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CRADLE OF FILTH: Alles beim alten?

CRADLE OF FILTH´s Dani und Gian standen uns in München Rede und Antwort. Zusammengefasst: "Ja, wir sind zurück. Und wir sind stärker denn je!"

Nachdem wir um eine völlig unchristliche Zeit (6:00) aufgestanden sind, um 6:30 zu unserem 400km-Trip nach München aufzubrechen, haben wir nach ca. einer Stunde angestrengten Suchens in München tatsächlich den Ort des für uns wohl meisterwarteten Treffens dieses Jahres gefunden – und uns blieb tatsächlich noch Zeit für ein Mittagessen.

Gesättigt machten wir uns dann auf, um kurz nach 13:00 Gian und Dani, Gitarrist und Sänger von CRADLE OF FILTH zu treffen. Die beiden hatten ebenfalls schon viele Kilometer zurückgelegt, waren sie doch an diesem morgen aus London angereist.

In gemütlicher Atmosphäre plauderten wir erst auf einem Sofa, dann im Garten über das anstehende Album „Midian“, die Zeit zwischen „Cruelty and the Beast“ und „Midian“ und über den zeitgleich mit der neuen Platte rauskommenden Film „Cradle of Fear“. Doch lest selbst, was die beiden zu berichten hatten…

Steigen wir gleich mit Fragen zum neuen Album ein. Leider habe ich es erst vor 4 Tagen erhalten, und habe noch keine Texte…

Was ist „Midian“?

Gian: Es ist nicht wie bei „Cruelty and the Beast“, wo wir eine durchgehende Story, ein Konzept hatten. Bei „Midian“ geht es mehr um das Gefühl, das mit dem Titel einhergeht.

„Midian“ ist an verschiedenen Stellen erwähnt, zum Beispiel in der Bibel. Es ist ein phantastischer Ort, ein Refugium für die Verstossenen, für die Andersartigen.

Das Thema wurde von verschiedenen Leuten aufgenommen, Clive Barker hat es zum Beispiel für eines seiner Bücher genommen…

Dani: Hast Du den Film „Nightbreed“ gesehen? Grossartig…

Nein, leider nicht…

Gian: Sieh Dir ihn an! Das ist einer unserer Lieblingsfilme. Wir mochten einfach das Gefühl, das der Film ausstrahlt.

Dani: Er ist sehr gut umgesetzt, ziemlich beindruckend – man sieht Monster und Halbmenschen, die in „Midian“ einen Ort der Zuflucht gefunden und eine eigene Gesellschaft gegründet haben. Der Film ist sehr empfehlenswert.

Also gibt es keinen richtigen Zusammenhang zwischen den Songs?

Dani: Nein, es ist einfach so, dass „Midian“ in jedem Song erwähnt wird. Das Album ist mehr eine Sammlung von Geschichten als ein Roman.

Gian: Du erwartest, irgendwie das ganze vor Dir zu sehen, mit all den kleinen Monstern, den Geistern und so. Der Titel trifft die Musik hundertprozentig.

Ich denke, dass das Artwork auch wieder eine sehr grosse Rolle spielen wird…

Dani: Ja!

Obwohl, leider habe ich noch nichts davon gesehen, nicht einmal die Texte gelesen.

Dani: Ich kann Dir etwas vom Artwork zeigen, wenn Du willst…

(Dani kramt einen Laptop hervor und zeigt uns verschiedene Entwürfe von Shirts; Motive, die auch im Albumartwork enthalten sein werden… Anm. d. Verf.)

Ihr habt da mit einem Mann namens J.K. Potter zusammengearbeitet…

Gian: Genau! Er ist ein genauso krankes Individuum wie wir es sind. Gewisse Sachen, die er macht, sind einfach sehr sonderbar, ziemlich verrückt. Es war eine aufregende Aussicht für uns, mit ihm zusammenarbeiten zu können – wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis.

(wer genaueres wissen will: auf www.jkpotter.com gibt es Bilder dieses Künstlers zu sehen, auf www.cradle-of-filth.co.uk erste Bilder des Artworks von „Midian“ – Anm d. Red.)

Dani: Das Artwork zeigt Kreaturen oder Halbmenschen, welche diese unterirdische Stadt „Midian“ bewohnen.

