SOLITUDE AETURNUS: Alone

SOLITUDE AETURNUS ist gelungen, was ich so absolut nicht erwartet hatte: sie können tatsächlich an alte Glanzzeiten anknüpfen!

Ich gebe es ja zu: zum ersten Mal im Leben hatte ich echt Angst vor einer CD! Es ist kaum auszudrücken, was die Texaner SOLITUDE AETURNUS mit Jahrhundertplatten wie Into the depths of sorrow, Beyond the crimson horizon und auch Through the darkest hour für einen Platz eingenommen haben in meiner Vergangenheit, wie viele gewollt finstere und tieftraurige Stunden die Band um Gitarrist Perez und Stimmwunder Lowe mir beschert hat, und da stehe ich gewiss nicht alleine da. Nach dem etwas schwächeren Downfall, das einige Längen und einen unpassenden Sound mitbrachte, und dem letzten, ungewohnt sperrige Album Adagio, das seine unbestrittene Qualität erst nach vielen Durchgängen offenbarte, sofern man dies zuließ, war dann erstmal für die Fans Frust pur angesagt. Die Musiker gingen anderen Dingen und Bands nach, Gitarrist Edgar Rivera und Drummer John Cavington verließen die Band, und immer wieder wurden die Fans heiß gemacht mit dem Versprechen auf eine neue Scheibe. Statt neuer Musik gab es aber immer wieder Verschiebungen und Shows wurden so oft gecancelt, dass es den meisten Bands den Kopf kosten würde. Dann nach acht langen Jahren diese neue CD wirklich in den Händen zu halten, das ist schon ein sonderbares, beglückendes und zugleich beängstigendes Gefühl gewesen: werde ich nun diese Helden endgültig zu Grabe tragen müssen?

NEIN! Muss ich nicht! Die Blumen für das Legenden-Beerdigungsritual kann ich an meine Leguane verfüttern, die ebenfalls nach über 40 Durchgängen dem vermissten und endlich wiedergeborenen Mythos von SOLITUDE AETURNUS verfallen sind. Schon der 10-Minuten lange Opener Scent of death macht eindrucksvoll deutlich, dass SOLITUDE AETURNUS bereit sind, sich den Erwartungen der Fans zu stellen. Anfangs sehr argwöhnisch betrachtet, da erstmal etwas der Verdacht aufkommt, die Band würde es sich einfach machen und geplant an ihre musikalischen Anfangszeiten anknüpfen, um den Fans zu gefallen, entpuppt sich dieses Monstrum schnell als ein Song, der nicht bequem aus den alten Meilensteinen zusammengebaut wurde, sondern sich nahtlos in deren Reihe eingliedern lässt. Das Album derart melancholisch zu beginnen, ist durchaus mutig, wer SOLITUDE AETURNUS nicht aus alten Tagen kennt, der wird wohl heulend auf die Knie gehen und in tiefe Depression verfallen. Aber was bildet sich Perez ein, beim starken – mit dezentem Orientgeklimper und CANDLEMASS-Part veredelten – Waiting for he light ein Riff zu benutzen, dass ich gerade für meine Band aufgenommen habe? Aber bitte, wenn daraus ein so packender Song wird, soll er halt… ;o)

Richtig klasse wird es, wenn SOLITUDE AETURNUS das Tempo fast auf Stillstand runterfahren wie bei Blessed be the dead, das mit seiner tiefen Traurigkeit die Seele berührt, oder bei Tomorrow´s dead, das einen mit seinem ergreifenden Refrain fast heulen lässt. Dagegen wirkt ein treibender Groover wie Sightless direkt partytauglich. Man kann sich absolut nicht dagegen wehren, man singt mehr laut als schön und voller Leidenschaft die Refrains von Sightless, Upon within oder Is there mit. Es tauchen immer wieder treibende Riffs auf, welche man eher dem Power Metal zuordnen würde, was der Scheibe trotz der vorherrschenden Finsternis immer wieder einen coolen Drive verpasst. Natürlich nicht, ohne dann immer wieder in die ergreifende doomige Schwere zurückzufallen. Hier und da taucht überraschend mal ein Riff auf, das man so eher bei den Kollegen von CANDLEMASS erwarten würde, der Auftakt von Upon within beispielsweise erinnert sehr an deren instrumentalen Zwischenspiele.

Auffallend ist auch, wie viele neue Nuancen sich in den sonst weitestgehend typischen SOLITUDE AETURNUS-Sound eingeschlichen haben. John Perez variiert sein Gitarrenspiel noch mehr als bisher, absolut klasse ist auch das interessante, kraftvolle Drumming von Steve Nichols, das den Songs zusätzliche Würze verleiht. Über all dem schwebt wie gewohnt DIE Stimme: Rob Lowe präsentiert sich unerwartet stark und bringt zu seinen eh schon beeindruckenden Vocals ebenfalls einige neue Linien, die den ergreifenden Lyrics zusätzliche Tiefe geben. Diese Mischung aus Kraft und Ausdruck ist auch heute noch mehr als beeindruckend. Dazu ein paar böse Backingvocals von Perez, alles verpackt in einen nahezu perfekten, druckvollen Sound und als Doomer kann man auf Repeat drücken und sich beruhigt zurücklehnen, um sich der gepflegten Traurigkeit hinzugeben.

SOLITUDE AETURNUS ist gelungen, was ich so absolut nicht erwartet hatte, aber was ich mir für die Zukunft dieser absolut sympathischen Musiker so sehr erhofft hatte: sie können an alte Glanzzeiten anknüpfen und sogar noch mehr. Sie reduzieren sich nicht auf das, was die Fans erwarten, bringen neben ihrem sehr eigenen Sound noch genügend Neuerungen ein, um den Fan begeistert unter den Kopfhörer zu locken und potentiellen neuen Fans genug zeitlose emotionsvolle Mucke zu präsentieren.

Eine gelungenere Symbiose aus Epic Doom und Power Metal wird man aktuell kaum finden, SOLITUDE AETURNUS haben ihren Thron zurückerobert. Was bleibt, ist wieder Angst! Die Befürchtung, die Band würde wieder in ihrem eigenen Chaos eintauchen und das Warten auf die nächste Scheibe würde den Fans wieder das Herz herausreißen. Hoffen wir das Beste, lasst uns nicht wieder so lange allein! Und Danke für das Doom-Highlight des ausklingenden Jahres!

Veröffentlichungstermin: 10.11.2006

Spielzeit: 60:36 Min.

Line-Up:
Rob Lowe – Vocals
John Perez – Guitar
Steve Moseley – Guitar
James Martin – Bass
Steve Nichols – Drums

Produziert von Sterling Winfield und J.T. Longoria
Label: Massacre Records

Homepage: http://www.eternalsolitude.com

Email: contact@eternalsolitude.com

Tracklist:
1. Scent of death
2. Waiting for the light
3. Blessed be the dead
4. Sightless
5. Upon within
6. Burning
7. Is there
8. Tomorrow´s dead
9. Essence of black

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