Bereits das vor zwei Jahren erschienene Laguz-within the lake machte trotz leichtem nordischen Mythologie-Touch klar, dass NEBELHEXE wohl nicht die logische Weiterführung von HAGALAZ RUNEDANCE sein würde, selbst wenn wieder Andrea Haugen als Musikhohepriesterin dahinter steckte. Schon das erwähnte Debüt schielte eher in Richtung Elektronik als zu den herben Schamanentrommeln, und dem Zweitwerk Essensual geht es nicht anders.
In poppig-perfekter Produktion tummeln sich zarte Streicher, zahme Gitarren und verzagte Elektronikspielereien, welche zeitweise frisch aus der 80er-Jahre-Mottenkiste entstiegen zu sein scheinen. Natürlich bleibt Andreas dunkle, beschwörende Stimme die Konstante, welche NEBELHEXE und HAGALAZ RUNEDANCE verbindet, doch das Drumherum bietet eher Wave-artige, leicht an THE PROTAGONIST-erinnernde Soundlandschaften. Diese assoziiert man am ehesten mit den letzten Stunden einer Londoner Gothicparty, bei der die meisten Gäste bereits gegangen sind und man in Erwägung zieht, mit den schemenhaften, imaginären Gestalten im kalten Rauch eine Unterhaltung aufzunehmen. Hier scheint dann auch das gebotene CURE-Cover The Figurehead ganz gut hinzupassen.
Im Grossen und Ganzen mangelt es Essensual jedoch an starken Songs, an einer wirklich packenden Atmosphäre. Zu abgeschmackt wird NEBELHEXE anno 2006, ja beinahe schon zu sehr auf das Pop-Publikum ausgerichtet, welches sich mit Esoterik befassen möchte und ENYA-Alben im Schrank stehen hat. Und während Laguz-within the lake noch etwas Reizvolles und Mysteriöses hatte, wird man bei Essensual das Gefühl nicht los, dass das Beste eben schon vor dem ersten Song stattgefunden hat…
Veröffentlichungstermin: 06.10.2006
Spielzeit: 41:19 Min.
Label: Candlelight Records
Homepage: http://www.nebelhexe.com
Tracklist:
1. Underworld
2. Invisible Entity
3. Their Dead Poetry
4. Sun God
5. Erzulie´s Charm
6. Purple Nightshades
7. Living Trash
8. The Figurehead
9. The Wish
10. Dreams of Little Girls