Also sollen die Bilder im Booklet wie schon früher…

Dani: …die Lyrics und das Konzept der Platte illustrieren. „Midian“ wird irgendwo sogar als „Hafen für die gefallenen Engel“ bezeichnet – eine Art Hölle in dem Sinne…

Gian: …Nur nicht so feurig, haha. Du musst das mal nachlesen. Es nimmt Dich wirklich in Anspruch – es absorbiert Dich sozusagen.

Und wie sind die Lyrics diesmal ausgefallen?

Dani: Scheisse! (lacht)

Das musstest Du jetzt sagen, oder?

Ich denke, dass die Lyrics ein sehr wichtiger Teil von CRADLE OF FILTH sind…

Dani: Alles ist wichtig! Die Lyrics sind nur mein Beitrag, ich mache sie so gut es meine Fähigkeiten zulassen. Das Artwork ist aber genauso wichtig für CRADLE OF FILTH – es ist so gut wie es nur sein kann, dasselbe gilt für die Musik. Wir werden jeden Weg versuchen zu gehen, um für den Hörer das „Gesamterlebnis“ noch besser zu machen.

(Dani zeigt uns immer noch Bilder aus dem Booklet)

Weisst Du, wie Potter das macht? Macht er das mit dem Computer oder von Hand?

Dani: Er macht das alles von Hand…

Mir fällt da gerade was ein: Ich habe mal einen Vortrag in der Schule über Euch gehalten. Meine Englischlehrerin mochte Eure Lyrics, und fragt mich, ob das wohl mehr Mädels als Jungs hören. Sie dachte, dass Frauen mehr Wert auf die Texte legen…

Dani: Hatte sie einen Grund für das?

Gian: Ich denke, dass das eine recht allgemeine Aussage ist; unsere Lyrics werden ja von einem Mann geschrieben, oder was ist er? (lacht)

Wir haben viele weibliche Fans, und ich beklage mich darüber nicht… (lacht)

(Noch mehr Bilder aus dem Booklet)

Gian: Die Fotos sind so tiefgründig wie die Texte und die Musik.

Dani: Es gibt eine Art von Einführung auf der Front; die Tore und ein paar Freaks.

Gian: Da war eine grossartige Zusammenarbeit zwischen dem Künstler und der Band; wir haben oft am Telefon besprochen, was wir uns vorstellen, und das Ergebnis ist genau, was wir uns vorgestellt hatten!

Die Bilder enthalten so viele Details – je länger Du sie ansiehst, desto mehr wirst Du entdecken.

Wird es denn so viele verschiedene Versionen desselben Albums geben wie das bei früheren Alben der Fall war? Es gab von „Dusk… and her Embrace“ 3 verschiedene und ebenso viele von „Cruelty and the Beast“.

Dani: Vielleicht – wir sind momentan so beschäftigt, dass wir es noch nicht genau wissen. Ich meine, ich würde gerne sowas machen, z.B. mit einem ähnlichen Artwork, wo Du die Tore aufmachst, um das Album zu öffnen.

Wir haben momentan zusätzlich zu den auf „Midian“ enthaltenen Songs nur zwei andere aufgenommen, und um so etwas zu realisieren würden wir Minimum fünf benötigen.

Klar, es gibt immer Die-Hard Fans die auch eine alternative Version mit nur zwei neuen Songs kaufen würden (Mich! – Anm. d. Verf.), aber wir müssen schon noch etwas mehr Material haben. Wir wissen es also noch nicht.

(Noch mehr Bilder…)

Das Artwork transportiert die Stimmung der Musik sehr gut…

Gian: Ja genau. Wir denken, dass das Booklet genau so wichtig für das Album ist wie die Musik selbst. Wir nehmen alle Möglichkeiten, die eine Platte bietet, so ernst wie möglich, und wir wollen, dass es so gut aussieht wie möglich.

Die letzte Qualitätskontrolle ist bei uns immer die Band.

Wer ist denn jetzt die treibende Kraft hinter CRADLE OF FILTH? Ihr hattet ja eine Menge Line-Up-Wechsel…

Dani: …Ja, wir hatten wirklich viele Änderungen innerhalb der Band. Jetzt haben wir aber Paul Allender (Gitarre, Anm. d. Verf.) zurück, er war auf dem ersten Album dabei, er schrieb das meiste Material auf „Dusk… and her Embrace“; da sind Gian, Robin (Bass, Anm. d. Verf.) und ich, die drei „Root-Members“; Adrian (Erlandsson, neuer Drummer, Anm. d. Verf.) ist seit Ewigkeiten ein Freund der Band, er ist nun seit eineinhalb Jahren in der Band. Es war das erste Mal, dass wir den Drummer gewechselt haben, seit wir angefangen haben, Platten aufzunehmen. Und Martin (Powell, Ex-My Dying Bride, neuer Keyboarder, Anm. d. Verf.) haben wir schon seit langer Zeit gekannt. Ich glaube, dass dies das stärkste Line-Up ist, dass wir jemals hatten, und hoffentlich eines, das Bestand haben wird.

