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TWILIGHT OPHERA: Descension

Ein äußerst variantenreiches Album, das sich einem nicht schon beim ersten Anhören erschließt, sondern dem man Zeit und Raum geben muss – und vielleicht auch ein wenig Toleranz…

Ich kann mir nicht helfen, aber TWILIGHT OPHERA hat diesen speziellen Projekt-Charakter. Auch wenn die Band bereits seit 1996 Bestand hat und Descension bereits das vierte Album der Finnen ist, so wirkt die aktuelle Scheibe nicht wie ein typisches, im Proberaum gewachsenes Album. Das soll aber keineswegs in einem abwertenden Kontext verstanden werden, sondern viel mehr einen gewissen Anspruch herausstreichen. Denn anspruchsvoll ist Descension allemal.

Gleich der flotte Opener macht von diesem schwer nachvollziehbaren Projekt-Charakter Gebrauch. Da werden blitzschnelle Schraddel-Riffs in die Waagschale geworfen, hysterisches Gekreische, tiefe Growls und cleane Vocals verwendet sowie reihenweise abrupte Übergänge geliefert. Dazwischen durchschneiden schrille, dissonante Gitarrentöne den Sound, Drummer Janne Ojala (SILENTIUM) schleudert einem mannigfaltige Breaks entgegen und als kleine Interlude gibt es noch einen atmosphärisch barocken Chor, der mit eine Blast Beat-Attacke angereichter wird. Wow, das klingt einfach stark. Keine Frage, die Übergänge sind in den seltensten Fällen fließend und angesichts der Tatsache, dass hier auch Karri Knuuttila von TACERE mitwirkt, wundert mich das auch nicht. Auch in weiterer Folge wirkt das Album auf den ersten Blick zerfahren. Es nimmt den trampenden Hörer immer wieder mit, schmeißt ihn aber nach der nächsten steilen Kurve wieder hochkantig raus. Hier nicht ins Schleudern zu geraten, fällt demnach schwer. Doch wenn man die Kontrolle über das Lenkrad behält, dann eröffnen sich einem Bombast geschwängerte Melodien, berauschende Einzelleistungen an den Instrumenten und eine starke Anziehungskraft. Einzig die Atmosphäre leidet unter dieser Projekthaftigkeit und Talenteschau. Zu kurz sind die Passagen, in die man durchgehend eintauchen könnte.

Doch anstatt des durchgehenden Stimmungsaufbaus entschädigt TWILIGHT OPHERA mit diese kleinen Details, die einem ans Herz wachsen, und auf die man pro Song wartet. Sei es die punktuell dramatisierende Gitarrenarbeit in Mirage Of Moira, die den ansonsten von der Melodie dahinplätschernden Song großartig aufwertet, der zuvor erwähnte Chor in Charagma oder die zigmalig zur Schau gestellten instrumentalen Fähigkeiten der Musiker. Insbesondere an der Gitarre und am Schlagzeug werden hier großartige Leistungen geboten. Dass TWILIGHT OPHERA aber auch einen in sich gewachsenen Song darbieten können, zeigt Born Of Brimstone Womb, der mit den Elementen des Dooms arbeitet und weit weniger verschachtelt und konfus ist als der Rest des Albums.

Somit ist Descension ein sehr variables Album, das sich einem nicht schon beim ersten Anhören erschließt, sondern dem man Zeit und Raum geben muss. Und vielleicht auch etwas Toleranz, denn manche werden mit der übergangslosen Aneinanderreihung von Melodie- und Rhythmusfragmenten wenig Freude haben.

Veröffentlichungstermin: 11.09.2006

Spielzeit: 51:43 Min.

Line-Up:
Toni Näykki (SOULGRIND, GRUDE´S CLAW) – Guitars
Mikko Häkkinen (THYESTEAN FEAST) – Vocals
Timo Puranen
Aleksi Ahokas (RAPTURE, FRAGILE HOLLOW, RAINPAINT)
Janne Ojala (SILENTIUM, EVILION, GLOOMY GRIM) – Drums
Micko Hell (DENIGRATE)
H.J. Villberg (RAPTURE, DIABLERIE)
Karri Knuuttila (TACERE)
Lord Heikkinen (SOULGRIND) – Bass

Produziert von Jarno Hänninen (DIVERCIA) & Agathon @ D-Studio, Finnland; Mastered von Svante Forsbäck
Label: Low Frequency Records

Homepage: http://www.twilight-ophera.com

Email-Adresse der Band: info@twilight-ophera.com

Tracklist:
1. Charagma
2. Hollow Movements Of Flesh
3. Suicide Harlequin
4. Mirage Of Moira
5. Born Of Brimstone Womb
6. Sulphur Spiral
7. Sanguine Diadem
8. Wraith Reveries
9. SYN
10. Silhouettes Of Paradox Craft

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