POTENTIA ANIMI: Psalm II

Die Bruderschaft von POTENTIA ANIMI hat sich einen sehr schmalen Grad ausgesucht, um Mittelalter-Rock Fans in ihre Klostergemäuer zu locken.

Die Bruderschaft von POTENTIA ANIMI hat sich einen sehr schmalen Grad ausgesucht, um Mittelalter-Rock Fans in ihre Klostergemäuer zu locken. Da wird zum einen ernsthaft versucht, das musikalisch Opulente von CORVUS CORAX in ein spitzbübisches Textgewand zu stecken, zum anderen lässt man eingängigen Mittelalter-Rock gegen neuzeitliche Rap- und Elektro-Klänge ankämpfen und wiederbelebt kontrastreich auch noch das altehrwürdige Latein.

Was sich nun vielleicht vielversprechend und vor allem abwechslungsreich anhört, krankt allerdings daran, dass Psalm II weder Fisch noch Fleisch ist. Soll man POTENTIA ANIMI nun als Spaßtruppe ansehen oder soll man doch hochwertigen Mittelalter Rock erwarten? Die Band macht einem die Erwartungshaltung nicht gerade einfach, versucht sie sich doch auf beiden Seiten zu bewähren. Und leider können sie da wie dort nicht überzeugen. Wenngleich das eine oder andere Schmunzeln im Bereich des Möglichen liegt, so ist der Humorfaktor insgesamt zu platt, um dauerhaft zu unterhalten. Und was die musikalische Qualität anbelangt, so schafft es die Band leider nicht, das angestrebte Niveau zu halten. Vor allem aufgrund der mäßigen Produktion, die dem Gitarren- und Schlagzeugsound sehr viel an Kraft raubt. Rockigere Nummern wie Der verlorene Haufen kommen daher einfach nicht auf Touren und verheddern sich in der Belanglosigkeit.

Vielversprechend klingen dagegen die Nummern, die instrumental den Stecker ziehen und unplugged mit den adäquaten Instrumenten heruntergeleiert werden. Dort passt dann auch der etwas monoton gehaltene Gesang besser. Zu bedauern ist in diesem Zusammenhang, dass POTENTIA ANIMI nicht mehr Gebrauch von Chorgesängen gemacht haben. So zeigt der mehrstimmig gesungene Refrain zu Eifersucht, dass die Band durchaus mehr zu bieten hätte. Auch der abenteuerliche Gesangsmix in Qui Per Mundum, der ebendiesen Männerchor mit Rap-Gesang und weiblichem World Music-Gesang würzt, lässt mich den Wunsch äußern, dass das Quintett sich in diese Richtung weiterentwickelt. Inwieweit man sich in der Experimentierfreudigkeit vom ursprünglichen Genre schlussendlich entfernen kann, beweist abschließend noch die Dancefloor-Nummer Viva La More, das für meinen Geschmack dann doch wieder zu viel des Guten ist.

Insofern kann man der Bruderschaft schon Eigenständigkeit attestieren, was ja auch eine Form des Lobes ist. Allerdings wirkt das Album gerade wegen der Wandlungsfähigkeit überladen, was die Genrevielfalt betrifft. Als Hörer kommt man fast zu keinem Zeitpunkt in die richtige Stimmung. Kaum hat man angefangen, sich in den gregorianischen Chorgesängen heimisch zu fühlen, macht Psalm II eine 180 Grad-Kehre und rockt in eine ganz andere Richtung. Eine klarere Linie wäre daher wünschenswert.

Veröffentlichungstermin: 28.04.2006

Spielzeit: 45:41 Min.

Line-Up:
Bruder Nachtfraß – Gesang & Cister
Bruder Liebe – Schlagwerk & Gesang
Bruder Schaft- Sackpfeife, Harmonium & Gesang
Bruder Schlaf – Bass & Gesang
Schnabausus Rex – Violine

Produziert von Bruder MMM
Label: Staupa Musica/Metal Blade

Homepage: http://www.potentia-animi.de

Email-Adresse der Band: bruderschaft@potentia-animi.de

Tracklist:
1. Intro
2. Ave Maria
3. Eifersucht
4. Qui Per Mundum
5. Anima Et Animus
6. Manus Ferens
7. Drei Reiter
8. Der verlorene Haufen
9. Bettelweib
10. Non Major
11. Räuber
12. Ewigkeit
13. Viva La More

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