Wir hatten so viele Probleme, welche diese Änderungen nötig gemacht haben. Das Klima wurde langsam zu einer Endzeitstimmung. Wenn man in einer Band von diesem Kaliber spielst, musst Du mit ganzem Herzen dabeisein. Manche haben den Glauben an das, was wir machen, verloren, und so wurde es unumgänglich, die Band neu aufzubauen. Ich denke – ich weiss nicht, was Du denkst – man hört das auf der Platte: Jeder hat Spass am Spielen, und alle sind wirklich „into it“.

Denkst Du, dass man das auf dem letzten Album nicht gehört hat?

Dani: Doch, wir würden kein schlechtes Album rausbringen. Du sprichst von „Cruelty“, oder? Nein, damals war alles noch o.k. Ich meinte, die E.P. kam ja mitten in diesem Dilemma um unser Line-Up raus. „From the Cradle to Enslave“ war eigentlich mehr dazu da, den Leuten ein Signal zu geben: „Hey, wir leben noch!“ Da sind ja auch sehr verschiedene Sachen drauf.

Mit der E.P. habe ich übrigens so meine Probleme. Der Song war nicht gerade enttäuschend, aber lange nicht so gut wie das, was Ihr gemacht habt und was auf „Midian“ ist. Und der Drummer war ja auch nicht das Wahre.

Gian: Wir mussten einen Song schreiben, einfach um zu zeigen, dass wir noch da sind. Leider hatten wir nicht Mr. Barker (Nicholas, ex-Drummer, Anm. d. Verf.) an den Fellen; Das war auch eine sehr schwere Zeit für die Band. Da ist viel Mist gelaufen.

Adrian war der Mann, den wir wollten. Jetzt haben wir ihn, und er ist phantastisch.

Dani: Der Song „From the Cradle to Enslave“ wurde hauptsächlich geschrieben, weil wir ein Video wollten. Später ist es dann zu einer E.P. gewachsen.

Auf „Midian“ sind die Drum-Parts perfekt. Ich fand auch das Video grossartig. Wer war eigentlich der Drummer in dem Clip?

Gian: Dave Hirschheimer. Wir wollten das Video machen, er half uns gerade aus zu der Zeit, also sagten wir, okay, komm wir machen das Video mit ihm. Wir haben dann gemerkt, dass das ein Fehler war – aber was soll‘s, jeder macht mal einen Fehler… Das ist nun ein abgeschlossenes Kapitel der Bandgeschichte.

Wieso hat eigentlich Nicholas die Band verlassen?

Gian: Er war nicht zufrieden, wie sich die Situation innerhalb der Band entwickelte, also ist er gegangen. Er wollte sowieso gehen, also ist er gegangen. That´s it.

Ich habe mich, nachdem ich „Midian“ gehört hatte, gefragt, ob Ihr mit der E.P. einfach das Material, das nicht den hohen Standard der neuen Platte nicht erreichte, vorab veröffentlicht habt.

Gian: Okay, eigentlich wollte ich das nicht sagen, aber es war so, dass die Leute, die das Gefühl hatten, dass sie der schreibende Kern von CRADLE OF FILTH sind, einfach alle Ideen der Band „abgeschossen“ haben; es wurde unerträglich für uns, Dani, Rob, Adrian und mich, so dass wir gar keine Lust mehr hatte zu proben. Wir dachten, dass das wirklich schlecht ist, und alle wurden so pessimistisch, die Magie war einfach nicht mehr da. Wir haben sie dann rausgeschmissen, und nun geht es uns wieder gut, die Band ist wieder da. Das ist es. Das Line-up ist nun so stark wie es nur sein kann. Das Album ist ein Zeugnis dessen. Du siehst, wer der wirkliche schreibende Kern der Band ist. Ich nenne nun keine Namen, denn CRADLE OF FILTH kann nun wieder für sich selbst stehen.

