blank

SCHATTENREICH: Die Nephilim [Hörspiel]

Der Preis des Hörspiels ist zwar fair, dennoch ist ein Kauf nicht empfehlenswert. Es entsteht ein wenig der Eindruck, dass der ausschließliche Sinn der Serie darin besteht, die darin verwendete Musik zu promoten.

Die SCHATTENREICH-Familie hat Zuwachs erhalten. Neuester Sprössling: eine Hörspielserie, deren kürzlich erschienene erste Folge auf den Namen Die Nephilim hört. Die Hörspielserie wurde offenbar komplett auf die durch das SCHATTENREICH-Label angesprochene Zielgruppe zugeschnitten. So handelt es sich bei einigen der auftretenden Charakteren um Angehörige der Gothic-Szene, was dem anvisierten Publikum die Identifikation mit diesen Figuren erleichtern dürfte, und zwischendurch gibt es immer wieder Ausschnitte aus diversen Gothic-Songs zu hören.

Hauptperson der Hörspielserie ist der junge Kulturwissenschaftler Christian Wagner, der nach fünf Jahren aus dem Ausland in seine Heimatstadt zurückkehrt, als er vom Tod seiner ehemaligen Freundin Billy erfährt, die die letzten Jahre in einer Psychatrie verbracht hat. Wagner war früher zusammen mit besagter Billy Teil einer Gruppe von hochbegabten und besonders geförderten Jugendlichen, die sich Titanen, später dann Nephilim nannten. Durch einen weiteren mysteriösen Todesfall holt ihn diese Vergangenheit dann endgültig ein. Dem weinerlichen Wagner, der überall Verschwörungen sieht und nicht an natürliche Erklärungen glauben mag, steht die Polizistin Alexa Voss zur Seite, seine Ex-Freundin, die er aber nie wirklich geliebt hat, eine dynamische und selbstbewusste Power-Frau.

Das Hörspiel ist professionell produziert und die Sprecher, darunter Alexander Scheer als Christian Wagner und Sandra Speichert als Alexa Voss, können durchaus überzeugen. Allein die Auswahl der verwendeten Geräusche ist etwas beschränkt und konzentriert sich auf das Klingeln von Handys, SMS-Benachrichtigungen oder etwa ein Navigationssystem mit Sprachausgabe. Spannung und Grusel kommen aber nicht auf. Dazu ist die Handlung in Die Nephilim viel zu offensichtlich konstruiert und bedient sich allzu fleißig bei gängigen Klischees. Als Beispiel mag eine Szene dienen, die in den ersten Minuten des Hörspiels stattfindet: Als Christian Wagner des nachts schluchzend auf dem Friedhof verweilt, begegnet ihm ein hagerer, bleichgesichtiger Typ in schwarzem Mantel, der ihm seine Rotweinflasche da lässt. Dass ihm zudem einige Tage zuvor eine Krähe zugeflogen ist und er sich einem Discobesuch splitternackt mit einer Erektion im Wald aufgefunden wird, rundet das Bild nur noch ab.

Bei dieser Disco handelt es sich übrigens um das Schattenreich, in dem eine gewisse Medusa auflegt. Übereinstimmungen mit echten Personen oder Institutionen sind natürlich rein zufällig. Mithilfe dieser Disco und einer CD, die der Hauptfigur zugespielt wird und von ihm darauf hin angehört wird, wird im übrigen die immer wieder zu hörende Gothic-Musik in die eigentliche Handlung integriert – wenn auch nicht besonders geschickt.

Alles in allem ist Die Nephilim ein nicht besonders reizvolles Hörerlebnis. Im Laufe der knappen Stunde werden eine Vielzahl von Fragen aufgeworfen, schließlich braucht man noch genug Stoff für die kommenden Folgen. Die flachen Dialoge und die arg konstruiert wirkende Handlung lassen das Ganze aber unfreiwillig komisch wirken. Wenig glaubhaft ist zudem, dass der Kulturwissenschaftler Christian Wagner die Zitate in den anonymen Kurznachrichten, die er erhält, nicht zuordnen kann und ihm erst sein Mentor, Dr. Bruno Schwab, sagen kann, dass diese aus Goethes Faust stammen.

Der Preis des Hörspiels ist zwar fair, dennoch ist ein Kauf nicht empfehlenswert. Es entsteht ein wenig der Eindruck, dass der ausschließliche Sinn der Serie darin besteht, die darin verwendete Musik zu promoten.

Buch: Astrid Meirose und Volker Pruß

Sprecher:
Alexander Scheer als Christian Wagner
Sandra Speichert als Alexa Voss
Volker Brandt als Dr. Bruno Schwab
Norman Matt als Adrian Bloch
Daniela Hoffmann als geheimnisvolle Frau
Dero (OOMPH) als hagerer, bleichgesichtiger Typ
Anna Thalbach als Tina Müller
David Turba
Clara Nicolai
Manfred Lehmann

Musik:
SECRET DISCOVERY – Follow Me/Away
ZERAPHINE – Die Macht in Dir
XPQ-21 – Rockin´ Silver Knight
DISKONNEKTED – Neon Dream
X-FUSION – Masochist
[:SITD:] – Richtfest
COMBICHRIST – Blut Royal
Berliner Filmorchester und Kammerchor

Veröffentlichungstermin: September 2006

Spielzeit: 56:51 Min.

Produziert von Marc Sieper und Oliver Ihrens
Label: Lübbe Audio

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner