DEVANIC: Mask Industries

Keine Lust mehr auf stille Nächte, jingelnde Bells und leise rieselnden Schnee? Wo die Melo-Deather DEVANIC hinschlagen, wächst im kommenden Winter jedenfalls kein Christbaum mehr…

Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie mir anno 2004 eine österreichische Melodic Death-Combo die Weihnachtsstimmung so richtig vermiest hat. Nicht doch, DEVANICs Demo Mask Installed hatte mich seinerzeit weder enttäuscht noch mich der Schreiblust beraubt. Aber bei dieser ungeahnten Urgewalt, die ganze Christbaumwälder abzuholzen und auch jeden mit noch so wuchtiger Rute auflaufenden Weihnachtsmann in die Flucht zu schlagen vermochte, blieb eben nicht wirklich viel Raum für leise rieselnden Schnee, stille Nächte oder klingende Glöckchen übrig. Vermisst habe ich meinen Adventskalender in dieser rühmlichen Zeit jedoch nie, schließlich tat sich jeden Tag wieder einer neues Türchen in einer rundum gelungenen, vielschichtigen und süchtig machenden Demo auf…

Doch dann das: Das Weihnachtsfest war wider Erwarten nicht flach gefallen und nachdem man zum wiederholten Male von der eigenen Sippe mit lieb gemeinten Sinnlosigkeiten überhäuft wurde, war das Album plötzlich so gut wie vergessen, bis es schließlich endgültig in den Untiefen des Rezensenten-Regals verschwand. Knapp anderthalb Jahre später melden sich die Wiener nun mit ihrem ersten Full-Length Album Mask Industries und einem Plattendeal beim noch unbekannten Label Rebeat Music zurück, und tatsächlich ist das Teil so gut geworden, dass man schon ein wenig an sich selbst zu zweifeln beginnt: Wie konnte man nur in die Verlegenheit geraten, Elchtod-Hits wie Reborn Again oder den formidablen Titeltrack über einen so langen Zeitraum schlichtweg zu vergessen? Die Erinnerung kehrt jedenfalls schneller zurück, als man Oh Tannenbaum sagen kann und hat man das fast bis zur Unkenntlichkeit verstaubte Vorgängeralbum einmal herausgekramt, sowie sich die beiden Tonträger noch einmal im direkten Vergleich angehört, so muss man der Band um Schreihals Andreas Danzer zugestehen, dass sie in der Zwischenzeit nochmal eine ganze Schippe an Professionalität draufgepackt haben. Stilistisch hat sich im Grunde gar nicht allzu viel verändert, zumal wirklich alle Songs von Mask Installed den Weg auf das Debütalbum gefunden haben. Die Verbesserung liegt im Detail, das merkt man allein schon am wesentlich transparenteren Sound, auch wenn vor allem die Gitarrenklänge immer noch nicht mit dem der großen Brüder im Genre konkurrieren können. Doch vor allem das Drumming von Mike Pawlowitsch klingt nun nicht mehr nach dem unter Zeitdruck in die Wand hämmernden Handwerker aus Nachbars Wohnung, sondern bietet dem stark verbesserten Zusammenspiel der Combo ein niet- und nagelfestes Fundament – wer Dimensions noch von der Demo her kennt, wird von dem neuen Schlagzeugintro mehr als nur überrascht sein!

Doch das ist noch lange nicht alles, denn neben den acht bereits bekannten Stücken haben die Musiker selbstverständlich auch einige Neukompostionen in petto. An ihnen kann man schließlich auch erkennen, dass die Entwicklung der Band erfreulicherweise etwas von den ausgetretenen IN FLAMES und SOILWORK-Pfaden abdriftet und das Quintett hörbar versucht, noch eine neue Insel im recht dicht besiedelten Melodic Death-Sumpf zu erobern. Strike Back ist zum Beispiel so ein Teil, das mich spontan an TESTAMENT zu The Gathering-Zeiten erinnert, demnach eine ganze spur thrashiger als der melodische Rest der Scheibe wirkt und den alten Stücken locker das Wasser reichen kann. Besonders auffällig sind schließlich noch die Gitarrenriffs bei Watch Out Be Aware, die sich klar und deutlich an METALLICAs Reload-Phase anbiedern und in Verbindung mit der DARK TRANQUILLITY-Strophe eine ziemlich coole Atmosphäre schaffen. Das ist zwar auch nicht wirklich neu, bewirkt aber ein wesentlich höheres Maß an Abwechslung, als es noch auf der Debütscheibe der Fall war. Auffällig an den neuen Stücken ist in jedem Fall der erhöhte Härtegrad (Use your Skill lunzt sogar ein bisschen in AT THE GATES-Regionen) und ich für meinen Teil kann nur sagen, dass diese Manier der Band noch einen Tick besser zu Gesicht steht.

Was soll man nach einer knappen Stunde durchweg hochkarätigem Todesblei also noch für ein Fazit ziehen? War Mask Installed sozusagen das erste maschinelle Experiment der sympathischen Band, so hat sie mit Mask Industries (GmbH) nun eine hocheffiziente Fabrik eröffnet. Für das nächste Weihnachtsfest sehe ich jedenfalls schwarz, vielleicht trifft man den Weihnachtsmann ja stattdessen auf einem Maskenball!

Veröffentlichungstermin: 01.04.2006

Spielzeit: 58:05 Min.

Line-Up:
Andreas Danzer – vocals
Nickolaus Vuckovic – lead guitars
Christian Novak – rhythm guitars
Peter Knall – bass
Michael Pawlowitsch – drums

Produziert von Devanic & Nickolaus Vuckovic
Label: Rebeat Music

Homepage: http://www.devanic.com

Email: info@devanic.com

Tracklist:
01. The machine
02. Mask installed
03. Empire of light
04. Strike back
05. Same shot
06. Reborn again
07. You will see
08. Watch out be aware
09. Use your skill
10. You live, you die
11. Command me Reinhören
12. Memories of broken dreams
13. I am
14. Focus
15. Ignorance
16. Dimensions of no real return

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