung ja von mächtigerer Inspiration heimgesucht – HORN wäre es zu wünschen.

Veröffentlichungstermin: 20.10.2006

Spielzeit: 59:08 Min.

Line-Up:
Nerrath: Gesang, Instrumente

Label: Einheit Produktionen

Homepage: http://www.wanderszeit.de.tc

Tracklist:
1. Auftakt
2. Where the clarions have never seized
3. Hornstoß Westfalen
4. Alpenland II
5. Landscapes on hold
6. Die Kraft der Szenarien
7. Spätherbst
8. Als der Mensch sich selbst erlag

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