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BABYLON MYSTERY ORCHESTRA: The Great Apostasy: A Conspiracy of Satanic Christianity [Eigenproduktion]

White Metal oder Gothic Rock? Das Ein-Mann-Projekt BABYLON MYSTERY ORCHESTRA bietet weit mehr als klischeebeladene Schubladenmusik, nämlich ein hochinteressant umgesetztes christlich orientiertes Konzeptalbum.

Von Zeit zu Zeit erlebt man doch noch Überraschungen und wie aus dem Nichts wird man mit einer Band konfrontiert, bei der man sich unwillkürlich fragt, warum man nicht schon früher auf sie gestoßen ist. Das Ein-Mann-Projekt BABYLON MYSTERY ORCHESTRA ist so ein typisches Beispiel. Bei The Great Apostasy: A Conspiracy of Satanic Christianity handelt es sich bereits um das dritte in Eigenregie veröffentlichte Album von Sidney Allen Johnson, das für mich in mehrerer Hinsicht völlig unerwartet ausgefallen ist.

Rein von der Aufmachung her könnte man meinen, es mit einem neuen TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA-Album zu tun zu haben, sieht man das Bild von Sidney auf der Rückseite des Booklets, rechnet man mit einer handfesten, melodischen Southern-Rock-Scheibe. Der erste Hördurchlauf eröffnet einem eine relativ eigenständige Mischung aus traditionellem Heavy Metal und Gothic Rock mit tiefem, eindringlichen Gesang, während man beim Hören der Lyrics das Gefühl hat, als würde hier jemand so richtig schön seinen ganzen Hass auf das Christentum zum Ausdruck bringen.
Doch schon nach kurzer Zeit wandelt sich der Eindruck. Was zunächst widersprüchlich wirkt, ergibt eine logische und harmonische Einheit und recht schnell wird klar, dass es nahezu unmöglich ist, Musik, Lyrics und Message getrennt zu betrachten. Vielmehr ist The Great Apostasy: A Conspiracy of Satanic Christianity nur als Ganzes zu bewerten und nur dann wird das Album zu dem herausragenden Werk, das es ist.

Schon seit dem Debütalbum verarbeitet Sidney Allen Johnson christliche Themen in seiner Musik, wobei er Gegensätze und Widersprüche nicht scheut. Mit dem Vorgängerwerk vertonte er die Theorie, dass Rockmusik satanische Ursprünge besitzt, was ihn als Christ aber dennoch nicht davon abhält, genau diese als Ausdrucksform seiner Messages zu nutzen, ja Johnson outet sich gleichzeitig als echter Metal-Fan. Und genauso schreckt er auf seinem neuesten Album auch nicht davor zurück, die Sicht Luzifers einzunehmen, um die Geschichte zu erzählen, wie Satan die Kirche seit Anbeginn ihres Bestehens nutzt, um die Menschen seinem Willen zu unterwerfen. Dabei hat er das Booklet neben den Texten mit Zitaten aus der Bibel sowie von verschiedenen Philosophen, Predigern oder Theologen ausgestattet, so dass man sich wirklich tief in dieses Konzeptwerk einarbeiten kann.

Musikalisch geht Sidney Allen Johnson einen eigenen Weg. Seine Musik ist simpel gehalten und die Wurzeln sind im ursprünglichen Rock´n´Roll zu suchen. Dennoch ist der Sound von BABYLON MYSTERY ORCHESTRA am ehesten in die Gothic-Metal-Schublade einzuordnen, was vor allem durch die tiefe, mächtige Stimme von Sidney unterstrichen wird. Auf schmückenden Schnickschnack verzichtet Johnson weitestgehend, ab und an wird die Atmosphäre durch Chor- oder Flächenkeyboards unterstrichen und auch das ein oder andere Gitarrensolo ist dennoch dabei. Letztendlich steht aber immer der Song an sich im Vordergrund und auch hier gibt sich Sidney weitgehend minimalistisch. So gehen alle Lieder schnell ins Ohr und bleiben dort auch hängen, die Struktur ist leicht durchschaubar, die Riffs und Drumbeats geradezu unverschämt simpel. Und dennoch ist die Musik eindringlich, ausdrucksstark und aussagekräftig. Einige Tex-Mex-Einsprengsel geben dem Ganzen eine besondere Würze.
Letztendlich strahlt das Album seine Ganze Wirkung aber erst in seiner Gesamtheit aus. Und dann entdeckt man auch die vielen Hits, die dieses Album in sich birgt, die einem das Album immer und immer wieder in den Player legen lassen. Angefangen vom getragenen Holy Ghost, über die Mörder-Ballade One Way, one Truth, one Life bis hin zum mit einem simplen Rock´n´Roll-Beat ausgestattetem dreigeteilten Superczar.
White Metal mal ganz anders. The Great Apostasy: A Conspiracs of Satanic Christianity dürfte mit Sicherheit ein breiteres Publikum finden, wenn sich denn entsprechende Vertriebswege auftun. Für mich ist dieses Album auf jeden Fall eine der herausragenden Veröffentlichungen dieser Tage.

Veröffentlichungstermin: 07. Februar 2006

Line-Up:
Sidney Allen Johnson – Alle Instrumente und Gesang

Produziert von Sidney Allen Johnson
Label: Eigenproduktion

Homepage: http://www.babylonmysteryorchestra.com

Tracklist:
1. Holy Ghost
2. Pentecost
3. I, Lucifer
4. Prey For Me
5. One Way, One Truth, One Life
6. Church Of State
7. Eye Of The Needle
8. Wolf In The Fold
9. Who Mourns For Philadelphia?
10. King Of The Earth
11. Antichrist Superczar

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