Ich habe in dieser Zeit ja selbst die Band verlassen. Ich hatte einen grossen Streit mit Stuart (Gitarre, Anm. d. Verf.); er war sehr arrogant und wollte das gesamt Material im Alleingang schreiben. Ich war so fertig mit dieser Situation. Ich hoffte, dass das passieren würde, was passiert ist – also kam ich zurück.

Als wir dann mit den neuen Leuten das erste mal im Proberaum waren, haben wir einander weggeblasen – jeder hat den anderen überrascht. Du weisst wie das ist, wenn Du mit einer neuen Band anfängst – Du willst den ganzen Heimweg lang headbangen, einfach weil sich das tolle Gefühl nicht stoppen lässt. Eine sehr starke Chemie.

Dani: Als Nicholas und Gian gegangen waren, war das der Zeitpunkt für eine Entscheidung: Entweder wir vergessen die Band, werfen alles weg, für das wir nun so lange gearbeitet hatten, oder wir bauen das Line-up der Band neu auf….

Ihr arbeitet momentan an einem Film, „Cradle of Fear“ – sind da alle Bandmitglieder involviert?

Gian: Ja, ich denke schon. Ich habe am Samstag ein paar Szenen gespielt. Kennst Du Amber? Sie ist eine unseren Tänzerinnen. Im Film schlage ich ihr ins Gesicht und reisse Ihr das Hemd vom Leib, während ein Freund von mir ihr eine Machete in die Schulter treibt. Ein Killer.

Es ist alles Schauspielerei – es hat auch für mich ziemlich verstört, da es so echt aussieht.

Genau – ich habe den Flash-Trailer im Internet gesehen. Es heisst da „You thought there were no such things as snuff movies“… Da waren drei wirklich hässliche Bilder – ich dachte mir, dass ich mir das wahrscheinlich nicht antun muss.

Gian: Niemand will etwas sehen, was realistisch aussieht, das ist genau die Idee. Je echter es aussieht, desto schlimmer ist es, sich sowas anzusehen. Hast Du das Exekutionsvideo gesehen? Da wird ein Muslimischer Terrorist getötet. Er ist in einer Grube, wo er erschossen wird. Er hatte eine Augenbinde an, und Du siehst, wie einzelne Teile seines Gesichtes wegfliegen. Das hat mir eine Narbe für den Rest meines Lebens verpasst.

Gibt es in „Cradle of Fear” eine Story?

Gian: Natürlich gibt es eine Story, es ist ja nicht nur ein Gore-Film. Der Film besteht aus verschiedenen Geschichten, die dann eine überraschende Wendung nehmen; ich kann natürlich noch keine Geheimnisse preisgeben, aber Du wirst überrascht sein. Wie immer. (lacht)

Wo wird man den Film sehen können? Der wird ja kaum in den normalen Kinos laufen…

Gian: Man wird ihn zumindest am Anfang nur im Internet sehen können.

Dani: Wir wollen so den rechtlichen Problemen schon zu Beginn aus dem Weg gehen.

Gian: Die sind ja hier ziemlich Zensur-Geil – der Film wird also nur im Internet zu sehen sein, unzensiert…

Und wie wollt Ihr Geld damit verdienen?

Dani: Ummm…

Gian: Dani hat schon eigenes Geld da reingesteckt, einfach, weil er an die Idee glaubt. Der Film wird von einer professionellen Crew produziert, Leute, die z.B. schon für Hellraiser Effekte gemacht haben. Sie machen es momentan vor allem für die Idee. Sie wollen das sehen. Deshalb hat auch Dani sein eigenes Geld mit eingebracht. Er will den Film sehen. Das Geld wird nachher kommen; der Film wird nun aber auf jeden Fall gemacht.

Dani: Was? (lacht)

…das war früher doch anders; Auf „Dust… and her Embrace“ gab es praktisch keine Fluchwörter…

Dani: Doch, da waren einige.

Gian: „My cunt will twitch”…

Dani: Ich hatte auch einige „unhöflichen“ Wörter auf „Cruelty“…

Gian: Wir könnten einen Song schreiben, der so geht: Cunt cunt cunt cunt…. wenn Du willst. Kein Problem.

Ok, lassen wir das… Werden die Lyrics auf „Midian“ etwa ähnlich sein wie die auf „Cruelty“?

