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ANGRA: Aurora Consurgens

Wie immer: Melodischer, leicht proggiger Power Metal in fast vollendeter Form – vielleicht aber nicht ganz so stark und bissig wie die beiden letzten Alben.

Ich möchte mich durchaus als ANGRA-Fan bezeichnen. Die beiden ersten Alben befinden sich nach wie vor in meiner persönlichen Top 100 und abgesehen von dem sehr zahmen und lustlosen “Fireworks” haben mich die Brasilianer auch absolut nie enttäuscht.

Mit dem neuen Album “Aurora Consurgens” tat ich mich anfangs, bzw. tue ich mich teilweise immer noch etwas schwer. Während man bisher auf (fast) jedem Album diese typischen Widerhaken-Melodien fand, die von Anfang an interessanter, mitreißender und eben immer irgendwie frischer klangen als bei anderen Bands, wirkte mir das inzwischen sechste Studioalbum von den Refrains her beim ersten Durchlauf schon fast zu eingängig. Der Schein trügt hier mal wieder (zumindest größtenteils), denn obwohl einzelne Melodien beinahe zu einfach klingen, zünden sie teilweise erst nach mehrmaligem Hören – klingt paradox, stimmt aber!

Produktionstechnisch haben ANGRA hier ihr Meisterstück abgeliefert! Es knallt an allen Ecken und Enden, klingt aber trotzdem kristallklar und unheimlich präsent. Der Gitarrensound ist schön fett, aber transparent und auch die eigentliche Klampfenarbeit ist wie immer auf höchstem internationalen Niveau, meines Erachtens sogar noch stärker als seither. Härtetechnisch klingen ANGRA anno 2006 etwas gemäßigter, dafür sind die traditionellen, brasilianischen Einflüsse noch deutlicher als bisher rauszuhören.
Was die eigentlichen Melodien angeht, habe ich meine Bedenken ja bereits weiter oben geäußert, ich versuche hier mal noch etwas mehr ins Detail zu gehen: Der Opener “The Course Of Nature” hämmert nach einer kurzen Einleitung schön spektakulär los, klingt mir im Chorus dann aber für ANGRA-Verhältnisse fast zu banal. Nachdem ich das Stück dann aber schon beinahe abschreiben wollte, folgen fantastische Klampfenduelle und gleich im Anschluss eine Bridge, die wirklich mehr als gänsehautverdächtig ist und alles wieder ins richtige Licht rückt. In etwa so geht es mir bei mehreren Stücken auf “Aurora Consurgens”, es gibt richtige Hammerparts, teilweise klingen mir aber einige Melodien dann etwas zu voraussehbar.
Trotzdem gehören die Brasilianer natürlich wie eh´ und je zur absoluten Elite im melodischen, leicht proggigen Power Metal-Bereich und zeigen 99% der restlichen dort verweilenden Bands wo der Hammer hängt, zumal das instrumentale Niveau einfach immens hoch ist, die Songs in sich stimmig sind und Sänger Edu Falaschi eben auch ein Meister seines Faches ist.

Mit Highlights wird nicht gegeizt, der oben beschriebene Opener gehört dazu, das melodische “Ego Painted Grey” und der Uptempo-Kracher “Salvation: Suicide” ebenso und auch für ein Stück wie “Scream Your Heart Out” würden die meisten anderen Bands töten!
Im Endeffekt ist also natürlich wie immer alles in Butter, lediglich bei grundsätzlich natürlich nicht schlechten Songs wie z.B. “Breaking Ties”, “Passing By” oder “So Near So Far” habe ich den Eindruck, dass ich das von ANGRA schon mal einen Tick besser und intensiver gehört habe, da treffen meine oben geäußerten Bedenken nämlich irgendwie schon zu.

Für Fans der Brasilianer und für alle, die melodischen, anspruchsvollen Power Metal in (fast) vollendeter Form hören möchten, ist “Aurora Consurgens” natürlich ein Pflichtkauf, in meiner persönlichen ANGRA-Hitliste liegt das Album aber (knapp) hinter den beiden letzten Veröffentlichungen.

Veröffentlichungstermin: 27.10.2006

Spielzeit: 50:49 Min.

Line-Up:
Edu Falaschi – vocals
Kiko Loureiro – guitars
Rafael Bittencourt – guitars
Felipe Andeoli – bass
Aqualis Priester – drums

Produziert von Dennis Ward & Thiago Bianchi
Label: SPV

Homepage: http://www.angra.net

Tracklist:
1. The Course Of Nature
2. The Voice Commanding You
3. Ego Painted Grey
4. Breaking Ties
5. Salvation: Suicide
6. Window To Nowhere
7. So Near So Far
8. Passing By
9. Scream Your Heart Out
10. Abandoned Fate

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