Dani: Hmm, sie sind nicht so gotisch wie auf „Cruelty“, das heisst, von der Sprache und der Aussprache her sind die Lyrics ziemlich gotisch, aber wir haben das ganze in einen etwas moderneren Kontext gesetzt.

Und die Shirts werden wohl wie immer sein…

Dani: Das heisst wie?

Provokativ.

Dani: Du hast schon viel vom Artwork gesehen, und die Shirts werden wohl in dem Stil sein…

Gian: Es wird wohl nicht mehr so sexy sein wie das, was wir früher gemacht hatten…

Ich habe letzthin das Video einer interessanten Show auf BBC bekommen – „Living with the enemy“ (Eine Show, in der eine besorgte Mutter eines COF-Fans eine Woche lang mit der Band gereist ist, um diese kennenzulernen – ein absoluter Killer – Anm. d. Verf.). Was sagt Ihr zu der Art, wie Ihr dargestellt wurdet?

Dani: Das ist schon ziemlich lange her. Das war am Ende einer ziemlich anstrengenden Tour, mitten im Sommer. Das waren die letzten paar Tage der Tour, und der allerletzte Tag war Holland. Wir waren absolut zugekifft…

Gian: Die haben gar keine Bilder aus Holland gezeigt. Die hatten eine Kamera im Bus installiert, das war so ein bisschen wie Big Brother, ausser dass wir wussten, dass wir gefilmt werden; wir haben die Kamera auseinandergenommen, haben uns die Köpfe mit Pilzen zugeknallt. Echt lustig…

Dani: Es war echt witzig. Es ist gut, dass wir´s gemacht haben.

Gian: Die von BBC haben so stark versucht, uns in eine bestimmte Ecke zu drängen. Die wollten sagen können, „Kuck, Barbaren, die beissen Tauben den Kopf ab!“ Leider haben wir es ihnen so schwierig wie möglich gemacht.

Wir waren so sehr wir selbst wie möglich.

Dani: A propos c-word: Die Beantstandung, welche sich BBC am häufigsten anhören mussten, war, dass wir 13 Mal „Cunt“ gesagt hatten. Eine stolze Zahl. (lacht)

Ich fand es lustig, dass diese Frau Euch so verteufelt und gefürchtet hat…

Gian: Es war lustig, als sie dieses Schuljungen-Bild gezeigt hat. Ich hätte alle Bilder von mir als „braver“ Junge verbrannt.

Dani: Ich hätte meine Mutter verbrannt! (lacht)

Also sind „Drugs on the road“ okay für Euch?

Dani: “Not on the road, in our mouths!” (lacht)

Gian: Es ist keine Abhängigkeit.

Dani: Es ist nur, dass Du ab und zu ein bisschen Extra-Fun willst.

Gian: Drogen sind Fun, aber nicht mehr. Es ist nicht, dass wir wie Rockstars sagen, „Wir spielen den Gig nur, wenn wir das und das und das bekommen.“ Das ist Bullshit. Es kommt nicht zu einer Abhängigkeit. Wir betrachten das als unseren Bonus, ein bisschen Spass, aber mehr nicht. Nichts ernstes. Wir spritzen uns nichts.

Geht Ihr auch auf die Bühne mit Drogen im Blut?

Gian: Nein, keinesfalls. Das ist eine Regel. Nein.

Als ihr vor ein paar Jahren in der Schweiz gespielt habt, hat Dani etwas über Drogen gesagt, und nach dem Konzert ging rum, dass Du bis unter die Decke zugecrackt gewesen sein sollst.

Gian: Eins mehr, wie viele Gerüchte macht das jetzt?

Dani: Ich habe wahrscheinlich einen sarkastischen Spruch darüber gemacht, dass alle ausgesehen haben, als ob sie auf Crack sind, oder dass sie etwas Crack nehmen sollten.

Gian: Wir haben noch nie Crack gehabt. Wir würden aber nicht herumgehen und predigen, was die Leute nehmen sollten und was nicht, das ist billiger Mist. Die Leute sollen tun, was sie wollen, alles was wir sagen, ist dass WIR kein Crack nehmen.

Crack ist sowieso nicht Gut für eine Person. Gras ist gut, Haschisch. Kokain ist schön. Du kannst nehmen, was Du willst, solange es Dich nicht in einen absoluten Nobody verwandelt. Solange Du Deine Persönlichkeit behältst, kannst Du machen, was Du willst.

Da würde wohl jeder zustimmen, der ab und zu Drogen nimmt. Nur zum Spass. Die Welt wäre so ein langweiliger Ort ohne Drogen… Das ist meine Aussage, nicht die von CRADLE OF FILTH.

Was kostet es, Euch für einen Gig zu engagieren?

Gian: Eine Packung Chips und eine Kiste Bier. (lacht)

Dani: Da müsstest Du unseren Manager fragen, wir müssten unsere Roadcrew mitbringen und so weiter. Ich weiss es gar nicht genau.

Gian: Normalerweise wollen wir mit allem auffahren, was wir haben; Licht, Tänzerinnen.

Wenn uns ein paar Freunde die Strasse runter in einen Club zum spielen einladen würden, dann täten wir das ohne Produktion, so wie wir jetzt vor Dir sitzen, einfach zum Spass. Normalerweise müssten wir aber mit unserem Agenten zusammenarbeiten – und das bedeutet eine professionelle Show.

Ich habe gehört, dass Du, Dani, touren nicht sonderlich magst, da deine Stimme den Bach runter geht. Stimmt das?

Dani: Woher hast Du das nun wieder?

Das ist aus einem der grossen deutschen Printmagazine – ist aber auch schon ein paar Jahre her…

Dani: Das stimmt so nicht. Was ich wahrscheinlich gesagt habe, ist, dass ich Touren nicht liebe, die länger als 5 Wochen gehen, aber nur, da ich nicht gerne lange von zu Hause weg bin. Deine Stimme wird eigentlich besser, wenn Du viel singst. Du sitzt halt einfach ein paar Wochen im Bus, immer die gleichen stinkenden Socken und die gleichen stinkenden Leute um Dich herum. (lacht)

Gian: Wir lieben es, zu touren. Nach einer Weile wird jeder, der keine Maschine ist, müde.

Dani: Es macht Dich einfach fertig, so lange unterwegs zu sein. Und ich bin immer der erste, der krank wird.

Warum schreist Du eigentlich nicht mehr so hoch wie früher?

Dani: Es ist viel kontrollierter. Ich finde es besser. Es ist leichter. Es klingt besser.

Gian: Wir alle lieben seine Vocals auf „Midian“. Jeder ist glücklich damit.

Ich mochte aber diese hohen Schreie…

Dani: Es ist wie wenn Du zu viel Schokolade ist. Ich meine, Du magst Schokolade, dann isst Du davon. Wenn Du zuviel davon hast, dann magst Du keine Schokolade mehr.

Gian: Wenn Du weniger dieser Schreie hast, bekommen die paar, die Du hast, mehr Gewicht. Das ist schon gut so.

Okay, ich kann das so akzeptieren… Wisst Ihr schon, welche neuen Songs Ihr live spielen werdet?

Dani: Cathulhu Dawn, Lord Abortion, Saffron’s Curse, Tortured Soul Asylum.

Unser Set ist momentan eineinhalb Stunden lang, wir müssen es noch etwas kürzen.

Wie werdet Ihr die Chöre und die orchestralen Sachen am Konzert umsetzen?

Dani: Wir werden eine Sängerin haben, aber da werden wohl viele Samples sein.

Gian: Es wäre wohl auch schlimm, mit einem Chor zu touren. Die können dann Deine Bank teilen!

Wird es bei Eurer Bühnenshow irgendwas neues geben?

Dani: Wir choreographieren gerade die Lightshow. Später bauen wir die Bühne.

Wir arbeiten auch schon an neuem Material, jetzt wo wir ein neues stabiles Line-Up haben.

Gian: Ja, wir haben schon angefangen, für das nächste Album zu schreiben. Wir haben momentan zwei bis drei neue Songs.

Dani: Du lügst! Wir haben keine zwei bis drei Songs !

Gian: Ich meine Material für zwei bis drei Songs, Inhalt. Wir haben sehr viele neue Riffs.

Letzte Frage…

Dani: Furchtbare Frage, nächste… (lacht)

…Danke! Wo seht Ihr Euch in 20 Jahren?

Gian: Ich werde wohl tot sein!

Dani: Du kannst das wohl nicht wissen, also stelle ich auch keine Mutmassungen anstellen.

Gian: Vielleicht werde ich aus ein paar Knochen am Boden einer Höhle bestehen, umgebracht von einem grossen haarigen Monster, das im Wald wohnt.

Interview: al; Fotos: Karin Fretz.

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